Michael Reul, Co-Founder und CEO, iVenture- Capital im Interview

VC Magazin: Welche aktuellen Trends beobachten Sie in der Games-Szene?

Reul: 2013 werden Mobile Games weiterhin massiv neue Spielergruppen erschließen. Spieleentwickler haben es bereits im vergangenen Jahr exzellent verstanden, für jede Zielgruppe passende Spieletitel anzubieten. Die Mehrheit aller iPhone- und iPad-Besitzer hat schon mal ein Game heruntergeladen. Mobile Devices mit Android sind in puncto Verbreitung dabei, den Vorsprung von Apple aufzuholen. Doch lassen sich Games für Apple-Plattformen besser monetarisieren. Schaut man sich die Top-Titel im App Store an, dann sieht man zudem, wie gut aktuelle Free to Play-Titel in den Umsatz-Charts performen. Jedem Spieleentwickler ist daher klar, dass erfolgreiche Titel in Zukunft zumindest um Teilaspekte und Kernprinzipien dieses Monetarisierungsmodells nicht herumkommen werden. Neben Mobile und Free to Play wird 2013 das Jahr der neuen Konsolen: Aktuell wurden gleich mehrere kompakte Konsolen mit Android-Betriebssystemen angekündigt – und zwar alle von neuen Playern in diesem Bereich. Die etablierten Konsolenanbieter Microsoft und Sony werden daher nachziehen und aller Voraussicht nach in Kürze neue leistungsstarke Hardware ankündigen.

VC Magazin: Was unterscheidet Investitionen im Bereich Gaming von Investments in andere Technologiebereiche?

Reul: Die Games-Branche ist eine der innovativsten Branchen überhaupt. Gleichzeitig ist die Branche Heimat vieler Nerds und Freigeister. Diese werden auch gebraucht, um neue spannende Spielideen zu entwickeln, doch sollte immer die benötigte Finanzierung mitbedacht werden. Gerade junge Games Start-ups sind daran interessiert, sich auf die Umsetzung des Kerns einer Idee zu fokussieren. Business-Entscheidungen und eine klare Strategie zur Monetarisierung erhalten daher zum Teil weniger Aufmerksamkeit als notwendig wäre. Unsere Unterstützung in den verschiedensten Bereichen wie z.B. Reichweitengenerierung, Konvertierung und Bindung von Spielern, Vermarktung und Monetarisierung von Spielen, gemeinsame Präsenz bei Veranstaltungen, SEO und SEM, Billing oder auch administrative Unterstützung wie Personalsuche und Buchhaltung wird daher gerne angenommen. Ich glaube, Spieleentwickler merken schnell, dass wir eher als Unternehmer handeln und weniger als klassische Investoren.

VC Magazin: Wie wird sich die Gaming-Szene in den nächsten Jahren entwickeln?

Reul: Der Cross-Plattform-Trend wird weiter zunehmen, das bedeutet, zukünftig werden Spieler die Möglichkeit haben, Inhalte plattformunabhängig zu nutzen: zu Hause auf ihrem Computer, unterwegs auf dem Smartphone oder Tablet. Über die Speicherung des eigenen Fortschritts in der Cloud haben Spieler die Möglichkeit, ein Game auf unterschiedlichen Devices zu spielen. Dies wird neben Mobile und neuen Streaming-Technologien den technischen Fortschritt bestimmen. Gleichzeitig wird es viele neue Start-ups geben, die Ideen vorstellen, die wir so noch nicht gesehen haben. Das macht diesen Markt so spannend.

VC Magazin: Nach welchen Ideen hält iVenture Capital Ausschau?

Reul: Wir suchen weiterhin innovative Spieleentwickler und Games Service-Anbieter. Dabei verfolgen wir unseren „Smart Money“-Ansatz, das heißt, wir bieten nicht nur die Finanzierung, sondern auch Erfahrung im Aufbau erfolgreicher (Internet-)Unternehmen, und geben diese auch weiter. Dazu kommen außerdem die positiven Synergie-Effekte zwischen den Portfoliounternehmen aufgrund unserer Fokussierung auf die Games-Branche, die wir proaktiv unterstützen.

VC Magazin: Danke für das Interview, Herr Reul.