Teil 9: euBAn (Ausgabe 1/2006)

Eine Region, drei Länder

Die 1976 als Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufene Euregio Maas-Rhein ist einer der ältesten grenzüberschreitenden Kooperationsverbände in der Europäischen Union. Inzwischen als Stiftung nach niederländischem Recht organisiert, gehören ihr die Region Aachen, der Süden der niederländischen Provinz Limburg, die belgischen Provinzen Limburg und Lüttich sowie die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens mit insgesamt knapp 4 Mio. Einwohnern an. Der erste Impuls zur euBAn-Gründung ging von der Wirtschaftsförderungsagentur AGIT (Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer) aus, die bereits über Kontakte zu Privatinvestoren verfügte. Die Aachener nahmen Verbindung zu vergleichbaren Einrichtungen in der Euregio auf, die man bereits aus früheren gemeinsamen Projekten kannte. Im einzelnen waren das die Industriebank LIOF aus Niederländisch-Limburg, das „Business Angels Netzwerk Vlaanderen“ aus Belgisch-Limburg, SOCRAN, die Wirtschaftsförderung der Provinz Lüttich und die WFG Ostbelgien, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der „Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens“. Unterstützt durch Fördermittel der Gemeinschaftsinitiative Interreg III des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die sich speziell der Zusammenarbeit zwischen den EU-Regionen widmet, konnte man im Jahr 2004 das grenzüberschreitende Business Angel-Netzwerk euBAn aus der Taufe heben.

Internationalisierung von Anfang an

Durch die Interreg-Förderung konnte in jeder der beteiligten Institutionen eine halbe Stelle für euBAn-Aufgaben eingerichtet werden. Das Koordinierungsbüro des euBAn ist bei der AGIT angesiedelt, dort fungiert Mirella Feldmann als Koordinatorin des Netzwerks. „Wenn ein Business Angel aus Belgien oder den Niederlanden beispielsweise in ein junges Unternehmen aus Deutschland investiert, kann er praktische Hilfestellung bei geschäftlichen Aktivitäten in seinem Land geben oder die unterschiedlichen Geschäftspraktiken und Mentalitäten erklären“, beschreibt sie die Idee der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, „so kann sich das Unternehmen schon zu einem frühen Zeitpunkt internationalisieren und ist dadurch für den globalen Wettbewerb besser gerüstet.“

Die Business Angels der Euregio Maas-Rhein treffen sich viermal im Jahr zu ihren Matching-Foren, auf denen sich fünf bis sechs junge Unternehmen den Privatinvestoren vorstellen. Kommuniziert wird auf Englisch. Die Unternehmen, die eingeladen werden, wählt ein Screening-Komitee aus, in dem alle beteiligten Institutionen durch einen Repräsentanten vertreten sind und das die eingegangenen Businesspläne bewertet. Für die Kommunikation zwischen den Treffen sorgt ein quartalsweise erscheinender Newsletter, der die Business Angels mit weiteren Unternehmensprofilen versorgt.

Schwerpunkte bei Medizintechnik, Pharma und IT

Die Matching-Foren finden an wechselnden Orten innerhalb der Euregio statt, an den Treffen nehmen regelmäßig 15 bis 20 Privatinvestoren teil. Bei der AGIT sind derzeit ca. 30 Business Angels gelistet. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Branchen und sind grundsätzlich technologieorientiert. Als Schwerpunkte lassen sich die Bereiche Medizintechnik, Pharmazie und Informationstechnologie ausmachen, auf einen besonderen Branchenfocus hat sich das euBAn jedoch nicht festgelegt. Bisher haben sich die euBAn-Investoren an drei Unternehmen beteiligt, eine vierte Beteiligung ist zugesagt, aber noch nicht abgeschlossen. 600.000 bis 700.000 Euro flossen in ein Medizintechnikunternehmen, an dem sich zwei Business Angels und die niederländische LIOF, die über einen eigenen Fonds verfügt, beteiligten.

Zwei weitere Investments in Höhe von 150.000 bis 200.000 Euro kamen Unternehmen aus den Bereichen Sportgeräte sowie Qualitätsprüfung in der Glas- und Kunststoffindustrie zugute. „Unternehmen, die für euBAn in Frage kommen, müssen aus der Euregio Maas-Rhein kommen oder sich zumindest hier ansiedeln“, erläutert Koordinatorin Feldmann, „Anfragen von Unternehmen, auf die das nicht zutrifft, leiten wir an den BAND e.V. weiter.“ Derzeit ist die Finanzierung des euBAn-Betriebs durch Mittel der Europäischen Union, der Provinz Limburg, der Région Wallonne und des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen bis Ende 2006 gesichert. „Wir wollen aber sicherstellen“, so Feldmann, „daß das Netzwerk durch die beteiligten Institutionen über 2006 hinaus weitergetragen wird.“

Bernd Luxa

euBAn (euregionales Business Angels netzwerk)

  • Gründungsjahr: 2004
  • Mitglieder: ca. 40
  • Region: Euregio Maas-Rhein
  • Branchenfokus: keiner
  • Homepage: http://www.euban.net