Kreativität und Technologie

Panthermedia/Marco Richter
Start-ups im ICT-Bereich haben in Berlin gute Chancen auf Erfolg. Wichtig ist die Vernetzung mit anderen Boom-Sektoren wie den Creatve Industries.

Skalierbare Geschäftsmodelle gesucht

In allen Investmentbereichen bestehen nach den Worten von Clemens Kabel, Teamleiter ICT, und Mischa Wetzel, Teamleiter Creative Industries bei der IBB Beteiligungsgesellschaft, vergleichbare Anforderungen an das Gründerteam, deren Plan und die Umsetzung. „Es geht immer um skalierbare Geschäftsmodelle mit Wachstumsperspektiven“, so Clemens Kabel „Wobei es natürlich bei jedem einzelnen Unternehmen Besonderheiten hinsichtlich der Skalierungsmechaniken gibt“, ergänzt Mischa Wetzel. Auch bei der Frage nach den Ausstiegsszenarien besteht weitgehend Einigkeit: „Da die Börse für junge Technologieunternehmen mittelfristig nicht aufnahmefähig ist, wird regelmäßig der Verkauf an einen strategischen Partner angestrebt. Gründer sollten sich daher frühzeitig über ein Exit-Szenario im Klaren sein und ihre persönlichen Perspektiven bewerten und einbringen.“

 

Fondsduo für Technologie und Kreativwirtschaft

In beiden Bereichen investiert die IBB mittels der Fonds VC Fonds Technologie und VC Fonds Kreativwirtschaft. Die Investitionsmöglichkeiten beider Fonds sind wirtschaftlich identisch. „Maximal 3 Mio. EUR können in eine Beteiligung investiert werden. Wir übernehmen immer nur Minderheitsbeteiligungen. In der Regel bewegen sich die Anfangsinvestments zwischen 200.000 EUR und 1 Mio. EUR, die Beteiligungshöhe liegt in der Regel bei 20 – 25%“, führen die Fondsmanager aus. Hinsichtlich der Rechtsform dominiert die GmbH, „In ganz frühen Phasen investieren wir auch in UGs, die mit der Kapitalerhöhung zur GmbH werden.“ Aktiengesellschaften sind eher die Ausnahme und erleichtern eine Beteiligung nicht.

 

Die Geschäftsmodelle machen den Unterschied

Unterschiede gibt es bei der Auswahl der Geschäftsmodelle. „Die Creative Industries sind stärker inhaltegetrieben und leben von der Qualität der Execution“, stellt Wetzel für seine Portfoliounternehmen fest, während sein Kollege Kabel für den Bereich ICT vor allem auf die technologische Alleinstellung und die Vertriebsstrategie schaut: „Wie ist die Software beschaffen, wie die Technologie, wie der erste Marktzugang?“ Passend zu der boomenden ICT- / Creative-Branche in Berlin arbeiten beide Teams eng zusammen und bündeln das Knowhow der sieben Professionals, um sowohl im Auswahlprozess als auch im Beteiligungsmanagement Synergien zu erzeugen. „Natürlich arbeiten wir genauso eng mit unseren Kollegen aus den Teams Life Sciences und Industrial Technologies zusammen, da auch hier ICT und Internet eine wachsende Rolle spielen“, so Kabel. In diesen beiden Bereichen erfolgen die Investments ausschließlich aus dem VC Fonds Technologie.

 

Anschlussfinanzierungen möglich

„Unser Beteiligungsfokus liegt eindeutig auf frühen Unternehmensphasen. Daher kommt es in der Wachstumsphase meistens zu Anschlussinvestments, bei denen wir in der Regel mitziehen“, sagt Kabel. So wie kürzlich bei der Lernplattform sofatutor, einer Gründung aus der Berliner Humboldt-Universität, bei deren zweiter Finanzierungsrunde die IBB Beteiligungsgesellschaft mit dem VC Fonds Kreativwirtschaft ebenfalls wieder mit von der Partie war. „Die zweite Finanzierungsrunde wird dabei planmäßig schon nach einem Jahr erforderlich, um die dann erprobte Wachstumsstrategie zu skalieren“, berichtet Mischa Wetzel aus seinen Erfahrungen.

 

Erfolgreiche Trade Sales

Da die IBB Beteiligungsgesellschaft niemals als alleiniger Investor auftritt, sind auch die Gründer gefordert, sich nach Koinvestoren umzusehen. „Wir unterstützen hier gern mit unserem Netzwerk, das heute über 300 private Investoren, Family Offices, Business Angels sowie strategische Investoren umfasst“, sagt Kabel. Derzeit werden insgesamt 65 Investments aktiv begleitet, von denen knapp 60% den Bereichen ICT und Creative Industries zuzuordnen sind. Dass die aktuelle Entwicklung hier in Berlin Früchte trägt, zeigen z.B. die erfolgreichen Verkäufe von inubit, einem Softwareanbieter zur Modellierung und Optimierung von Geschäftsprozessen, an Robert Bosch oder von nugg.ad, einem Anbieter für Targeting-Technologien, an die Deutsche Post. „Unsere Fonds entwickeln sich planmäßig“, so die beiden Manager.

 

Coaching-Angebote nutzen

Mit Unterstützung der IBB Beteiligungsgesellschaft entstanden so in der Bundeshauptstadt zahlreiche neue Arbeitsplätze in den Zukunftstechnologien. Derzeit sind mehr als 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Portfoliounternehmen beschäftigt. „Besonders freuen wir uns darüber, dass viele erfolgreiche Teams auch nach einem Exit dem Ökosystem hier in Berlin erhalten bleiben, entweder als Wieder-Gründer oder als Business Angels“, sagen Kabel und Wetzel. Auch die Unternehmen, die beim ersten Anlauf keine Finanzierung der IBB Beteiligungsgesellschaft erhalten, bekämen übrigens eine zweite Chance und könnten von den breiten institutionellen Unterstützungsangeboten wie dem Businessplan-Wettbewerb und dem Technologie Coaching Center sowie von dem vielfältigen Angebot an informelleren Treffen und Veranstaltungen profitieren. “Wir lernen Teams auch gerne früh kennen und begleiten dann den Reifeprozess bis zu einem investitionsfähigen Unternehmen“, erklärt Kabel.

 

Ausblick 

Die Berliner Cluster ICT und Creative Industries bieten Investoren eine Reihe interessanter Investmentmöglichkeiten. Als langjähriger, erfolgreicher Player im Berliner Markt sucht auch die IBB Beteiligungsgesellschaft weiter nach spannenden Unternehmen und Unternehmern. Die beiden aktiven Fonds sind noch gut gefüllt und stehen bis zum Ende des Jahres 2013 – bei Bedarf auch darüber hinaus – für Investitionen bereit. Angesichts der guten Voraussetzungen und der boomenden Gründerszene planen die Berliner die Auflage ähnlich konzipierter Venture Capital-Fonds für die Folgejahre.

 

Torsten Holler