Neun Fragen an Sebastian Seifert von Barzahlen.de

Zerebro Internet GmbH/barzahlen.de
Sebastian Seifert

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Barzahlen?

Seifert: Wir haben Barzahlen gegründet, da wir gesehen haben, dass die Kaufabbruchquote bei Online-Einkäufen immer noch sehr hoch ist. Wir haben uns dann als Gründungsteam Zahlungsmethoden on- und offline angesehen und festgestellt, dass Bargeld, obwohl es im Einzelhandel am häufigsten genutzt wird, online bisher nicht verfügbar ist bzw. nur über Nachnahme, bei welcher der Kunde sehr hohe Gebühren trägt, oder Prepaidkarten, die aufgrund der hohen Margen im E-Commerce nicht kompetitiv sind. Mit Barzahlen haben wir eine bequeme Möglichkeit geschaffen, Online-Einkäufe mit Bargeld zu bezahlen und dies mit alltäglichen Einkäufen zu verknüpfen. Der Kunde kauft wie gewohnt online ein und erhält mit Kaufabschluss einen Zahlschein mit Barcode, den er zu einem unserer Einzelhandelspartner mitnimmt. Dort wird der Zahlschein gescannt und der Kunde zahlt seinen Online-Einkauf. Der Shop wird sofort über die Bezahlung benachrichtigt und versendet die Ware. Somit können Kunden, die keine Kreditkarte haben oder Ihre Finanzdaten nicht im Internet preisgeben wollen, sicher online einkaufen.

VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Seifert: Wir hatten das Glück sehr erfahrende Angel-Investoren zu finden, die an das Potential der Idee Barzahlen geglaubt haben. Mit dabei waren unter anderem Florian Heinemann, Geschäftsführer Project-A Ventures, und Martin Sinner, Gründer des Preisvergleichsportals idealo.de. Zudem haben wir vom Exist- Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie profitiert. Mittlerweile haben wir eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen, in der ALSTIN in uns investiert hat.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?

Seifert: Wir Gründer haben uns während unseres Studiums an der WHU kennengelernt und sind seit langen Jahren befreundet. Vor der Gründung von Barzahlen haben wir erste Erfahrungen in klassischen Berufen, wie Unternehmensberatungen, Investment Banken und große Unternehmensgruppen gesammelt. Für die eigene Gründung haben wir uns entschieden, da wir glauben, dass nichts so spannend ist, wie seine eigene Idee in die Tat umzusetzen. Wir möchten Verantwortung tragen und den Erfolg des Unternehmens maßgeblich mitgestalten. Für uns alle ist Barzahlen die erste unternehmerische Erfahrung.

VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?

Seifert: Das Unternehmen zu gründen. Trotz langer Prozesse und schwierigen Erfahrungen kann ich nur empfehlen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Wenn man eine Idee hat, von der man überzeugt ist, sollte man diese umsetzen. Bei der Gründung eines Unternehmens macht man sehr viele Erfahrungen, die einem im Leben weiterhelfen und auch mit Rückschlägen und Verzögerungen lernt man umzugehen.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?

Seifert: Ich habe gelernt, dass man sehr viel Ausdauer und starke Nerven braucht, um ein solch großes Projekt wie Barzahlen mit den vielen Partnern umzusetzen. Aber auch innerhalb des eigenen Unternehmens macht man viele lehrreiche Erfahrungen. Man muss Mitarbeiter führen und motivieren, obwohl man selbst vielleicht gerade eine schlechte Nachricht erhalten hat, und manchmal muss man sich von Mitarbeitern trennen. Auch das eigene Organisationstalent wird als Unternehmensgründer sehr stark gefördert. Man muss so viele Projekte koordinieren und Baustellen im Auge behalten, dass es eine echte Herausforderung ist, nicht den Überblick über alles zu verlieren.

VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Seifert: Ich finde, da tut sich gerade sehr viel in Deutschland. Die Politik hat aktuell das Thema Start-ups und Unternehmensförderung für sich entdeckt und ich denke es wird in Zukunft noch weitere spannende Förderungen geben. Aber auch bereits jetzt gibt es wirklich gute Förderprogramme für junge Unternehmen, von denen auch wir profitiert haben. Wo wir uns noch Unterstützung erhoffen, ist beim Abbau von bürokratischen Hürden, was z.B. die Bedingungen von Förderprogrammen angeht oder auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland. Ich glaube, alle Berliner Start-ups kennen das Problem, eine Arbeitserlaubnis für einen qualifizierten Programmierer aus dem Ausland zu bekommen. Der Prozess zieht sich über Monate hin, obwohl der Bedarf bei jungen Unternehmen immer sehr akut ist. Gerade im technischen Bereich spürt man den Fachkräftemangel in Deutschland sehr deutlich.

In der Mentalität der Bevölkerung vollzieht sich gerade ein Wandel. Junge Unternehmen rücken immer mehr in das Licht der Öffentlichkeit, auch weil die Medien anfangen, sich mehr und mehr für das Thema zu interessieren. Ich denke, das ist eine sehr positive Entwicklung, um langfristig Deutschland als Technologiestandort noch attraktiver zu machen.

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?

Seifert: Ich kann Ihnen da keine konkrete Person sagen. Ich finde es immer bewundernswert, wenn Leute es schaffen, große Unternehmen aufzubauen und zu führen und trotzdem Zeit für ein erfülltes Privatleben haben. Generell sehe ich auch Menschen als Vorbild, die es schaffen sich einen externen Blick aus Kundenperspektive auf ihr Produkt zu bewahren und dieses Produkt dann für den Kunden optimieren.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?

Seifert: Mein Telefonbuch, mein Mailprogramm und mein Kalender sind die wichtigsten Helfer in meinem Telefon, auch wenn diese drei Dinge wahrscheinlich nicht als App zählen. Für das Projektmanagement nutze ich die Asana App, mit der ich immer einen Überblick über meine anstehenden Aufgaben habe. Zudem verwende ich sehr häufig die Bahn App, sowie mytaxi, da wir in unserem Partner-lastigen Modell viel unterwegs sind.

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Barzahlen und Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Seifert: Erst einmal möchten wir eine feste Marktposition in Deutschland etablieren und Barzahlen sowohl bei Online-Händlern als auch bei Endkunden bekannt machen. Mittelfristig ist die Anbindung weiterer Einzelhandelspartner geplant und langfristig werden wir auch in weitere europäische Länder vordringen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Torsten Paßmann

Zum Gesprächspartner
Sebastian Seifert ist Geschäftsführer der Zerebro Internet GmbH, dem Unternehmen hinter barzahlen.de, und hat das Start-up zusammen mit Achim Bönsch und Florian Swoboda 2011 gegründet. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 25 Mitarbeiter in Berlin.