CFH Beteiligungsgesellschaft: Kapital aus und für Sachsen

Uwe Steinbrich / pixelio.de
Die CFH Beteiligungsgesellschaft ist eine Gründung der Sachsen LB.

Viel Geld für Gründer

Die Erfahrung ist auf breiter Ebene vorhanden – sowohl als Organisation als auch bei den handelnden Personen: Die CFH Beteiligungsgesellschaft wurde bereits 1995 gegründet und Manager wie Christian Vogel (seit 2003 Geschäftsführer) oder Sören Schuster (seit 2007 Geschäftsführer des TGFS – Technologie-Gründerfonds Sachsen) sind ebenfalls seit den 1990ern in der Branche aktiv. Auch Kapital ist reichlich vorhanden. So brachten es vier durch die CFH gemanagte Fonds, die aktuell in der Desinvestitionsphase sind, zusammen auf 86 Mio. EUR, und die zwei aktiven Fonds kommen zusammen auf 95 Mio. EUR. Damit werden auch beide Investitionsschwerpunkte des regionalen Kapitalgebers – mittelständische oder junge Unternehmen – abgedeckt. Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS) verfügt über ein Volumen von 35 Mio. EUR, der TGFS von 60 Mio. EUR. Letzterer ist inhaltlich aber noch einmal unterteilt. „Ein Drittel des Kapitals steht für die Seedphase zur Verfügung, zwei Drittel für klassische Start-ups“, klärt Vogel auf.

Umbau abgeschlossen

Als einer der ersten Vertreter des deutschen Bankensektors geriet die Sachsen LB, das damalige Mutterhaus der CFH, im Jahr 2007 in Schieflage und wurde im August 2007 von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) übernommen. Kurz vor diesem Schritt fiel gemeinsam mit drei regionalen Sparkassen die Entscheidung, mit dem TGFS einen Fonds für die frühe Phase aufzulegen. „Die LBBW hat das Commitment aber aufgrund des Konzeptes einer engen Zusammenarbeit mit den Sparkassen ohne Diskussionen übernommen, und 2008 wurde der Fonds dann erfolgreich geschlossen“, blickt Vogel zurück. Auf der administrativen Seite wirkte sich die Übernahme dennoch aus: Im Frühjahr 2009 bündelte die LBBW ihr Eigenkapitalgeschäft unter dem Dach der Süd Beteiligungen GmbH (SüdBG), welche neben der CFH noch Süd Private Equity, SüdKB und LRP Capital vereint. „Auf unser Tagesgeschäft hat das aber keinen Einfluss“, kommentiert Vogel, der auch einer der Geschäftsführer der SüdBG ist, diese Maßnahme. Eine deutliche Änderung der Geschäftstätigkeit hat es trotzdem gegeben. Ursprünglich war CFH in kleinem Maßstab auch als Private Equity-Dachfonds aktiv, um das Risikoprofil der Direktinvestments abzurunden. Über 14 Fondsbeteiligungen wurden eingegangen, der Schwerpunkt lag auf einer osteuropäischen Ausrichtung bzw. auf mittleren Buyout-Fonds. „Wir haben diesen Bereich aber hinsichtlich neuer Investments eingestellt, um uns auf unser Kerngeschäft, das Direktinvestment, zu konzentrieren“, erläutert Vogel die Konzentration auf das Wesentliche. Vor allem bei den Investments des Early Stage-Fonds ist dabei hilfreich, gemeinsame Sache mit den regionalen Gesellschaftern zu machen.

Regional ausgerichtet

„Auf der einen Seite betreiben die drei Sparkassen, die Mitinvestoren im TGFS sind, sehr aktiv Akquise. Anschließend treffen wir gemeinsam eine Vorauswahl“, beschreibt Vogel den Prozess. Auf der anderen Seite würden viele Anfragen und Businesspläne aus dem gesamten Bundesgebiet eigeninitiativ nach Leipzig geschickt, „weil es derzeit ja einen Mangel an Seed Capital gibt“, so der erfahrene Manager. Der überwiegende Teil dieser Anfragen werde aber fast schon automatisch aussortiert, weil er außerhalb des Investmentkriterien des Gründerfonds liegt: Es können nur Unternehmen finanziert werden, die entweder aus Sachsen stammen oder vor Ort einen wesentlichen Teil des Geschäfts betreiben. Davon abgesehen legen die Investment Manager aus Leipzig aber die gleichen Maßstäbe an wie beispielsweise private Fonds, die bundesweit oder gar paneuropäisch investieren können. „Wir brauchen ein Geschäftsmodell, das Venture Capital-konform ist, und eine Kerntechnologie, die hohe Wachstumsraten ermöglicht“, unterstreicht Vogel. Bei den Branchen liegt das Augenmerk besonders auf Cleantech, Maschinenbau, IT/Internet, Halbleitertechnologien oder Sensortechnik. Die Clusterbildung in Sachsen, beispielsweise mit Silicon Saxony rund um Dresden oder dem Bereich Sensortechnik in Chemnitz, erleichtert dabei den Zugang zu Spitzentechnologien. Außerdem müsse das Team entweder erfahren oder entwicklungsfähig sein, so Vogel: „Businesspläne sind in den seltensten Fällen perfekt, im Regelfall müssen wir sie gemeinsam anpassen.“

