Die Münchner mic AG fühlt sich in Thüringen gut aufgehoben

mic AG
Bei den Firmen der mic in Meiningen liegt der Schwerpunkt auf Mikrosystemtechnik und Optik.

Kenner der Region

Begonnen hat alles 1994, als der heutige Vorstandsvorsitzende der mic AG, Claus-Georg Müller, in Meiningen die Adva Optical (www.advaoptical.com) mitgründete. Zu Zeiten des Neuen Marktes sorgte dieses Unternehmen mit dem erfolgreichsten IPO des Jahres 1999 für Furore. Nach seinem Ausstieg aus der Adva Optical fiel 2001 der Startschuss für die Gründung der mic GmbH, der Börsengang der Beteiligungsgesellschaft erfolgte 2006. Manuel Reitmeier war dabei von Anfang an dabei. Eben weil Müller die Region und Meiningen gut kannte, darüber hinaus nur positive Erfahrungen in Thüringen gemacht hatte, lag es nahe, den Standort der Fibotec Fiberoptics GmbH (www.fibotec.com), des ersten Unternehmens der mic, in Meiningen beizubehalten. Von städtischer Seite wurden Müller und sein Team dabei mit offenen Armen empfangen: „Die Konjunktur in Thüringen war zu diesem Zeitpunkt relativ schwach, die Arbeitslosenquote lag im zweistelligen Prozentbereich. Für uns als Arbeitgeber gab es von staatlicher Seite Fördermittel für Projekte und für Langzeitarbeitslose sowie vergünstigte Mieträume“, erzählt Reitmeier. Mittlerweile sei die Infrastruktur perfekt ausgebaut, zudem kosteten bestausgebildete Studienabgänger, die von den Unis Schmalkalden und Ilmenau akquiriert werden können, deutlich weniger als z.B. in München. „Alles in allem bietet die Region seit jeher gute Voraussetzungen, Start-ups schnell und kostengünstig aufzuziehen“, ist Reitmeier überzeugt.  

Fest verwurzelte Branchen

Peu á peu hinzugekommen sind über die Jahre 4DForce GmbH (www.4dforce.eu), FiSec GmbH (www.fisec.de) mit deren Tochter AVK Infotec GmbH (www.avk-infotec.de), eine Betriebsstätte der Pimon GmbH (www.pi-mon.de), die Aifotec Fiberoptics GmbH (www.aifotec.de) und die µ-GPS Optics GmbH (www.u-gps.com) – mit der Fibotec Fiberoptics GmbH und einer Betriebsstätte der mic AG ist das Beteiligungshaus somit durch acht Firmen am Standort vertreten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Branchen Mikrosystemtechnik/Optik, was Reitmeier durchaus als Stärke der Region ansieht: SP20 Vorstaende„Große, bekannte Firmen sind natürlich Jenoptik und Carl Zeiss. Mit diesen führen wir teilweise auch Finanzierungsrunden durch“, erklärt der Investor. So sei die Carl Zeiss Venture Beteiligungsgesellschaft mbH beispielsweise als Koinvestor an der 2006 gegründeten µ-GPS Optics GmbH beteiligt.

Finanzierung nicht zu bemängeln

Auch sonst sieht Reitmeier die Finanzierung junger Unternehmen in Thüringen als ausreichend gedeckt an, vor allem durch die Existenz öffentlicher und halb öffentlicher Mittel: „Wir arbeiten eng mit bm-t, der beteiligungsmanagement thüringen GmbH zusammen und sind gemeinsam bei Aifotec Fiberoptics GmbH und FiSec GmbH investiert“, erzählt er weiter. Darüber hinaus nehmen die mic-Unternehmen immer noch Fördermittel der Thüringer Aufbaubank in Anspruch. „Alles in allem wird einem als Investor hier viel geboten“, berichtet Reitmeier. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Meiningen, die 2001 den Verein Zukunftstechnologie in Meiningen e.V. gegründet hat und damit günstige Bedingungen für Existenzgründer schaffen will, hat sich bisher stets als reibungslos erwiesen. In die allgemeine Klage über das Ausbleiben von institutionellen Investoren in Mitteldeutschland und eine fehlende Szene von Business Angels kann Reitmeier für seinen Standort in Meiningen nicht einstimmen: „Die Schwerpunkte der Venture Capital-Szene in Deutschland sind ohnehin Frankfurt und München. Wo die Investoren sitzen, ist eigentlich egal – entscheidend ist hingegen, wie man Produkte und in unserem Fall den Inkubator vermarktet“, verrät er seine Einschätzung. Fachpersonal und Infrastruktur seien ausreichend vorhanden, auch Business Angels vernetzten sich immer mehr, und so sieht Reitmeier die Region insgesamt auf einem sehr guten Weg.

