Beteiligungsgesellschaften entdecken das Thema Bildung

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Als „Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen”, so verstand Wilhelm von Humboldt vor mehr als 200 Jahren den Begriff Bildung und dehnt ihn damit weit über die reine Vermittlung von Wissen aus. Unsere heutige Welt nennt sich Wissensgesellschaft, und das nicht ohne Grund, denn Wissen bildet die Grundlage für Wachstum und Wohlstand. So wundert es nicht, dass sich Bildung zu einem gewaltigen Markt entwickelt hat, auf dem in Deutschland im Jahr 2011 rund 177 Mrd. EUR ausgegeben wurden – knapp 6,6% des Bruttoinlandsprodukts. Und bis 2015 soll der Anteil der Aufwendungen sogar auf 10% des BIP steigen. Noch rasanter wird sich das Wachstum auf dem privaten Bildungsmarkt vollziehen, der für das Jahr 2011 vom Statistischen Bundesamt mit einem Volumen von 34 Mrd. EUR beziffert wird.

Investoren brauchen ein tiefes Marktverständnis

C4 Bernhard PetersNeben dem öffentlichen und privaten Sektor gliedert sich der Bildungsmarkt in die primäre, sekundäre und tertiäre Ebene. In der Primärstufe werden Kinder bis etwa acht Jahre unterrichtet, die Schulen des sekundären Bildungsbereichs umfassen die weiterführenden Schulen, während die Einrichtungen des tertiären Bereichs auf höhere berufliche Positionen vorbereiten. Auf dem privaten Sektor sind in Deutschland rund 9.000 private Anbieter tätig, wobei die Aktivitäten von der Kindertagesstätte über die private Hochschule bis hin zum E-Learning-Portal reichen. Bernhard Peters, geschäftsführender Gesellschafter bei der Educationpartner GmbH & Co. KG beziffert die Anzahl von privaten Bildungsunternehmen im deutschsprachigen Bereich mit einem Einzelumsatz von 500.000 EUR bis 200 Mio. EUR mit 8.900. Die Educationpartner hat sich auf die Beratung bei Beteiligungsverkäufen am Bildungsmarkt spezialisiert. „Der Sektor für private Anbieter wächst und bietet Investitionsmöglichkeiten mit einem hohen Maß an Sicherheit“, ist Peters überzeugt. Allerdings gelten auf diesem Markt besondere Regeln. Bildung, so Peters, sei noch immer ein überwiegend regionales Geschäft und beschränke sich auf einen Radius von maximal 40 Kilometern rund um die Einrichtung. Außerdem sei die Qualität der Dienstleistung in einem Höchstmaß geprägt von den Mitarbeitern, die Bildung vermitteln und organisieren – „Rumlaufvermögen“ nennt Peters das Lehrpersonal der Lehranstalten: „Das Bildungsgeschäft ist ein reines People Business.“ Private Equity-Investoren müssten das Geschäft mit der Bildung verstehen, sonst seien sie kein Sparringspartner für die Schulen.

Investitionen im Bildungsmarkt nehmen zu

Private Beteiligungsgesellschaften haben den Trend schon vor Jahren erkannt. So wie die Münchner Auctus Capital Partners, die seit 2007 ihre Investments im Bildungsbereich unter der Tochter Career Partner GmbH bündelt. „Bildung ist ein Wachstumsmarkt“, ist sich Florian Buddemeier sicher. Er befasst sich als Investmentmanager bei Auctus schwerpunktmäßig mit den Bereichen Bildung, Healthcare Services und Business Services. Buddemeier rechnet in Zukunft mit Wachstumsraten von rund 15% pro Jahr im Bereich der privaten Hochschulen. Hier ist Auctus vornehmlich über seine Beteiligung an der IUBH, der International University Bad Honnef, vertreten. Auch die Münchner Aurelius AG hat im Frühjahr mit der Übernahme der Fernuniversität Akad von der Franz Cornelsen Bildungsholding Fuß gefasst auf dem Markt der privaten Hochschulen. Vor zwei Jahren war Aurelius mit der Übernahme des Nachhilfespezialisten Studienkreis von Cornelsen sein erstes Engagement auf dem Bildungsmarkt eingegangen. Und im Oktober dieses Jahres hat der Frankfurter Private Equity-Fonds Quadriga Capital die Mehrheit an der ibis-Gruppe erworben; der österreichische Bildungsträger hat sich auf berufliche Aus-und Weiterbildung spezialisiert.