Interview mit Peter Rampling, Telefónica Deutschland

Peter Rampling

VC Magazin: Corporate Venture Capital ist momentan sehr modern. Welche Aktivitäten von Telefónica gibt es in diesem Bereich?
Rampling: Wir sind auf vier verschiede Weisen aktiv: Mit unserem Wayra-Accelerator, den es mittlerweile an 13 Standorten weltweit gibt, decken wir die Pre-Seed-Phase ab. Daneben gibt es den großen Venture Capital-Fonds von Telefónica, der sich an Unternehmen aus dem Later Stage-Segment beteiligt, typischerweise in C- und D-Runden. Der Investitionsfokus liegt dabei auf telekommunikationsnahen Unternehmen. Ein sehr erfolgreiches Investment dieses Fonds war amobee, das im Frühling vergangenen Jahres für 321 Mio. USD an SingTel verkauft wurde. Der dritte Bereich ist das Amerigo-Programm, das weniger ein klassisches Venture Capital-Modell ist, sondern bei dem wir als Limited Partner zusammen mit lokalen Investoren in Südamerika und Spanien die örtliche Wirtschaft unterstützen und anregen. Dabei geht es in erster Linie darum, ein wirtschaftliches Ökosystem zu schaffen, weniger um Revenues durch Beteiligungen an Unternehmen. Unsere vierte Aktivität sind komplette Unternehmenszukäufe, wie beispielsweise Jajah, eine IP-Telefonie-Plattform, die wir 2009 erworben haben. In diesem Jahr haben wir den brasilianischen E-Health-Anbieter Axismed und die Video-Chat-Plattform Tokbox gekauft.

VC Magazin: Mit Wayra unterhalten Sie ein eigenes Accelerator-Programm. Welchen Mehrwert versprechen Sie sich davon?
Rampling: Als großer internationaler Konzern liegen unsere eigenen Innovationen, von denen es viele gibt, oft sehr nah beim Thema der Telefonie. Außerdem trifft der bekannte Vergleich vom Tanker und den Schnellbooten auch auf Telefónica zu. Durch Wayra können wir auch bei Innovationen, die auf den ersten Blick nicht so nah an unserem Kerngeschäft liegen, sehr früh dabei sein und die Start-ups durch Mentoring-Programme sowie unser Netzwerk erfolgreich machen. Am Ende ihrer Zeit in der Wayra-Akademie investieren wir eventuell in Erfolg versprechende Ideen oder nutzen unser Vorkaufsrecht. Wir haben das Programm vor zwei Jahren in Südamerika gestartet und sind so zufrieden damit, dass wir es noch weiter ausrollen wollen. Persönlich beeindruckt mich immer wieder, wie die Gründer sich im Verlauf des Accelerator-Programms entwickeln.

VC Magazin: Die Integration von zugekauften Start-ups in Großkonzernstrukturen ist oftmals nicht unproblematisch. Wie begegnet Telefónica dieser Herausforderung?
Rampling: Wir haben dafür eigene Teams aufgebaut, die über ein gutes Netzwerk innerhalb des Konzerns verfügen und die dann die akquirierten Start-ups „einführen“. Dabei werden die Gründer gezielt mit den Kollegen in Kontakt gebracht, die in dem Bereich tätig sind, in dem sie eingesetzt werden sollen. Außerdem erproben wir auch ganz neue Wege, beispielsweise bei der Gründung unseres Geschäftsbereich Eleven Paths für digitale Sicherheitslösungen: Dafür haben wir erst neulich die Security-Experten von Informatica 64 erworben und lassen sie als unabhängiges Start-up innerhalb von Telefónica weiterarbeiten. Sie können außerhalb unserer üblichen Konzernstrukturen operieren und sind doch ein Teil der Telefónica-Familie.

VC Magazin: Aus Sicht eines großen, internationalen Unternehmens: Wie beurteilen Sie die Gründerszene in Deutschland?
Rampling: Deutschland ist ein großartiges Land für Unternehmensgründer: Hier gibt es viele gute Ingenieure, hervorragende Universitäten und Hidden Champions in den verschiedensten Industriezweigen – nicht nur im Internetbereich. In den vergangenen Jahren hat sich aus unserer Sicht eine sehr vitale deutsche Gründerszene entwickelt, was den Standort weiter voranbringt. Hier wurden Unternehmen wie Zalando, Soundcloud, Wooga oder Zanox gegründet, die heute zu den erfolgreichsten der Welt gehören. Das zeigt, dass Deutschland ein guter Ort ist, um zu gründen. Eine kleine Herausforderung ist vielleicht, dass manche Dinge wie Online-Shopping hier noch nicht so weit verbreitet sind, wie beispielsweise in England.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.

Zum Gesprächspartner:
Peter Rampling ist Head of Telefónica Digital für Deutschland, Tschechische Republik und Slowakei und Mitglied des Telefónica Digital Europe Board. Er war unter anderem bei der Integration von HanseNet in O2 involviert.