Interview mit Jan Dzulko, Geschäftsführer, M Cube

VC Magazin: M Cube ist aktuell nicht der einzige Inkubator, der umstrukturiert wird. Welche Hintergründe hat die Veränderung in der Szene?
Dzulko: Meiner Meinung nach ist die Zeit für Bauchladen-Inkubatoren und -Company Builder vorbei. Das Internet ist keine Industrie, sondern ein Kommunikationsmedium. Das bedeutet auch, dass Know-how zum Thema Internet einen nicht dazu befähigt, heute erfolgreich Unternehmen im Bereich Backend-Software aufzubauen und morgen ein Vertriebsportal zu gründen. Daher ist es für uns eine logische Konsequenz, sich zunehmend zu fokussieren. Diese Entwicklung kann man auch in den USA beobachten, wo es Inkubatoren für die Bereiche E-Health, Mobile oder E-Commerce gibt. Diese Entwicklung lässt sich sogar bei den Venture Capital-Gesellschaften beobachten: Sequoia war bereits vor der Beteiligung an 6Wunderkinder bei Evernote und Dropbox investiert und wird sicherlich versuchen, Synergien zwischen den drei Unternehmen zu heben.

VC Magazin: Bedeutet diese Entwicklung auch, dass der deutsche Markt, der aktuell rund zwei Duzend Inkubatoren, Acceleratoren und Company Builder umfasst, weiter wächst?
Dzulko: Das rasante Wachstum, das wir in den letzten 18 bis 24 Monate beobachten konnten, wird sich nicht wiederholen. Trotzdem werden wir auch in Zukunft neue Programme sehen. Insbesondere bei den Inkubatoren, die aus Unternehmen heraus entstehen, erwarte ich, dass sie von Anfang an deutlich spezialisierter sind, als das bislang der Fall war. Aus meiner Sicht wird das Thema Accelerator in Deutschland noch zu stiefmütterlich behandelt, was schade ist. Die deutsche Gründerszene könnte von ein paar guten Acceleratoren – das große Vorbild in dem Bereich ist sicherlich der Y Combinator in den USA – sehr profitieren.

VC Magazin: Viele große deutsche Unternehmen fahren im Bereich der Förderung und Beteiligung an Start-ups inzwischen mehrgleisig und haben nicht nur eigene Venture Capital-Arme, sondern betreiben auch Inkubatoren oder Accelerator-Programme. Welche Vorteile versprechen sich die Konzerne davon, sich in einer so frühen Phase mit dem Thema zu beschäftigen?
Dzulko: Ab einer Unternehmensgröße von etwa 500 Mitarbeitern geht naturgemäß die Innovationskraft eines Konzerns in gewisser Weise verloren. Der Grund dafür ist simpel: Bei den Mitarbeitern schleifen sich bestimmte Denkschemata ein, die aufgebauten Cash Cows haben Vorrang vor neuen Ideen und freie Ressourcen gibt es kaum mehr. Um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, macht es für die meisten Unternehmen allerdings Sinn, einen Teil der Gewinne in den Aufbau junger innovativer Start-ups zu investieren. Auch haben die großen Konzerne Innovation per se nicht verlernt und können ihr Wissen um den Aufbau eines erfolgreichen Geschäftsmodells über den Inkubator in die Jungunternehmen einfließen lassen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.