Letzte Hürden überwinden

Nachholbedarf sieht Reitmeier dagegen bei der Transparenz hinsichtlich der Fördermittelvergabe und beim Bürokratieabbau – „hier gibt es viele Richtlinien, die einen schnellen Überblick verhindern und oftmals das Hinzuziehen externer Berater erfordern“, erzählt er. Eine weitere Schwierigkeit bestehe darin, Fachpersonal, das in den umliegenden Universitäten oder Firmen nicht vorhanden sei, aus anderen Region Deutschlands herzulocken: „Hier herrscht oftmals noch die Einstellung Ost- gegen Westdeutschland vor“, bemängelt er. Dabei gebe es für ihn als Investor und Arbeitgeber bezüglich der Mentalität oder Geschäftsgepflogenheiten nichts weiter zu beachten – „anpassen tun wir uns nur insofern, als dass uns die Thüringer Bratwurst genauso gut schmeckt wie die Nürnberger“, erzählt er lachend.

Potenzial von Gründerschmieden

Dass die Region Mitteldeutschland, aber auch Deutschland generell mehr innovative Gründerzentren und Inkubatoren wie die mic AG in Meiningen brauche, ist Reitmeiers feste Überzeugung: „Inkubatoren sind Keimzellen von guten Ideen“. Wichtig sind ihm dabei die Synergien, die zwischen den einzelnen Unternehmen entstehen; ein Beispiel dafür ist die Entstehung der µ-GPS Optics GmbH. Entdeckt wurde die Firma vom Geschäftsführer der Fibotec Fiberoptics GmbH, Herrn Dr. Gerald Werner, der Weißlichtquellen an die Uni Karlsruhe geliefert hatte und dort auf das Unternehmen aufmerksam wurde. Auch Reitmeier und Müller konnten vom Geschäftsmodell der hoch präzisen, dreidimensionalen Messungen der µ-GPS überzeugt werden. Gemeinsam gründeten sie das Unternehmen aus der Universität aus und kauften sich Technik und Know-how dazu. Als Co-Investor kam die Carl Zeiss Beteiligungsgesellschaft mbH hinzu, Forschung und Entwicklung konnten kräftig angeschoben werden; die Prototypen der Messanlage sind mittlerweile fertig und hatten ihren großen Auftritt auf der Hannover-Messe und auf der Control-Messe in Stuttgart. Momentan stellt µ-GPS Optics GmbH die ersten Kundenkontakte her und möchte in der Lage sein, auf jeden Kundenwunsch individuell zugeschnittene Maschinen zu produzieren.

Positives Resümee

Die Geschichte der mic AG ist eng mit Meiningen und Thüringen verbunden – „wenn Sie mic aufschlüsseln, kommt dabei Meiningen Inkubator Center heraus“, betont auch Reitmeier. Auch wenn die mic als Beteiligungsgesellschaft international tätig sei und Betriebsstätten und Firmen u.a. im Silicon Valley habe, sei Meiningen dennoch das Zentrum für Start-ups, erzählt er weiter. Gerade im Internetbereich tummeln sich momentan viele neue Investoren am Markt, die mit Inkubator-Projekten und unkonventionellen Gründermethoden auf sich aufmerksam machen; Reitmeiers Wunsch ist es, diese Art der Frühphasenförderung und -finanzierung auch vermehrt für den Technologiebereich zu ermöglichen. „Unternehmensfinanzierung in Mitteldeutschland ist noch lange nicht ausgeschöpft“, schließt der Investor; es gebe noch viele spannende Ideen zu finanzieren und genügend Raum, wo sich u.a. die mic AG ausbreiten könne. Investoren müssten lediglich mit wachsamen Augen die Region erkunden.