Röslers Neuer Markt stößt auf geteiltes Echo

Panthermedia

Mit seinen Plänen, ein Einstiegssegment nach Vorbild des Neuen Marktes zu schaffen, hat Wirtschaftsminister Rösler Anfang der Woche ordentlich Staub aufgewirbelt. Wie das Handelsblatt schrieb, hat sich der Minister bereits mit dem Chef der Deutschen Börse Reto Francioni getroffen, um die Pläne zu diskutieren. Demnach steht die Börse den Plänen „sehr positiv“ gegenüber. Der Bundesverband Deutsche Startups (https://deutschestartups.org) fordert schon seit Längerem die Einführung eines Börsensegments für Start-ups. Die aktuellen Pläne Röslers begrüßt der Verband. In Deutschland herrsche ein erhebliches Angebotsdefizit für Wachstumskapital, heißt es in einer Stellungnahme. Ein neues Börsensegment könne den großen Bedarf an Wachstumskapital decken und würde für Early Stage-Investoren einen dringend benötigten Veräußerungskanal darstellen.

Auch der Venture Capital-Investor German Startups Group lobt Röslers Pläne. „Ein leistungsfähiger Exit-Channel via IPO ist das Wesentliche, was die Silicon Allee genannte deutsche Startup-Szene noch von ihrem großen Vorbild, dem Silicon Valley trennt“, sagt Vorstand Christoph Gerlinger, der selbst bereits zwei Unternehmen an die Börse gebracht hat. Ein Einstiegssegment „würde dem gesamten Startup-Ökosystem enorm helfen und eine Menge hochqualifizierte Arbeitsplätze sowie mittelfristig auch Steuereinnahmen schaffen, so Gerlinger. Mehr noch: Es könnte sogar für die German Startups Group (www.german-startups.com) selbst interessant werden, erklärt er.

Die Szene erhebt aber auch Widerspruch: Jungunternehmer Ben Esser, der 2010 das Internet-Start-up Urbanara (www.urbanara.de) mitgegründet hat, fordert Rösler in einem offenen Brief auf, von den Plänen wieder Abstand zu nehmen. Esser schreibt: „Helfen Sie Unternehmen wie Urbanara, Vertrauen für die neuen öffentlichen Beteiligungssysteme aufzubauen, anstatt diese mit dem Wiederbeleben gescheiterter Modelle [wie den Neuen Markt] zu torpedieren.“ Als neues Beteiligungssystem nennt er Crowdinvesting. Urbanara bereitet derzeit eine Emission auf der Plattform Bergfürst vor und erwartet, darüber 3 bis 3,75 Mio. EUR Eigenkapital aufnehmen zu können. Crowdinvesting ermögliche es auch Privatleuten und Kunden, sich an Unternehmen zu beteiligen. „Sie sind wichtige Investoren für Start-ups. Kunden als Teilhaber schaffen Reputation und Loyalität, verhelfen dem Unternehmen zu mehr Bekanntheit und geben wichtige Impulse für die Ausrichtung der Produkte und Dienstleistungen. In Sachen Partizipation besteht gerade am deutschen Markt ein großer Nachholbedarf“, schreibt Esser und fordert den Minister auf, seine Aufmerksamkeit in diese neuen Kapitalmärkte zu investieren.