„Die Kosten müssen für die Investoren transparent sein“

Christopher Bödtker, Managing Partner, Akina

VC Magazin: Für den Dachfonds Euro Choice V hat Akina gerade ein erstes Closing bei 173,5 Mio. EUR gemeldet. Unter welchen Vorzeichen steht das Fundraising für institutionelle Dachfonds zurzeit?

Bödtker: Die Situation gestaltet sich im Moment nicht einfach, weder in Europa noch in den USA. Das unsichere Euroumfeld erschwert das Fundraising. Die international breit gestreuten Portfolios von europäischen Investoren haben bislang häufig nur geringe Anteile ihres Kapitals in Private Equity alloziert. Zudem zweifeln sie, ob angesichts der Marktlage ihre Investitionen erweitert werden sollen. In den USA stellt sich die Lage genau gegenteilig dar: Viele amerikanische Investoren sind bereits sehr gut in der Assetklasse investiert, sie befinden sich oft sogar schon am Allokationslimit. Allerdings hat ihre Allokation meist einen Überhang im eigenen Land, viele sind international kaum diversifiziert. Das sind eigentlich gute Nachrichten für nicht amerikanische Fonds. Allerdings tun sich amerikanische Investoren oftmals auch schwer damit, einheimischen Partnern abzusagen. Da Entscheidungen oft in großen Investmentkomitees getroffen werden, ist es für sie auch nicht einfach, antizyklische Investitionen im Euroraum zu tätigen.

VC Magazin: Dennoch stehen viele Institutionelle gerade jetzt unter hohem Renditedruck…

Bödtker: Interessanterweise sind viele institutionelle Investoren derzeit damit konfrontiert, dass im Durchschnitt etwa 70% ihrer Investitionsallokation, insbesondere natürlich alle Investment Grade-Obligationen, keine oder sehr ungenügende Renditen erzielen. Dies erschwert es vor allem auch den Pensionskassen, die jährlichen Zielrenditen zu erzielen. Trotzdem ist der Appetit für rentablere Anlagen noch nicht in dem Ausmaß gestiegen, wie man dies aufgrund des Renditenotstandes erwarten könnte. Strategische Überprüfung der Anlagealternativen, ALM-Studien und teilweise auch der Regulator haben diese Zurückhaltung bewirkt. Wir gehen aber davon aus, dass in nächster Zeit mit einer spürbaren Belebung der Investitionstätigkeit gerechnet werden darf. Insbesondere Produkte, die das schwierige Makroumfeld angemessen in ihre Anlageprinzipien einbeziehen, Value-Strategien umsetzen und von Finanzierungslücken profitieren, die es ermöglichen, zu tiefen Preisen einzusteigen, werden zu den bevorzugten Anlagen gehören.

VC Magazin: Wie setzt sich der Investorenkreis Ihres aktuellen Fonds bislang zusammen?

Bödtker: Etwa 60% der Investoren des Euro Choice V kamen zum Stand des First Closings aus den USA, 40% aus Europa. Mit fast drei Vierteln sind Pensionskassen, öffentliche wie private, am stärksten vertreten, die anderen Investoren sind u.a. Family Offices und Stiftungen. Die meisten Investoren waren bereits in einem oder mehreren Vorgängerfonds investiert und haben uns erneut ihr Vertrauen ausgesprochen.

VC Magazin: Spüren Sie bereits Auswirkungen der AIFM-Regulierung auf das Fundraising?

Bödtker: Die verschärften Regulierungsvorschriften, seien es AIFM oder Dodd-Frank Act, haben einen relativ großen Einfluss auf die Ansprache von Investoren. Einige haben die regulatorischen Anforderungen bereits auf ihrer Checkliste. Dass unser Fonds hier allen Punkten entspricht, ist kein Thema. Bei den Investitionen in die Zielfonds prüfen auch wir die Konformität der Manager. Allerdings wird gerade die AIFM-Regulierung zu deutlichen Mehrkosten für die Fonds führen. Die Bestimmungen sind sehr kompliziert, und die Vorschriften für Distribution und Marketing bedeuten einen deutlichen Mehraufwand.

VC Magazin: Für die Investmententscheidungen institutioneller Investoren spielen die Fondskosten eine immer größere Rolle. Welche Modelle können Fondsangebote hier attraktiv machen?

