Neun Fragen an Larah Sophie Neidlinger, Chailove

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Dein Start-up?
Neidlinger: Ich würde mich als Wohlfühlmensch bezeichnen, interessiere mich für andere Kulturen und verreise sehr gerne. Vor einiger Zeit frühstückte ich mit einer Freundin in unserem Lieblingscafé und trank meinen ersten Chai Latte – für mich das perfekte Wohlfühlgetränk. Sofort war ich total verliebt in den himmlisch-würzigen Geschmack des indischen Nationalgetränks. Vor ca. einem Jahr kam parallel dazu innerhalb meines Freundeskreises die Idee auf, ein Start-up zu gründen. Dort konnte ich zum ersten Mal den Prozess von Gründung, Webseitenerstellung bis hin zu Design und Marketing miterleben und erfahrenen Leuten über die Schulter schauen. Auf diese Weise habe ich gelernt, wie man bei einer Produktentwicklung und der dazugehörigen Gründung vorgehen muss. Dies war für mich sehr hilfreich. Zunächst habe ich mir bei der Idee zu Chailove den Markt für Chai Latte angesehen und die Produkte voneinander abgegrenzt. Anfangs dachte ich, dass ich mich dort niemals etablieren könnte. Doch dann hatte ich die Idee Chai Latte über einen Onlinekonfigurator anzubieten. Schlussendlich haben sich über 200 Kombinationsmöglichkeiten ergeben, die jeden Geschmack treffen. Darüberhinaus war es mir bei der Produktentwicklung sehr wichtig echte Gewürze und Assam zu verwenden. Nach langer Rezeptentwicklung, Design und Webseitenerstellung wagte ich mich nun vor zwei Monaten heraus aus dem Worldwide Web und konnte die ersten Cafés für Chailove begeistern.

VC Magazin: Chai Latte hat sich in den letzten Jahren zu einem wahren Trendgetränk entwickelt und wird inzwischen sogar bei McDonalds angeboten. Wo siehst Du Deine Chancen bei so starkem Wettbewerb?
Neidlinger: Chai Latte ist für mich das wunderbarste Getränk der Welt, somit kann ich den Trend voll und ganz nachvollziehen. Im zweiten und dritten Monat verzeichneten wir bereits Wachstumsraten von über 100% Onlinebereich, Offline sind wir in Cafés in Augsburg, Stuttgart, Reutte (Österreich) und bald in München vertreten. Außerdem sind wir in Verhandlungen mit weiteren Cafés und Restaurants. Zahlreiche Foodblogger berichten bereits über Chailove und sind hellauf begeistert. Durch die Geschmacksvielfalt von Chailove ist das Produkt in der Branche einzigartig. Ich bin davon überzeugt, dass die Chancen für eine langfristige Etablierung am Markt sehr gut stehen.

VC Magazin: Wie hast Du die erste Finanzierung Deiner Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Neidlinger: Initial habe ich 1.000 EUR für Zutaten, Testing, Verpackungen etc. ausgegeben. Dieses Geld habe ich während der Schulzeit durch Babysitten und Kellnern angespart. Den Setup des Onlineshops habe ich alleine vorgenommen. Das nötige Wissen hierfür konnte ich bei Freunden, im Internet, in Foren sowie in Video-Tutorials finden und anschließend anwenden. Ebenso sind mir die Tools für Onlinewerbung durch ein Praktikum vertraut. Dadurch sind hohe Ausgaben wie zum Beispiel Buchungen bei Werbeagenturen nicht nötig. Aus diesem Grund habe ich nie nach einem Kapitalgeber gesucht und bin momentan auch nicht an Investoren und Finanzierungen interessiert und fokussiere mich eher auf langfristige Vertriebspartner in der Gastronomie und im Einzelhandel.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Neidlinger: Die Motivation mich selbständig zu machen kommt aus meiner familiären Situation. Meine Eltern arbeiteten im Logistikbereich bei Weltbild, die nun an Also ausgelagert wurde. Seit dem Insolvenzverfahren müssen meine Eltern ständig um ihren Arbeitsplatz bangen und sich auf ihre Entlassung einstellen. Ich war es satt mitanzusehen wie machtlos man trotz jahrzehntelanger harter Arbeit angesichts dieses finanziellen Fiaskos ist und beschloss daraufhin meine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Im Prinzip besteht das Gründerteam nur aus mir. Inspirationen und Hilfe suche ich mir bei meinen Freunden, die ihrerseits selbst erfolgreich im E-Commerce tätig sind.