VC Kolumne von Dr. Ingmar Ackermann, CFP

Panthermedia/Steffen Schumann

Dabei hat Leipzig einiges zu bieten – für Gründer und Investoren gleichermaßen. Sieben Hochschulen mit insgesamt 37.000 Studenten, ein zunehmender Anteil aus dem Ausland, beleben die Stadt und bieten einen riesigen Pool von qualifizierten Mitarbeitern, viele von ihnen mit unternehmerischen Ambitionen. Die HHL, die älteste Business School Deutschlands und eine der führenden des Landes (im Financial Times „Masters in Management Ranking 2013“ sogar die Nummer 9 weltweit) bringt jedes Jahr exzellente Absolventen hervor, die bislang bereits mehr als 135 Start-ups ins Leben gerufen haben, darunter so durchaus bekannte Unternehmen wie Trivago, Spreadshirt, Hitfox und Mister Spex.

Die Rahmenbedingungen zum Studieren und Gründen sind nahezu ideal – günstiger Wohnraum, hohe Lebensqualität, kurze Wege, großes Kulturangebot, eine kreative Szene. So verwundert es nicht, dass Leipzig seit einiger Zeit zunehmend positives Medienecho auslöst. Bereits vor drei Jahren kam die New York Times zu dem Ergebnis, Leipzig sei wie das Berlin der späten 1990er Jahre und nahm die Stadt prompt in ihre Liste „The 31 places to go in 2010“ auf. Fortan wurde Leipzig als das „bessere Berlin“, das „neue Berlin“ bezeichnet und inzwischen machen bereits neue Wortschöpfungen die Runde: „Hypezig“ lautet die Umschreibung für den Hype, der sich derzeit um die Stadt verbreitet.

Solche Vergleiche und Übertreibungen sind jedoch wenig produktiv. Schlimmstenfalls verstellen sie den Blick auf die großen Herausforderungen, die Leipzig als Teil der deutschen Gründerszene noch vor sich hat. Denn irgendetwas scheint den Gründern zu fehlen, wenn allein von den 135 Start-ups der HHL kaum mehr als eine Handvoll in der Stadt geblieben sind. Um es auf den Punkt zu bringen und im Bilde zu bleiben: Es fehlt die Treibladung, die eine Gründungsidee mit lautem Getöse zum Fliegen bringen kann – Venture Capital. Und zwar vorrangig für Anschlussfinanzierungen. Die Hoffnungen auf einen großen Exit als mögliche Initialzündung für Leipzig scheinen weit hergeholt, denn dafür kommt in Leipzig derzeit nur Unister in Frage.

Leipzigs Studenten, Gründer, Unternehmer, Berater und Investoren sind vielleicht nicht besser als anderswo in diesem Land. Aber: Sie verdienen mehr Beachtung als ihnen heute zuteil wird. Hierzu möchte ich einen kleinen Beitrag leisten: Wenn Sie also das nächste Mal von Leipzig hören, von der Stadt mit der großen musikalischen Tradition, dem historischen Zentrum des Buchdrucks und -handels, dem einst bedeutendsten Messestandorts Mitteleuropas, dem Ursprungsort der Montagsdemonstrationen, dann denken Sie auch an Leipzig als Stadt der Start-ups.