Größte Chance: Personalisierung

Hohes Entwicklungspotenzial

„Investments in den mobilen Sektor sind eine großartige Chance“, meint Kai Schmude, COO bei Venista Ventures aus Köln. Das Unternehmen wurde 2004 von Christian Teichert und Oliver Michael Wimmeroth gegründet und betätigt sich seit 2010 als Frühphaseninvestor zu mobilen Technologien rund um das Smartphone. Das Potenzial der neuen mobilen Technologien sei für Venista Ventures gar nicht hoch genug zu bewerten. Denn selbst wenn die größten Summen im digitalen Geschäft momentan noch in den Internetbereich, speziell in E-Commerce, fließen, ist sich Schmude sicher, dass das mobile Umfeld auf lange Sicht lukrativer sein wird als bloße Internetinvestitionen: „In einigen Jahren läuft alles über Smartphones.“ Andere Beteiligungsgesellschaften wie Astutia aus München unterscheiden schon gar nicht mehr zwischen „Internet“ und „Mobile“: „Wir sehen mobile Komponenten als elementaren Bestandteil des Internets. Die Grenzen zwischen stationären und mobilen Services werden noch weiter verschwinden“, meint Benedict Rodenstock, inhabender Geschäftsführer von Astutia. Für ihn und seinen Partner Bernd Schrüfer sind mobile Technologien und Apps aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und gehören so auch klar zum Investmentfokus ihrer Beteiligungsgesellschaft. Als besonders spannend erachten Rodenstock und Schrüfer dabei Anwendungen, die das Potenzial haben, die Strukturen traditioneller Branchen aufzubrechen, so wie „WhatsApp“ oder „myTaxi“.

Rege Dynamik

Unzählige Start-ups sprudeln nur so vor Ideen und lassen neue kreative Zentren, in Deutschland allen voran Berlin, entstehen. Doch gerade weil sich im Bereich mobile Technologien so viel tut, heißt das für Venista Ventures als Beteiligungsgesellschaft genau hinsehen: „In diesem hochdynamischen Bereich investieren wir in die solideren Geschäftsmodelle, die von Anfang an mit Kunden Umsätze generieren und insofern auf Nachhaltigkeit angelegt sind“, erklärt Schmude. Momentan ist Venista Ventures an fünf Unternehmen beteiligt, u.a. an dem mobilen Werbenetzwerk KissMyAds und Project Zebra, einem Anbieter von lokal basierten Apps. Durchschnittlich investieren die Kölner dabei im mittleren sechsstelligen Bereich. Eine ähnliche Maxime zum sicheren und vorsorgenden Investieren gilt auch bei Astutia: „Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die App Economy sehr schnelllebig und hitgetrieben ist. Wirkliche Durchbrüche erleben in diesem Markt nur wenige Technologien und Geschäftsmodelle, und die Risiken sind komplex“, so Rodenstock.

Absicherung notwendig

Inkubatoren wie Rheingau Founders aus Berlin unterstützen Start-ups in ihrer frühesten Phase. Das Team um Dr. Tobias Johann, Philipp Hartmann und Kai Hanse hat selbst Gründererfahrung im Internetbereich und wird finanziell vom Hauptinvestor Mountain Partners gestützt. Mit einer Seed-Finanzierung von durchschnittlich 250.000 EUR sichert der Inkubator die erste Lebensdauer der Unternehmen und versucht, erste Umsätze zu machen. Johann macht jedoch klar: „In eine einzelne App viel Geld zu investieren ist in den meisten Fällen nicht besonders sinnvoll.“ Natürlich müsse sich auch ein Inkubator gegen mögliche Misserfolge absichern. Werden innerhalb der ersten sechs bis neun Monate Meilensteine nicht erreicht, heißt es schnell reagieren: „Natürlich haben wir ein hartes Erfolgslimit. Nach der Erstfinanzierung ist den Gründern und uns bewusst, dass es einen klaren Proof of Concept geben muss“, so Johann. Gebe es keine gewichtigen Gründe für die Verzögerung eines Projekts, könne eine Idee auch schnell wieder beerdigt sein, so Johann weiter.

