Interview mit Benjamin Esser, Urbanara

VC Magazin: Welchen Aufwand bedeutet ein Crowdinvesting-IPO für das Unternehmen – auch im Vergleich zu einer Finanzierungsrunde durch Venture Capital-Gesellschaften?

Esser: Der große Unterschied zu einer Finanzierungsrunde, die alles in allem von ersten Gesprächen bis Vertragsabschluss etwa zwei Monate dauert, ist der etwa 200-seitige Prospekt, den man schreiben muss. Außerdem werden alle Jahresabschlüsse geprüft und der gesamte Vorgang mit fünf bis zehn Rechtanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern abgearbeitet. Zeitlich ist der Aufwand aber relativ gleich.

VC Magazin: Sie reagierten auf den Vorstoß des Wirtschaftsministers zum neuen Neuen Markt kritisch und führten Crowdinvesting als Gegenargument an. Wo sehen Sie die Vorteile aus Sicht von Unternehmen und Anlegern?

Esser: Ich lehne einen neuen Neuen Markt nicht generell. Doch sollte man die Reihenfolge beachten: Wenn ich mich in Berlin und im gesamten Markt umsehe, sehe ich eine große Finanzierungslücke im Bereich von 2 bis 20 Mio. EUR. Diese Lücke schließt ein Neuer Markt nicht, hier wird man eher Emissionen zwischen 50 und 250 Mio. EUR realisieren können. Unternehmen dieser Größenordnung sehe ich momentan in Deutschland nicht. Deshalb stehe ich dafür, einen Schritt früher anzusetzen und die angesprochene Lücke zu schließen. Dann macht im Anschluss ein Neuer Markt auch Sinn.

VC Magazin: Parallel zum Crowdinvesting-IPO schießen die Altinvestoren rund 800.000 EUR nach und für das Frühjahr 2014 planen Sie eine weitere Finanzierungsrunde über knapp 2 Mio. EUR. Überwiegt vor diesem Hintergrund nicht der Marketingeffekt einer Finanzierung durch die Crowd den Zufluss an Kapital?

Esser: Sicherlich waren beide Faktoren wichtig für uns. Da wir das Kapital auch auf anderem Wege hätten einsammeln können, überwog eher der Marketing-Gedanke. Gleichzeitig hat zudem unsere Überzeugung, die Kunden zu Teilhabern zu machen, eine große Rolle gespielt.

VC Magazin: Mittels partiarischer Darlehen umgehen immer mehr Crowdinvesting-Plattformen die BaFin-Obergrenze von 100.000 EUR. Was sprach aus Ihrer Sicht für Aktien, also die Aufnahme von Eigenkapital, und damit auch für Bergfürst?