Bilfinger verkauft Bau- und Immobiliensparte an EQT

Bilfinger verkauft seine Bau- und Immobiliensparte an den Finanzinvestor EQT.
Bilfinger verkauft seine Bau- und Immobiliensparte an den Finanzinvestor EQT.

Der Vorstand der Bilfinger SE hat sich für einen Verkauf des Segments Building and Facility an EQT entschieden, teilte das Unternehmen mit. Der in den Bereichen Gebäude, Industrie und Kraftwerke tätige Konzern wolle sich auf den Immobilienservice und Dienstleistungen für die Prozessindustrie fokussieren. Das Geschäft mit Industriediensten, das unter dem niedrigen Ölpreis und Investitionszurückhaltung in wichtigen Branchen leide, soll durch gezielte Zukäufe und Zukunftsinvestitionen wachsen.

Die Entscheidung sei das Ergebnis einer intensiven Prüfung mehrerer Kaufangebote für das Segment, so das Unternehmen. Für die Bau- und Immobiliensparte hatte sich neben dem schwedischen Private Equity-Unternehmen EQT auch der französische Konzern Engie (ehemals GDF Suez), der Finanzinvestor Triton sowie die Immobiliendienstleister JLL Jones Lang LaSalle und CBRE interessiert, so die Nachrichtenagentur Reuters.

Der Kaufvertrag für Building and Facility wurde heute unterzeichnet. Der Kaufpreis beläuft sich auf rund 1,2 Mrd. EUR, was einer Unternehmensbewertung von rund 1,4 Mrd. EUR entspricht. Die Vereinbarung beinhalte zwei Kaufpreiskomponenten, die erst bei Wiederveräußerung durch EQT zu zahlen sind, so Bilfinger. Zum einen stunden die Mannheimer dem schwedischen Private Equity-Haus einen Teil des Kaufpreises in Höhe von 100 Mio. EUR, der sich endfällig mit 10% pro Jahr verzinst. Zum anderen wird ein weiterer Teil des Kaufpreises in Höhe von rund 200 Mio. EUR in ein Earn out-ähnliches Instrument umgewandelt. Dadurch werde man mit 49% am Wiederverkaufserlös von EQT beteiligt sein, so Bilfinger. Das Unternehmen partizipiere damit auch weiterhin in entsprechender Höhe an der Entwicklung der veräußerten Divisionen. Bilfinger verbleibt ein bilanzieller Veräußerungsgewinn auf Konzernebene von voraussichtlich rund 500 Mio. EUR. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Freigabe durch die zuständigen Behörden.

Der krisengeschüttelte Konzern will einen wesentlichen Teil der Verkaufserlöse für gezielte Zukäufe im Bereich Industriedienstleistungen einsetzen. Das Unternehmen plant Investitionen insbesondere in Zukunftsfeldern, beispielsweise im Bereich Industrie 4.0. Das Kerngeschäft werde gezielt weiterentwickelt – vor allem in den Wachstumsmärkten Pharma, Chemie und im Lebensmittelbereich. Weiterhin soll durch die Erlöse die Finanzkraft des Konzerns gestärkt werden. Gemeinsam mit dem künftigen CEO Tom Blades, der spätestens im dritten Quartal sein Amt antritt, werde im Vorstand die genaue Verwendung der Gelder festgelegt, teilte das Unternehmen mit. Durch Einzelverkäufe und Restrukturierungen soll das Power-Geschäft weiterentwickelt und einzelne Bereiche restrukturiert werden.

Bilfinger befindet sich durch das verlustreiche Kraftwerksgeschäft seit 2014 in einer schweren Krise. So brachen u.a. aufgrund der Energiewende die Aufträge zur Konstruktion und Wartung von Kraftwerken deutlich ein, was auch den früheren hessischen Ministerpräsident Roland Koch nach mehreren Gewinnwarnungen den Posten des Vorstandschefs kostete. 2015 hatte der Konzern einen Rekordverlust von fast 500 Mio. EUR verbucht.

Der kriselnde MDax-Konzern hatte erst im Januar mitgeteilt, den Verkauf zentraler Geschäftsbereiche zu prüfen. Im Februar wurde Bilfinger Water Technologies für rund 200 Mio. EUR an die chinesische Firma Chengdu Techcent Environment verkauft. Ursprünglich war der Finanzinvestor Triton als möglicher Käufer für die weltweit tätige Wassertechnologie-Sparte mit etwa 1.600 Mitarbeitern im Gespräch.

Es wird vermutet, dass Hauptaktionär Cevian die treibende Kraft hinter der Zerschlagung ist, nachdem Bilfinger innerhalb eines Jahres sechs Gewinnwarnungen herausgab. Die Aktien des MDax-Unternehmen reagierten positiv auf den heutigen Verkauf der Bau- und Immobiliensparte und sprangen mit einem Plus von über 6% an die MDax-Spitze.

Das Geschäftssegment besteht aus den drei Divisionen Facility Services, Real Estate und Building, beschäftigt über 20.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von etwa 2,5 Mrd. EUR.

Unter dem neuen Eigentümer EQT soll Building and Facility nach Angaben des Finanzinvestors weiter profitabel wachsen und sich zukünftig auf die Weiterentwicklung des integrierten Dienstleistungsangebots im Rahmen seiner wachsenden europäischen Plattform fokussieren. Der Investor hat sich seit 1994 an 19 Unternehmen im Dienstleistungssektor beteiligt, darunter beispielweise der Facility-Dienstleister ISS aus Dänemark. EQT hatte mit ISS innerhalb von zehn Jahren einen der weltgrößten Facility Manager aufgebaut und ihn 2014 erfolgreich an die Börse geführt.

Bilfinger SE (Building and Facility-Sparte)   Mannheim
Tätigkeitsfeld:
Bau- und Dienstleistungen
Erwerbender Investor: EQT AB via EQT VII
Volumen: 1,2 Mrd. EUR (Mehrheitsbeteiligung)