Magere Zeiten für Venture Capital in den USA

Im Mutterland der Venture Capital-Branche sind die Unkenrufe nicht zu überhören: Venture Capital steckt in der Krise. Seit 2008 sind die Rückflüsse der Fonds an ihre Investoren geringer als deren Investitionszusagen für neue Fonds. Und das, obwohl die Zahl der neu aufgelegten Venture-Fonds ohnehin im letzten Jahr um etwa 50% zurückging.

Hinter dieser Misere stecken systemische Ursachen. Das meinen nicht nur Berufskritiker wie Adeo Ressi, Gründer des VC-Prangers TheFunded.com („The Canarie is Dead“),  sondern auch alte Hasen der Branche.

Ressi kritisiert beispielsweise, dass Venture Capital-Investoren wie Lemminge agieren. Statt in ein breites Spektrum an innovativen Technologien und Geschäftsmodellen zu investieren, konzentrieren sie den größten Teil ihrer Mittel auf wenige Bereiche, die gerade in Mode sind. Dabei bleiben gute Renditen die Ausnahme. Ressi verweist zum Beispiel auf Biokraftstoffe. In den letzten zehn Jahren seien zig Mrd. USD in diesen Technologiebereich geflossen, ohne dass aus diesem Sektor auch nur ein veritabler Exit entstanden sei. Bon French, CEO des Dachfonds Adams Street, sieht dasselbe Muster bei der Performance seiner Venture Capital-Investments. Bei den Zwanzigjahresrenditen gehen volle fünf der 20 Prozentpunkte auf einen Exit eines einzigen VCs zurück: eBay von Benchmark Capital.

Dazu kommt noch die Schwäche des Kapitalmarktes, die es den Venture Capital-finanzierten Unternehmen zunehmend erschwert, gute Bewertungen bei Verkauf oder Listing zu erzielen.

Laut Peter Dolan, zuständig für Private Equity beim Harvard Endowment, steht die Branche vor einschneidenden Veränderungen. Der Mangel an Rückflüssen wird seiner Meinung nach dazu führen, dass künftig weniger in die Assetklasse investiert wird. Infolge der Verknappung von Venture Capital werden irgendwann nur noch die besten Fondsmanager Geld zur Verfügung haben. Das werden sie in die besten Firmen zu guten Bedingungen investieren können, sodass sie selbst in Zeiten moderater Exit-Bewertungen wieder vernünftige Renditen erzielen könnten.

Die Venture-Szene in den USA steht erst am Anfang dieses Prozesses. In Europa haben wir eine ähnliche Entwicklung bereits seit 2002 durchlaufen – und können sie hoffentlich bald hinter uns lassen. Es liegt nun an uns, die dazu passenden Renditen zu präsentieren.

Zum Autor

Roland Manger ist Mitgründer und Managing Partner der in München, Hamburg und Menlo Park ansässigen Venture Capital-Gesellschaft Earlybird. Er verfügt über 13 Jahre Erfahrung als Investor und Unternehmer; seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kommunikation und mobile Technologien.