Pragmatische Ansichten

Nach der positiven Entscheidung für eine Due Diligence können im besten Fall vier bis sechs Wochen bis zur Einigung verstreichen. „Das funktioniert, wenn der Businessplan wenige Fragen aufwirft und das Gründerteam einen erfahrenen Fachanwalt an seiner Seite hat“, erläutert Schuster. Anders sehe es dagegen aus, wenn es sich um den Technologietransfer aus einem Forschungsinstitut handelt, meint er: „Bis hier die IP-Situation geklärt ist, dauert es meist etwas länger. Wichtiger als die Zeit ist aber, dass die Lösung für beide Seiten zufriedenstellend ist.“ Stets werde auch angestrebt, Co-Investoren von einem Engagement zu überzeugen, weil mehr Finanzkraft zu besseren Ergebnisse führe. Ähnlich pragmatisch agiert CFH beim Gründerfonds auch, wenn es um die Haltedauer einer Beteiligung geht. Angestrebt ist der übliche Rahmen von drei bis fünf Jahren. In der ersten Runde wird das Start-up dabei für ein bis zwei Jahre durchfinanziert, weitere Runden können bei Bedarf mitgetragen werden. In zwei Fällen – Urotec und Blue Wonder – ist es bislang aber nicht so weit gekommen, denn opportunistisch hätten sich interessante Verkaufsoptionen ergeben. „In dem einen Fall haben wir das eingesetzte Kapital 10x zurückerhalten, in dem anderen betrug der IRR 20%“, meint Vogel zufrieden. In beiden Fällen waren Industrieunternehmen die Käufer, die auch grundsätzlich als bevorzugte Käufergruppe angesehen werden.

Kapital auch für den Mittelstand

Neben dem Technologiegründerfonds Sachsen betreuen Vogel und sein Team noch den Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen. Die Bandbreite an Möglichkeiten reicht dabei von Mezzanine-Finanzierungen bis zu Minderheitsbeteiligungen. Auch können Eigenkapital und Mezzanine individuell kombiniert werden, um dem jeweiligen Unternehmen optimal zu helfen. Das Volumen des 2005 geschlossenen Fonds liegt bei 35 Mio. EUR – ist allerdings weitgehend ausinvestiert. „Wir können noch ein bis zwei neue Investments eingehen und erwarten mittelfristig einige interessante Exits von den derzeit zwölf Portfolio-Unternehmen“, erläutert Vogel. Bald soll es aber wieder mehr Kapital geben, denn derzeit arbeitet CFH gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen und den bewährten Sparkassenpartnern aus Chemnitz, Dresden und Leipzig an einem neuen Wachstums-Fonds.

Fazit:

Mit der CFH Beteiligungsgesellschaft können sich angehende Gründer und mittelständische Unternehmer in Sachsen auf einen engagierten Investor verlassen, der als Gesellschaft alle Höhen und Tiefen des Geschäfts bereits kennt und dessen führendes Personal über langjährige Branchenerfahrung verfügt. Dazu ist vor allem im Frühphasenbereich ausreichend Kapital vorhanden – die noch vorhandenen Mittel sollen laut Unternehmensangaben für gut sechs weitere Jahre reichen. Auch der regionale Mittelstand wird bald wieder an Mittel kommen: Der derzeitige Fonds ist zwar faktisch ausinvestiert, aber ein neuer wird gerade aufgelegt.

Torsten Paßmann

Kurzprofil CFH Beteiligungsgesellschaft im Verbund der SüdBG

Typ:                           Private Equity-Gesellschaft
Standort:                    Leipzig
Gründung:                  1995
Investment Professionals:      11
Verwaltete Fonds:       2 aktive + 4 in der Desinvestitionsphase
Verwaltetes Kapital:     95 + 86 Mio. EUR
Internet:                     www.cfh.de, www.suedbg.de

Portfolio-Unternehmen TGFS (Auswahl)

Name                        Sitz                Beteiligt seit
Aluheat          
           Freiberg          August 2010
MyMobai                    Leipzig            Mai 2010
Riboxx                        Dresden         Dezember 2009
Qoniac                       Dresden         November 2009
Heliatek                     Dresden         November 2009
PaperC                      Leipzig            Oktober 2009
Druck und Werte         Leipzig            September 2009