Neue, lukrative Geschäftsmodelle

Fasziniert von den Möglichkeiten der mobilen Technologien ist auch Martin Ostermayer, Gründungsmitglied von Shortcut Ventures aus Hamburg. Gemeinsam mit seinen Partnern Thorsten Rehling und Dirk Freise ist er seit 1999 unternehmerisch aktiv, die Gründungen blau.de und handy.de konnten erfolgreich an den niederländischen Telekommunikationskonzern KPN bzw. an Bertelsmann veräußert werden. Nun will das Trio mit Shortcut Ventures die so gesammelte unternehmerische und technologische Erfahrung weitergeben. Im Februar dieses Jahres konnte Shortcut Ventures das erste Closing im mittleren zweistelligen Millionenbetrag melden. Als größte Investmentchancen sieht Ostermayer hier zum einen den Bereich der sogenannten OTT-Anbieter („over the top“), für ihn und seine Kollegen die „dritte Generation von Mobilfunkern“: Etablierte Internetfirmen wie Skype, aber auch viele Start-ups bieten dabei Apps für Smartphones an, über die man kostenlos Nachrichten verschicken oder telefonieren kann. Die Basis einer kostenlosen App wird somit zur Grundlage neuer, interessanter Geschäftsmodelle, die sich hauptsächlich über Werbung finanzieren. Erstes Start-up im Portfolio von Shortcut Ventures ist in diesem Bereich yuilop, Anbieter eines App-basierten kostenfreien Kommunikationsservices für Smartphones.

Social Media

Wie bei anderen Investoren sind auch Social Media ein Hauptaugenmerk bei Shortcut Ventures, ein Bereich, der laut Ostermayer durch die Übernahme von Instagram durch Facebook erneut besonderen Auftrieb bekommen hat. „Man muss sich vor Augen halten, dass knapp die Hälfte aller Facebook-Nutzer das soziale Netzwerk auf mobilen Geräten nutzt“, meint Ostermayer. Instagram – als App entwickelt, über die Fotos geteilt und soziale Netzwerke aufgebaut werden können – steht somit stellvertretend für den hohen Stellenwert, den sowohl Nutzer als auch Investoren sozialen Netzwerken einräumen. Obwohl Instagram noch keine nennenswerten Umsätze verzeichnen konnte und zum Zeitpunkt der Übernahme gerade einmal 13 Mitarbeiter beschäftigte, war Facebook dazu bereit, 1 Mrd. USD für das 2010 gegründete Start-up hinzulegen.

Revolution im Dienstleistungsbereich

Potenzial für Marketing- und Werbezwecke sieht auch Schmude, und zwar besonders im Bereich Geo-Localization. Wird die GPS-Funktion freigegeben, können externe Dienstleister ermitteln, wer das mobile Gerät gerade wo nutzt – Online-Werbung und Angebote können so maßgeschneidert beim Nutzer ankommen. Dienstleistungsthemen sind auch Hauptaugenmerk von Philipp Hartmann von Rheingau Founders. Hartmann war Gründungsgeschäftsführer der mobilen Anzeigenplattform Madvertise und schaut beim Thema mobile Dienstleistungen weniger auf einzelne Apps und Technologien, sondern viel mehr auf die großen Geschäftsmodelle, die sich hinter den neuesten Entwicklungen verbergen: „Große Themen sind auf jeden Fall Netzwerke und die Analysefunktion rund um das Thema Mobile, also Standortbestimmungen des Nutzers und das Erstellen von Verhaltensprofilen. Konkret geht es um die Frage, wie der mobile Nutzer agiert“, erklärt Hartmann.

Fazit:

Für Nutzer liegt der größte Reiz im mobilen Bereich wohl bei Social Media, Mobile Games und alltagserleichternden Dienstleistungen. Hier docken Unternehmen und Investoren an, um Geschäftsmodelle und Funktionen immer weiter zu personalisieren und zielgenau auf den jeweiligen Benutzer auszurichten. Dabei steht das Ausschöpfen des Investitionspotenzials im mobilen Bereich gerade noch am Anfang; soziale Netzwerke erweisen sich hierbei als unerschöpfliche Informationsquellen, deren wirklicher Wert noch viel Zukunftspotenzial bereithält.