Innotech GmbH (Ausgabe 3/2003)

Die EnBW AG als VC-Gründer
Die Ursprünge der innotech GmbH liegen in dem Versorgungsunternehmen Energie Baden-Württemberg AG (EnBW). Die EnBW AG hatte 1997 eine konzerneigene VC-Gesellschaft gegründet, um darüber Risikobeteiligungen in jungen Unternehmen der Umwelt- und Energietechnik einzugehen. Schnell erkannte man jedoch den Bedarf, zusätzlich Erfahrung und Know-how aus dem Markt für die neue Tochter zu erschließen. Daher wurde im Jahr 1999 das unternehmenseigene VC-Unternehmen in einen unabhängigen Fonds umgewandelt sowie Mikael Karlin und Ingo Johanssen als Geschäftsführer der innotech GmbH, der Managementgesellschaft des Fonds, berufen. In den folgenden zwölf Monaten kamen mit Siemens VC, der niederländischen Mercurius BV und den Dachfonds MPC (Münchmeyer, Petersen Capital) Global Equity II und III externe Investoren hinzu und stockten das Fondsvermögen auf 65 Mio. Euro auf.

Ein kompaktes Team
Mit Bernhard Schmid und Hazel Arnot traten Mitte 1999 bzw. Mitte 2001 zwei weitere Partner in das Unternehmen ein, sechs Mitarbeiter vervollständigen heute das zehnköpfige innotech-Team, das einen breiten beruflichen Hintergrund aus Industrie, Unternehmensberatung und Venture Capital hat. Drei Mitarbeiter sind im Controlling und Marketing tätig. Der Deal Flow von innotech besteht zu 80 % aus Investitionsanfragen aus dem Bereich der Informationstechnologie, jeweils 10 % der eingehenden Geschäftspläne kommen aus den Bereichen Energie und Umwelttechnik. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des innotech-Portfolios wider, in dem sich derzeit sieben Unternehmen befinden.

Konservative Investitionsplanung erforderlich
„Wir sind aktiv auf der Suche nach neuen Beteiligungen“, sagt Geschäftsführer Mikael Karlin, „und haben in unserem Fonds ausreichend Liquidität.“ Obwohl im gegenwärtigen Umfeld grundsätzlich wenig Wettbewerb unter den Investoren besteht, gestaltet sich die Suche nach einer wirklich geeigneten Beteiligungsmöglichkeit schwierig. „Das Problem ist, daß heute nicht erkennbar ist, wann der Markt wieder Möglichkeiten zu Exits eröffnet, dabei ist die Situation bei Trade Sales leider in erheblichem Umfang an den IPO-Markt und die allgemeine Wirtschaftslage gekoppelt“, beschreibt Mikael Karlin das Problem der Branche. „Die Unternehmen sind gegenwärtig eher mit Restrukturierungen und Kostensenkungen als mit Zukäufen beschäftigt. Als vorsichtige Kaufleute müssen wir daher unterstellen, daß für einen längeren Zeitraum keine Verkäufe möglich sein werden“. Entsprechend konservativ müsse die Liquiditätsplanung des Fonds sein und entsprechend anspruchsvoll seien die Anforderungen an potentielle Beteiligungen. „Wir müssen davon ausgehen können, daß das Unternehmen mit den vorhandenen und fest zugesagten Mitteln die Gewinnschwelle erreichen kann“, konkretisiert Karlins Partner Ingo Johannsen dieses Investitionskriterium. An dieser Schwelle scheiterten aber viele der untersuchten Unternehmen.

Nachgewiesener Produktnutzen vorausgesetzt
Generell sucht innotech Unternehmen, die bereits über ein Produkt und mindestens einen Referenzkunden ver-fügen, so daß der Nutzen des Produkts bereits in der Praxis erkennbar ist. Unbedingt erforderlich ist auch, daß das Unternehmen uneingeschränkt über sein Produkt verfügen kann. Das Management sollte erfahren sein und als Team die wesentlichen Kompetenzen zur Unternehmensführung abdecken. Die Vertriebsstrategie muß zur Marktpositionierung passen und in ausgewogenem Verhältnis zum Umsatz pro Kunden stehen. Die vorhandene Finanzplanung des Unternehmens sollte über mehrere Jahre den Finanzbedarf, die geplanten Margen und den Zeitpunkt des „Break Even“ erkennen lassen. Typischerweise dauert der Entscheidungsprozeß und die Due Diligence bei innotech von der Einreichung eines Geschäftsplans bis zum Vertragsabschluß zwei bis vier Monate.

Betreuung durch innotech-Team und Netzwerk
Den Beteiligungen bietet innotech über die Finanzierung hinaus eine umfassende Kenntnis des Marktes und Wettbewerbsumfeldes und berät sie in allen Phasen und Fragen der Unternehmensentwicklung bis zur Börsen-einführung oder dem Verkauf. „Besonders bei strategischen Weichenstellungen sind wir in der Regel stark involviert“, so Mikael Karlin. Das innotech-Netzwerk aus VC-Gesellschaften, Industrieunternehmen, Investmentbanken und Beratungsgesellschaften bietet den Beteiligungen darüber hinaus wertvolle Kontakte und Unterstützung.

Zufriedenstellende Entwicklung und Zuversicht
Mit der aktuellen Entwicklung des Portfolios ist Mikael Karlin unter den gegebenen Umständen zufrieden: „Wir haben im vergangenen Jahr keine Beteiligung verloren und zwei Folgefinanzierungen zu höheren Bewertungen durchführen können.“ Bedingt durch die späte Auflegung des Fonds im Jahr 1999 hat innotech zwar noch keinen Exit realisieren können, dies entspricht aber auch voll den Planungen, denn die Investitionsstrategie ist auf einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren angelegt. Auch wenn keine schnelle Besserung der Marktverhältnisse erwartet wird und 2003 eventuell noch eine Verschärfung bringen wird, ist Ingo Johannsen für das eigene Unternehmen zuversichtlich. „Derartige Bedingungen sind für uns keine neue Erfahrung. Man sollte nicht vergessen, daß Börsengänge von jungen Unternehmen vor 1998 ebenfalls nahezu unmöglich waren. Mitglieder unseres Teams haben auch in dieser Zeit erfolgreich VC-Investments durchgeführt, das hilft uns heute.“

Ralph Thielemann

Investitionskriterien der innotech GmbH:
– IT oder Energie- und Umwelttechnik
– Investitionsvolumen von 0,5-5 Mio. Euro
– Marktfähiges Produkt
– Erster Kunde vorhanden
– Erfahrenes, kompetentes Management
– Gewinnschwelle in zwei Jahren erreichbar