CMP Capital Management-Partners: Auf der Suche nach Turnaround-Kandidaten

Keine Eile für Investitionen
„Die vor uns liegende Phase bedeutet für uns eine Hochkonjunktur, denn in jeder Krise liegt auch eine Chance“, sagt Kai Brandes, einer der beiden Geschäftsführer der CMP Capital Management-Partners GmbH in Berlin. „Wir möchten bis Ende 2010 in etwa drei oder vier weitere Unternehmen investieren.“ Brandes sieht momentan allerdings keine Eile für Entscheidungen, dazu sei die Finanz- und Konjunkturkrise noch in einem zu frühen Stadium. „Die ersten Firmen, die fallen, sind meist die schwachen. Aber als ­opportunistischer Investor suchen wir Unternehmen, die im Kern eher solide sind.“ In dieser Krise müsse man erst einmal eine Bodenbildung abwarten. Zurzeit fällt es fast allen Managern – ob bei großen oder kleinen Unternehmen – schwer, Prognosen für 2009 oder gar 2010 abzugeben. „Sogar bei gesunden Unternehmen weiß momentan keiner so genau, wie’s weitergeht.“

„Geld ist reichlich vorhanden“
Was Neuinvestments angeht, herrscht in der Beteiligungsbranche deshalb große Zurückhaltung. Wie tief und wie lang die Rezession sein wird, weiß niemand. Erst wenn sich der Nebel lichte, wenn man auch die Chancen und Risiken bei möglichen Zielunternehmen wieder klarer sehen könne, sei die Zeit für Investitionen gekommen, meint Brandes. „Geld ist reichlich vorhanden in der Branche.“ Brandes und sein Investmentteam lassen sich mit Entscheidungen Zeit, „denn sobald wir in ein Krisenunternehmen investieren, sind wir als Mitgesellschafter Teil des Problems und müssen eine Lösung finden, wie wir das Unternehmen wieder flott kriegen.“

Vorauswahl: 80 bis 100 Firmen pro Jahr
Die im Jahr 2000 gegründete CMP initiierte damals den ­ers­ten klassischen Beteiligungsfonds in Deutschland, der die Restrukturierung von Unternehmen im Fokus hatte. Dieser erste Fonds von CMP war mit 125 Mio. Euro ausgestattet und investierte in den Folgejahren in acht Unternehmen, von denen vier inzwischen verkauft worden sind. 2007 wurde dann eine neue Beteiligungsgesellschaft etabliert, die Deal by Deal über Investitionen entscheidet und die keine Fondsobergrenze definiert hat. CMP hat einige institutionelle Investoren im Hintergrund, denen sie potenzielle Beteiligungsunternehmen vorstellt. Dabei wird die Gesamtkapitalisierung des jeweiligen Investments – mit Eigen- und Fremdkapital – betrachtet. Pro Investment soll das Gesamtfinanzierungsvolumen bei ca. fünf bis 30 Mio. Euro liegen. „In der Vorauswahl schauen wir uns im Jahr etwa 80 bis 100 Unternehmen an.“ CMP greift dabei auch auf ein Netzwerk von aktiven und ehemaligen Managern aus verschiedenen Branchen und Märkten zurück, die bei der Evaluation helfen und gegebenenfalls mit investieren und auch ins Management des übernommenen Unternehmens gehen können.

Fokus auf produktionsnahe Unternehmen
Bei der Suche nach Turnaround-Kandidaten liegt der Schwerpunkt auf produktionsnahen Mittelständlern ab einem Jahresumsatz von ca. 30 Mio. Euro. Ein gutes Chance-Risiko-Profil sowie die Überzeugung, das Unternehmen wieder auf einen erfolgreichen Weg bringen zu können, sind die Hauptkriterien. Bei der Vorprüfung wird insbesondere nach den Ursachen der Krise, dem Produkt- bzw. Dienstleistungsangebot, der Marktstellung, der Ergebnis- und Liquiditätslage und nach der Bereitschaft der Gesellschafter zur Abgabe der unternehmerischen Führung gefragt. Die entscheidende Frage lautet: Ist das Unternehmen im Kern eher gesund? Fällt die Beurteilung dieser Punkte insgesamt positiv aus, werden ein Restrukturierungskonzept und ein Geschäftsplan mit dem zu erwartenden Kapitalbedarf erstellt. Die Umsetzung erfolgt dann gegebenenfalls mit dem Management. „Wir schauen dabei genau, wer von dem bestehenden Management an Bord bleibt, von wem wir uns trennen und wo wir eventuell auch Führungskräfte aus der zweiten Reihe nach oben holen“, sagt Brandes.

