Neun Fragen an Steffi Keuler von Kochzauber

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?

Keuler: Im vergangenen Jahr habe ich einige Monate in Schweden gelebt, das Konzept dort kennengelernt, ausprobiert und war schlichtweg begeistert. Beim Besuch bei meiner besten Freundin Laura, berufstätig und dreifache Mutter, erlebte ich hautnah, wie herausfordernd es ist, gesunde Ernährung und ein friedliches Abendessen mit der Familie mit der Alltagshektik unter einen Hut zu bringen.

VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Keuler: Gemeinsam mit meinem Mitgründer Frederic Knaudt diskutierten wir unsere Idee mit Christian Weiß und Uwe Horstmann von Project A Ventures (www.project-a.com), die ich seit Studienzeiten kenne. Besonders wichtig bei unserer Entscheidung für Project A als Investor war die unternehmerische Freiheit gepaart mit einer Unterstützung von Experten im Bereich IT und Online Marketing. Aktuell sind wir in Gesprächen mit weiteren Kapitalgebern, die uns nach dem Proof of Concept helfen, Kochzauber weiter auszurollen.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?

Keuler: Ich wusste schon früh, dass ich später selbst ein Unternehmen aufbauen wollte – etwas, das Nutzen stiftet und ein Thema in der Gesellschaft aufgreift. Besonders wichtig für meine Entscheidung war der Drang danach, das unternehmerische Risiko selbst zu tragen und eine Unternehmenskultur aufzubauen, in der sich Mitarbeiter weiterentwickeln und mit Spaß unsere gemeinsame Vision leben. Frederic kommt ebenfalls aus einer Unternehmerfamilie und hat bei verschiedenen erfolgreichen Start-ups maßgebliche E-Commerce-Erfahrung gesammelt.


Screenshot von kochzaiber.deVC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?

Keuler: Jede einzelne. Besonders die, die ich aus dem Bauch heraus getroffen habe – durchaus auch gegen die Meinung meines Umfeldes. Mein Vater hat mir beigebracht, dass eine Entscheidung – selbst eine Fehlentscheidung – besser ist als gar keine Entscheidung. Wichtig ist mir, danach handeln, woran ich glaube, meinen Werten treu zu bleiben – aber auch: lernen, auch mal hinzufallen und wieder aufzustehen.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?

Keuler: Bei meinem ersten Venture, ein Coaching-Konzept von MBA-Studenten für Bachelor-Absolventen bei Bewerbungsgesprächen in der Finanzwelt, mussten wir feststellen, dass die Zahlungsbereitschaft bei Studenten nicht vorhanden war. Also sprachen wir Banken direkt an und diese finanzierten in kürzester Zeit an über 30 Universitäten Kurse. Oft ergeben sich tolle Business Opportunities  erst aus der Situation heraus – das letztendlich erfolgreiche Modell hat nicht immer mit dem ursprünglichen Businessplan zu tun. Deswegen versuche ich stetig, Ideen nicht zu lange am grünen Tisch zu planen, sondern möglichst schnell am Markt zu testen und zu lernen.

VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Keuler: Vor allem in Berlin wird Gründern der Einstieg in die Unternehmenswelt durch regen Austausch und Kontakte ermöglicht – weniger allerdings gefördert von politischen Maßnahmen als von anderen Gründern und Business Angels, die ihre Erfahrungen gerne weitergeben.

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?

Keuler: Ich habe in den letzten Jahren viele spannende und vielschichtige Unternehmerpersönlichkeiten kennengelernt. Diejenigen, die mich am meisten faszinieren, haben alle gemeinsam, dass sie für ihre Idee brennen und ihr Team als zentrales Element ihres Erfolges sehen.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?

Keuler: Facebook – der direkte Kontakt mit unseren Fans spielt für uns bei Kochzauber eine große Rolle. Asana und Skype, um die verschiedenen Projekte im Team effizient anzugehen. Meine neueste Errungenschaft seit letzter Woche: Grolly’s Memory – ein tolles Spiel für Kinder – mein Patenkind kann mit meinem iPad bereits besser umgehen als ich…

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Keuler: Wir haben Ende März erfolgreich gelauncht und freuen uns über unsere stetig wachsende Kundenbasis in bereits sechs deutschen Großstädten –  weitere folgen in den nächsten Monaten. Außerdem planen wir, unsere Produktpalette zeitnah zu erweitern. Wir wollen den deutschen Online-Lebensmittelmarkt in den kommenden Jahren mitprägen – und es besonders Eltern ermöglichen, sich und ihre Liebsten ohne großen Aufwand ausgewogen und gesund zu ernähren.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Torsten Paßmann.
Zur Gesprächspartnerin
Steffi Keuler hat 2012 gemeinsam mit Frederic Knaudt die Kochzauber Food GmbH (www.kochzauber.de) gegründet und ist als Geschäftsführerin für Rezeptentwicklung, Einkauf, PR und die operativen Prozesse verantwortlich. Das Ernährungs- und Lieferkonzept versorgt seine Kunden wöchentlich mit einfach zuzubereitenden, abwechslungsreiche Rezepten und den dazu passenden Zutaten. Steffi Keuler sammelte Erfahrungen im Gesundheits- und Konsumgüterbereich in der Unternehmensberatung und im Private Equity-Geschäft. Vor Kochzauber gründete sie ein Fitness- und Ernährungskonzept für Frauen mit.