„Für die richtigen Transaktionen gibt es wieder eine Finanzierung“

Ranjan Sen

Seit Januar brodelte die Gerüchteküche, hinter verschlossenen Türen verhandelten mehrere internationale Private Equity-Gesellschaften um den Deal des Jahres: Die Gründerfamilie des Douglas-Konzerns (www.douglas-holding.de) Kreke suchte einen neuen Gesellschafter, der die Anteile der anderen Aktionäre, allen voran der Oetker-Gruppe und des Drogerie-Unternehmers Erwin Müller, übernehmen und das Unternehmen mit ihnen gemeinsam weiterentwickeln sollte. Den Zuschlag hat nun Advent International (www.adventinternational.com) erhalten. Der amerikanische Investor macht den Douglas-Aktionären ein Übernahmeangebot von 38 EUR pro Aktie. Detaillierte Pläne zur Wachstumsstrategie legte Advent allerdings noch nicht vor – das VentureCapital Magazin fragte nach bei Advent-Geschäftsführer Ranjan Sen.

VC Magazin: Sie werden den Aktionären der Douglas Holding ein öffentliches Übernahmeangebot unterbreiten und wollen das Unternehmen zusammen mit der Familie Kreke weiterentwickeln. Wo sehen Sie Wachstumspotenzial für den Konzern?

Sen: Wir sind vom Potenzial der Douglas -Gruppe überzeugt und freuen uns, gemeinsam mit der Familie Kreke sowie dem Management und den Mitarbeitern die strategische Weiterentwicklung voranzutreiben. Diese Zuversicht ist auch in der attraktiven Prämie von 41,6% auf den vierwöchigen volumengewichteten Durchschnittskurs der Douglas-Aktie vor Aufkommen der Übernahmegerüchte am 11. Januar 2012 reflektiert. Ein wesentlicher Teil unserer Investitionsthese ist es, das Wachstum der Parfüm- und Schmucksparte gemeinsam mit dem Management beschleunigt voran zu treiben. Im Vordergrund stehen dabei eine größere Marktpräsenz im In- und Ausland. Gleichzeitig sollen das Online- und Filialgeschäft durch kanalübergreifende Vertriebskonzepte wirksam miteinander verzahnt werden.

VC Magazin: Seit den ersten Übernahmegerüchten im Januar gab es immer wieder Spekulationen über die mögliche Ausgliederung einzelner Geschäftsbereiche aus der Douglas Holding. Welche Strategie werden Sie hier verfolgen?

Sen: Klar ist zunächst, dass wir gemeinsam mit der Familie Kreke die Gruppe nachhaltig zukunftsfähig machen wollen. Wir werden das Management im Rahmen der laufenden Neuausrichtung unterstützen, die Geschäftsbereiche optimal aufzustellen. Ziel ist es, Wachstumschancen zu identifizieren und das Potenzial der einzelnen Bereiche konsequent zu heben. Kurz: Wir wollen die Erfolgsgeschichte der Douglas Holding fortschreiben. In diesem Rahmen setzen wir gemeinsam mit der Familie Kreke die bisherige Portfoliostrategie partnerschaftlich mit dem Management fort.

VC Magazin: Welchen Teil des Kaufpreises werden Sie durch Fremdkapital finanzieren?

Sen: Bitte haben Sie Verständnis, dass wir diesbezüglich auf die Veröffentlichung der Angebotsunterlage hinweisen. Was wir zum jetzigen Zeitpunkt sagen können: Die Transaktion wird durch eine Kombination von Eigen- und Fremdkapital finanziert. Advent International wird einen für diese Art von Transaktionen vergleichsweise hohen Eigenkapitalanteil einbringen, der bei nahezu 50% liegt.

VC Magazin: Wie offen zeigen sich Banken derzeit für die Finanzierung von Transaktionen dieser Größenordnung?

Sen: Wir beobachten, dass sich die Finanzierungsmärkte derzeit auch für größere Transaktionen wieder öffnen. Wir haben beispielsweise Anfang Oktober die Übernahme des Kunstharz-Geschäfts des Unternehmens Cytec Industries mit Firmensitz in Belgien mit einem Transaktionsvolumen von mehr als 1 Mrd. USD bekannt gegeben. Für die richtigen Transaktionen gibt es wieder eine Finanzierung. Allerdings setzt sich das Konsortium in der Regel aus mehr Banken zusammen als früher.

VC Magazin: Auch wenn Sie derzeit erst am Anfang der Zusammenarbeit mit Douglas stehen: Welche Exitmöglichkeiten sehen Sie für diese Beteiligung?

Sen: Diese Frage stellt sich uns aus heutiger Sicht nicht. Für uns steht die strategische Weiterentwicklung von Douglas im Vordergrund und dabei insbesondere die Ausrichtung der Gruppe auf profitables, nachhaltiges Wachstum.

VC Magazin: In welchen Branchen sehen Sie derzeit weitere attraktive Beteiligungsmöglichkeiten auf dem deutschen Markt?

Sen: Wir prüfen eine Reihe von Investitionsmöglichkeiten in fünf Kernbranchen: Industrie, Chemie, Handel, Gesundheitswesen und Medien.

VC Magazin: Danke für das Interview.

Das Interview führte Susanne Gläser.

Zum Gesprächspartner:

Ranjan Sen ist Geschäftsführer der Advent International GmbH.