M&A-Kolumne von Dr. Hans Bethge, Angermann M&A International

Thinkstock/Marina Strizhak

Unser Dilemma ist nur, dass es den Wählern kaum ein Politiker erklärt. Denn es ist für die eigene Selbstdarstellung so einfach, das eigene Fehlverhalten oder Unvermögen auf die Kollegen in Brüssel zu schieben. Die in der Wahrnehmung des Bürgers zum bürokratischen Monster mutierte EU-Verwaltung muss daher neben den eigenen auch noch die jeweiligen Verfehlungen der nationalen Politik mitverantworten. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Jetzt stehen wir nach den Europawahlen vor dem Scherbenhaufen einer verfehlten Integrationspolitik. In zwei wichtigen Staaten, Großbritannien und Frankreich, sind jeweils europafeindliche Parteien zur stärksten Kraft gewählt worden. Natürlich ist dies auch Ausdruck der Schwäche der derzeitigen Regierung beider Länder, aber einer latenten europakritischen Tendenz wurde und wird bisher zu wenig entgegengesetzt.

Was bedeutet diese Entwicklung für den Transaktionsmarkt Europa? Es ist unstrittig, dass sich die grenzüberschreitenden Transaktionen durch den Entfall von Transaktionshemmnissen in den vergangenen Dekaden sowohl in Zahl als auch Volumen erfreulich positiv entwickelt haben. Zusammenwachsende Märkte haben zwangsläufig Konsolidierungstendenzen zur Folge. Stimmungsbilder wie sie z.B. von Front National in Frankreich unter das Volk gebracht werden, die Ressentiments nicht nur gegen Brüssel, sondern auch gegen das Ausland, insbesondere Deutschland, schüren, dämpfen auch die Investitionsbereitschaft aus dem Ausland. Es reichte in der Vergangenheit schon das problematische Arbeitsrecht in Frankreich und die Vorstellung von roten Fahnen vor den Werkstoren. Wenn sich jetzt auch noch die Trikolore der Nationalisten hinzugesellt, wird die Gemengelage zunehmend unübersichtlich und abschreckend.