Portfoliodiversifikation mit täglich liquider Kerninfrastruktur

Panthermedia/Andrea Ong

Unter dem Begriff Infrastruktur versteht man alle langlebigen Grundeinrichtungen, die das Funktionieren einer Volkswirtschaft gewährleisten. Dazu kann man Unternehmen aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa Baufirmen, Versorger, Rohstoffförderer oder Kraftwerksbetreiber zählen. Zur Kategorie der infrastrukturnahen Investitionen gehören unter anderem Unternehmen, die von einem starken Wirtschaftswachstum profitieren. Ein Beispiel: Siemens profitiert als Industriekonzern sowohl von einer allgemein guten Wirtschaftslage als auch vom Ausbau der Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Daher ist die Siemens-Aktie eine infrastrukturnahe Investition, die tendenziell von der wirtschaftlichen Aktivität relativ stark beeinflusst wird.

Kerninfrastrukturanlagen

Dagegen sind Investitionen in Kerninfrastrukturanlagen weniger konjunktursensitiv. Sie zeichnen sich typischerweise durch eine hohe Kapitalintensität, eine lange Nutzungsdauer, stabile Erträge, langfristige Bezugs- und Absatzverträge, hohe Markteintrittsbarrieren und ein stark reguliertes Umfeld aus. Unternehmen, die in diesem Subsektor operieren, befinden sich meist in einer monopolähnlichen Position. Das Unternehmen Severn Trent versorgt z.B. Haushalte und Industrieunternehmen in Wales und England mit Trinkwasser und ist ebenfalls für die entsprechende Abwasserentsorgung verantwortlich. Für die Bereitstellung dieser Dienstleistungen erhält Severn Trent eine durch die Regulierungsbehörde auf mehrere Jahre festgelegte Eigenkapitalrendite. Die Erträge sind somit langfristig unabhängig von Nachfrageschwankungen nach Trink- bzw. Abwasser. Zusätzlich besteht eine Kopplung der festgelegten Rendite an die Inflationsrate, wodurch sich ein vertraglicher Inflationsschutz ergibt.

Wir bei der Partners Group unterscheiden börsennotierte Kerninfrastrukturbetreiber in vier verschiedenen Bereichen:

  • Transportanlagen wie Mautstraßen oder Häfen
  • Kommunikationssysteme wie Satellitenbetreiber
  • Soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen
  • Versorgungseinrichtungen wie Wasserverteilung, Elektrizitätsnetze oder Öl- und Gaspipelines

Keine starken zyklischen Schwankungen

EBITDA-Wachstum im JahresvergleichNeben dem großen und langfristigen Wachstumspotenzial ist aber vor allem der defensive Charakter von Kerninfrastruktur interessant: Vergleicht man das Kerninfrastrukturuniversum des Infrastrukturfonds der Partners Group mit der historischen Geschäftsentwicklung (EBITDA-Wachstum) des breiten Aktienmarktes (S&P 500), zeigen sich die defensiven Eigenschaften der Kerninfrastrukturanlagen. Deren EBITDA-Wachstum war auch in den Krisenjahren 2001/2002 und 2008/2009 positiv. Die Preismacht der quasi monopolistisch agierenden Unternehmen sowie die geringere Elastizität der Nachfrage sind dabei entscheidend. Auch in einer Rezession müssen z.B. Wasserversoger oder Stromnetzbetreiber Städte, Gemeinden und die Industrie weiterhin versorgen.

Daran wird deutlich, dass Kerninfrastrukturanlagen typischerweise defensiver Natur sind und keinen starken zyklischen Schwankungen unterliegen. Die Preiselastizität der Nachfrage ist geringer und die Visibilität in Bezug auf zukünftige Erträge hoch.

Vergleich mit Fondsmodell

Trotz der unbestrittenen Attraktivität der als Kerninfrastruktur kategorisierten Unternehmen hat auch dieser Investitionsansatz als täglich liquider Aktienfonds seine Limitierung, insbesondere im Vergleich mit geschlossenen Infrastrukturfonds. Der Vorteil einer höheren Flexibilität durch die tägliche Handelbarkeit des Fonds resultiert in einer Abhängigkeit von der allgemeinen Aktienmarktentwicklung. Dadurch können kurzfristig – unabhängig von der fundamentalen Entwicklung des einzelnen Titels – negative Kursentwicklungen entstehen. Langfristig haben Kerninfrastrukturtitel jedoch gezeigt, dass sie aufgrund der fundamentalen Stabilität zeitweilige Kursrückschläge überwinden und über eine längere Zeitspanne einen stabilen Portfoliobeitrag leisten können.