Neues Vertrauen schaffen
Wichtig ist in solchen Sanierungsfällen, auch die Belegschaft „mitzunehmen“. Das kann man nicht mit Managern, die die Probleme mit verursacht und das Vertrauen der Mitarbeiter verloren haben. Neues Vertrauen ist zudem gegenüber anderen Stakeholdern wie beispielsweise Lieferanten zu schaffen. Wer unbelastet ist vom Abgleiten des Unternehmens, hat eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Stakeholdern – Gesellschaftern, Banken, Lieferanten, Mitarbeitern etc. Und diese sollen in der Regel jeweils ihren Beitrag zur Restrukturierung leisten. Entsprechende Kompromisse den Beteiligten abzuverlangen, dazu braucht es Verhandlungskraft und -geschick seitens der Beteiligungsgesellschaft.

Übernahme der Geschäftsführung
„Wir übernehmen immer die Mehrheit, möglichst 100%, denn wir wollen auf jeden Fall das Sagen haben“, erklärt Brandes. Das ist ein großer Unterschied zu Beteiligungen in gesunde, expandierende Unternehmen, bei denen viele Fonds auch mit Minderheitsanteilen hineingehen: Ein in die Krise geratenes Unternehmen erfordert vom neuen Kapitalgeber nicht nur finanzielle Mittel, sondern in jedem Fall auch strategische und operative Geschäftsführung – und sei es nur für eine Interimszeit, falls das alte Management zum großen Teil noch dabei bleibt. Dafür ist ein ausgeprägtes Know-how im Umgang mit Restrukturierungen nötig. Für CMP ist dabei das Netzwerk an externen Managern und Experten sehr wertvoll. Als durchschnittlichen Investitionszeitraum bei einer Beteiligung nennt Brandes rund vier bis fünf Jahre. Um auch im Rahmen eines Exits freie Hand zu haben, fordert CMP von Minderheitsgesellschaftern eine Mitverkaufsverpflichtung.

Sechs Unternehmen im Portfolio
Momentan hat CMP im Portfolio des aktuellen Fonds sechs Beteiligungen:
* das Damenmode-Unternehmen Lucia AG in Lüneburg,
* die Schock GmbH im Bayerischen Wald (Küchenspülen aus Kunstgranit),
* die Schock Profilsysteme GmbH & Co KG im Stuttgarter Raum (Kunststoffprofile u. a. für die Industrie),
* die Rebhan GmbH & Co KG in Stockheim (Kunststoffflaschen für die Kosmetikindustrie),
* die Flemming Dental AG in Hamburg (Dentallaborkette) sowie
* den Windkraftanlagen-Hersteller Nordex AG in Norderstedt.

In den letzten Jahren hat sich CMP mit Investitionen eher zurückgehalten, da – wie Brandes berichtet – die Preise zu hoch waren. „Wir hatten schon interessante Investments im Auge, sind aber immer wieder von Wettbewerbern im Preis überboten worden.“ Heute ist Brandes froh, so vorsichtig vorgegangen zu sein. Er ist überzeugt, dass die Investitionsjahrgänge 2009 bis 2011 viel erfolgreicher – sprich: renditeträchtiger – sein werden als die Jahrgänge 2005 bis 2007.

Bernd Frank

Kurzprofil
Firma: CMP Capital Management-Partners GmbH
Standort: Berlin
Gründung: 2000
Zahl der Investment Professionals: 13
Verwaltetes Kapital: ca. 150 Mio. Euro
Website: www.cm-p.de

Investitionsschwerpunkte
Phase: Krisensituationen
Finanzierungsanlässe: Restrukturierung, Turnaround
Branchen: kein Branchenfokus
Region: Deutschland, Österreich, Schweiz