Angels Talk mit Max Reindl

Hatz: Wie viel Zeit investieren Sie durchschnittlich im Monat in Ihre Portfolio-Unternehmen, z.B. für Coaching/Telefonberatungen?

Reindl: Rund acht Tage pro Monat. Sonst bekommt man ja nicht mit, wenn irgendwo etwas zu entgleisen droht. Bei manchen meiner Schützlinge genügt ein kurzer Anruf hin und wieder, andere kann man nicht so an der langen Leine lassen. Wenn ich merke, dass ein Unternehmen nicht auf dem richtigen Weg ist, dann muss ich häufiger mit den Gründern zusammensitzen. Solange man sich auch menschlich gut versteht, und mein Rat nicht auf taube Ohren stößt, trifft man sich auch gerne öfter – die Chemie muss schließlich grundsätzlich stimmen zwischen einem Business Angel und dem Team. Aus meinen Beteiligungen sind so schon einige Freundschaften entstanden.

Hatz: Was ist für Sie ausschlaggebend für eine Beteiligung?

Reindl: Das Management muss passen. Das A und O für den Erfolg ist ein fähiges Managementteam. Wenn Sie ein schwieriges Produkt haben und einen schwierigen Markt, aber ein gutes Managementteam mit klarer Vision, dann kann das ein Erfolg werden. Umgekehrt kann man das beste Produkt und die besten Marktaussichten haben – ein schlechtes Team setzt das in den Sand. Es hängt also von den handelnden Personen ab.

Hatz: Welche Qualitäten sollte das Managementteam haben?

Reindl: Ein Unternehmen demokratisch zu führen funktioniert nicht. Einer muss einfach den Hut aufhaben, sobald die Führungsriege aus mehr als zwei Personen besteht. Viele Köche verderben den Brei. Zumindest einer sollte also in der Lage sein stark aufzutreten. Unternehmer kann man aber nicht werden, das hat man im Blut. Sicher lässt sich vieles optimieren und dazu lernen – aber wenn man keine unternehmerische Begabung hat, dann sollte man es auch nicht unbedingt machen. Man kann sich als Gründer auch einen fähigen Partner suchen und in der zweiten Ebene sein Wissen zur Verfügung stellen, und sich z.B. weiterhin um die Forschung kümmern. Ich bin beispielsweise kein geborener Vertriebler, da habe ich mir damals Verstärkung geholt. Aber ich habe einen großen Überblick über komplexe Themen und mittlerweile den Mut ein wenig visionär zu sein. Ich bin außerdem ziemlich hartnäckig und habe einen langen Atem, auch eine gewisse Risikobereitschaft. Ich bin ein Generalist, mir macht einfach die gesamte Bandbreite an unternehmerischen Aufgaben Spaß, sei es Personal, Finanzen oder Vermarktung oder Kundenkontakt. Das kann man wieder mit dem Kochen vergleichen: Wenn man sich in einer so hohen Komplexität wohl fühlt, dann kann man etwas Gutes erschaffen – andernfalls bleibt es eben bei Spiegeleiern und Leberkäs‘…

Hatz: Ist es für Sie ein Muss, dass bei Ihrem Einstieg das Managementteam bereits komplett ist?

Reindl: Nein, das ist aus meiner Sicht keine Notwendigkeit. Aber die Einsicht, dass das Team komplettiert werden muss, und die Bereitschaft dazu sollte schon vorhanden sein.

Hatz: Können Sie sich vorstellen, auch im operativen Geschäft des Start-ups einzuspringen?

Reindl: Kurzzeitig durchaus, in einer Krisensituation. Kam schon vor. Ich war dann für Teilaufgaben vor Ort präsent, sei es Produktentwicklung oder Vertriebsstruktur.

Hatz: Allein oder im Team – investieren Sie auch im Konsortium?

Reindl: Ist für mich kein Thema mehr. Ich habe einmal im Syndikat investiert, würde das aber nicht wieder machen. Das kann funktionieren, wenn man mit den Partnern schon länger zusammenarbeitet und sich wirklich gut kennt und man deckungsgleiche Interessen hat.