Interview mit Andreas Thümmler, Corporate Finance Partners

VC Magazin: Wie hat sich denn die deutsche Gründerlandschaft aus ihrer Sicht in den letzten zehn Jahren verändert? Welche Themen galten damals als vielversprechend und welche haben sich bis heute durchgesetzt?
Thümmler: Vor zehn bis 15 Jahren lag der Fokus auf dem Bereich Infrastruktur, sprich sehr viele Internet-Serviceprovider, die den Zugang zum Internet möglich machten, waren im Kommen. Start-ups wie z.B. Mobilcom und Freenet, die damals für 19 Cent/Minute Internet „verkauften“, wurden später zu Börsenkandidaten. Dazu kamen noch sehr viele DSL-Start-ups, die Breitbandinfrastruktur in den Markt brachten. Damals investierten auch internationale Private Equity-Gesellschaften wie beispielsweise KKR im Early Stage-Segment und pumpten bis zu 100 Mio. EUR in die Start-ups. In der nächsten Welle wurde die Internetpräsenz ein großes Thema und Multimediaunternehmen wie Pixelpark wurden gegründet – heute sind davon leider nicht mehr viele übrig. Zudem wurde E-Commerce ein Trend: Berühmte Kandidaten in diesem Bereich waren Intershop, ProCart oder Broadvision, die auf Bewertungen von bis zu 10 Mrd. EUR kamen.

VC Magazin: Wie unterscheiden sich die Gründer von heute von denen von vor zehn Jahren?
Thümmler: Früher waren die Gründer älter und erfahrener, sie haben z.B. schon als Manager in großen Unternehmen gearbeitet und haben sich dann in einem eher reiferen Alter selbstständig gemacht. Heutzutage sind die Gründer eher sehr jung, also im Alter von 20 bis 25. Viele sind Studenten, die ihr Studium abgebrochen haben, bestes Beispiel ist Mark Zuckerberg. Die jungen Gründer sind energisch, motiviert, idealistisch und hungrig – aber was ihnen fehlt, ist meist die Erfahrung.

VC Magazin: Schlägt sich diese fehlende Erfahrung auf Professionalität der Gründungen nieder?
Thümmler: Das lässt sich nicht eindeutig sagen. Es gibt Start-ups, die relativ schnell eine Venture Capital-Finanzierung erhalten und darüber dann das übliche Coaching erfahren, vielleicht einen Beirat bekommen und in der zweiten oder dritten Finanzierungsrunde einen erfahrenen Manager ins Team bekommen. Was man kritischer sehen muss, ist, wenn die Gründer unter sich bleiben und ihr Unternehmen nicht professionalisieren. Dann kann vieles schiefgehen – was nicht heißen muss, dass alles schiefgeht, es gibt auch unternehmerische Naturtalente.