Interview mit Christoph Gerlinger, German Startups Group

VC Magazin: Im Segment der Inkubatoren gibt es in letzter Zeit einige Veränderungen, zum Beispiel das Ende von HackFwd oder die Neuausrichtungen bei Team Europe und M Cube. Inwieweit betrifft Euch das in der Zusammenarbeit und stehen auch bei Rheingau Founders Veränderungen an?
Gerlinger: Bei den Rheingau Founders sehen wir keinen Anlass für Veränderungen. Es ist aber klar, dass das Inkubations-Geschäft viel Hands-on-Arbeit erfordert, die anstrengend ist. Und wir lernen ja alle jeden einzelnen Tag dazu. Die Fokussierung bei Team Europe ist vor dem Hintergrund nachvollziehbar, dass es einfacher ist, sich über die assoziierte PointNine an Unternehmen zu beteiligen, als sie von Null an selbst aufzubauen. Das kann man nur für eine sehr kleine Anzahl Start-ups leisten. Dafür bezahlt man bei bloßer Beteiligung natürlich meistens auch eine höhere Bewertung. Insgesamt sehe ich die ständigen Veränderungen im Inkubatoren-Sektor ganz entspannt. Wir arbeiten gerne mit denen, die gerade in einer erfolgreichen, kreativen Phase sind. Wie die meisten Dinge verläuft das in Wellenbewegungen und nach dem Wildwuchs, den wir in den letzten Jahren gesehen haben, ist eine Marktkonsolidierung hilfreich.

VC Magazin: Crowdinvesting gewinnt zunehmend an Bedeutung. Meine Spielzeugkiste aus Eurem Portfolio hat Ende letzten Jahres die zweite Schwarmfinanzierungsrunde durchgeführt. Wie stehst Du als Investor solchen Aktivitäten gegenüber?
Gerlinger: Für uns ist Crowdinvesting eine interessante zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit für Start-ups. Bei Meine Spielzeugkiste funktioniert das zum Beispiel wunderbar, weil es gleichzeitig das operative Geschäft positiv beeinflusst und das Unternehmen bekannter macht. Kunden können sich beteiligen und Investoren zu Kunden werden. Daher gibt es bei uns als Investor keine Vorbehalte. Kritischer bin ich allerdings bei der Frage, ob diejenigen, die über Crowdinvesting-Plattformen ihr Geld investieren, wirklich immer genau wissen, was sie da im Einzelnen tun und dass es sich um Wagniskapital mit hohen Ausfallrisiken handelt, die sich nur durch professionelles Vorgehen und Diversifikationseffekte eines Portfolios verringern lassen. Leider gibt es nur sehr wenige Möglichkeiten für interessierte Anleger, sich einfach, effizient und risikodiversifiziert an der deutsche Start-up-Szene zu beteiligen. Das ist ärgerlich, denn ich bin sicher, dass German Engineering in der gesamten digitalen Revolution aller Wirtschaftsbereiche eine große Rolle spielen und große Vermögenswerte schaffen wird.