Bödtker: Investoren achten vermehrt auf die Totalkosten. Daher ist es geboten, die Kosten auf jeder Ebene im Griff zu behalten und den Investoren gegenüber transparent zu machen. Das gilt für operative und administrative Kosten genauso wie bei Investitionskosten oder Steuerverlusten. Da Akina jeweils substanzielle Investitionen in Primärfonds tätigt, kann die Höhe der Management Fee oftmals verhandelt werden. Allenfalls wird diese auch über die Höhe des erfolgsorientierten Carried Interest kompensiert. Bei den Drittkosten jedoch liegt es am Fondsmanager, durch aktives Management Sparpotenziale zu nutzen. Akina hat mittels innovativer Lösungen Drittparteikosten wie Aufwendungen für Anwälte, Administratoren oder Buchprüfer um 20% reduziert und mittels IT-Optimierungen Prozesse und Koordination mit Drittpartien substanziell erleichtert, beschleunigt und damit kosteneffizienter gestaltet.

VC Magazin: Sie setzen mit Ihren Dachfonds auf Investments in europäische Mittelstandsfonds. Was macht den Markt trotz Eurokrise für Ihre Investoren interessant?

Bödtker: Die Nachfrage nach Eigenkapital bei den europäischen Unternehmen ist im Moment sehr groß und wird in Zukunft noch zunehmen. Auf der Angebotsseite sind die Zeiten des Capital Overhang jedoch vorbei: Viele Private Equity-Fonds im Mid Market-Bereich haben nicht mehr viel des sogenannten Dry Powders zur Verfügung. Nach Berechnungen von Akina stammen 55% des Dry Powders von Fonds, welche zwischen 2006 und Mitte 2008 geraist wurden und deren Investmentperiode Ende 2013 ausläuft. Das Fundraising für neue Fonds verläuft zudem schleppend. Nur die allerbesten Manager werden neue Runden schließen können. Diese werden dann einen sehr attraktiven Markt vorfinden, welcher Investoren sehr gute Chancen bietet.

VC Magazin: Mit dem neuen Fonds sind auch Secondary-Investments geplant. Welche Strategie verfolgen Sie hier genau?

Bödtker: Akina verfolgt im Secondary-Bereich seit Langem eine klare Strategie. Es gibt mittlerweile einen Megamarkt mit milliardenschweren spezialisierten Dachfonds, die mehrheitlich ganze Portfolios kaufen. Dieser Markt ist noch kompetitiver als in der Vergangenheit. Wir erwarten deshalb zwar weiterhin gute relative Renditen, aber einen starken Druck auf die absoluten Ertragszahlen. Akina ist demgegenüber Value-Investor, Käufer von einzelnen Fondsanteilen. Hier entscheiden Diskretion, effiziente Abwicklung und vor allem das Verständnis der unterliegenden Portfoliogesellschaften über die Attraktivität des Kaufes. Wie für Primärinvestitionen haben wir auch im Sekundärbereich für jedes Land eine Strategie und gehen aktiv auf die Fondsmanager zu, von denen wir Sekundärpositionen kaufen wollen. Deshalb muss man die Zielfonds sehr genau kennen, um dann auch schnell genug reagieren zu können. In unseren gemischten Portfolios nutzen wir den Sekundärmarkt auch, um Anteile an Fonds zu erhöhen, in denen wir bereits investiert sind, und so unseren Einstiegspreis zu reduzieren. Attraktiv ist oft auch der hohe Abschlag. Gerade unter den Fonds aus dem Jahr 2009 sind einige, die eine sehr gute Rendite versprechen.

VC Magazin: Ihr erster Dachfonds aus der Euro Choice-Reihe ist bereits in der Liquidationsphase. Welchen Return konnten Sie bereits an die Investoren ausschütten?

Bödtker: Auf Zielfondsebene stehen wir derzeit bei einer Bruttorendite von 2,6 mal auf realisierte Investitionen, wobei wir hier von weit mehr als 100 realisierten Investitionen sprechen. Unser Ziel ist es, an unsere Investoren zweimal den investierten Betrag auszuschütten. Unsere Investoren scheinen sehr zufrieden zu sein: Drei Viertel unserer bestehenden Investoren haben sich auch am neuen Fonds beteiligt. Das zeugt von großem Vertrauen unserer Investoren in die Kapazität von Akina, auch in einem schwierigen, zukünftigen Umfeld überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Sie scheinen darauf zu setzen, dass ein Spezialist, dessen Equipe sich ausschließlich mit Europa auseinandersetzt, am besten versteht, wo die Sweet Spots in unseren Zielmärkten sind. Auf einen Blindflug lässt sich im aktuellen Marktumfeld niemand ein.

VC Magazin: Danke für das Gespräch, Herr Bödtker.

 

Zum Gesprächspartner

Christopher Bödtker ist Managing Partner beim Dach- und direkten Koinvestitionsfonds Investor Akina. Er ist Vorsitzender des Investmentkomitees und Länderverantwortlicher für die nordeuropäischen Länder. Akina mit Hauptsitz in Zürich verwaltet 1,7 Mrd. EUR von Kunden auf der ganzen Welt.