„Wir werden deutlich mehr offene Beteiligungen eingehen“

Unterstützen Unternehmen in der Region (v.l.n.r.): Jens Fischer und seine Kollegen Steffen Gasior, Investmentmanager, und Florentin Walker, stellvertretender Leiter Abteilung Innovation/Technologie.

VC Magazin: Die MBG Baden-Württemberg beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit dem Thema Innovationsfinanzierung. Welche Bedeutung messen Sie ihr aktuell bei?

Fischer: Die MBG hat Unternehmen seit Mitte der 1980er-Jahre mit deutlich über 200 Mio. EUR Beteiligungskapital bei der Umsetzung innovativer Ideen und Vorhaben unterstützt. Weil Innovations- bzw. Technologiefinanzierungen für die MBG traditionell wichtig sind, haben wir in den vergangenen Jahren neue Finanzierungsangebote speziell für dieses Segment entwickelt und wollen sie in Zukunft weiter ausbauen. Allein in der Zeit von Januar bis Oktober 2012 hat sich die MBG bereits wieder bei innovativen Vorhaben von 24 Unternehmen mit stillen und offenen Beteiligungen engagiert. Das ist ein Plus von fast 10% gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wobei die Volumina der einzelnen Finanzierungsrunden zuletzt etwas abgenommen haben.

VC Magazin: Welche Programme sind für welche Investitionen abrufbar?

Fischer: Für die Frühphasenfinanzierung haben wir gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg, der L-Bank und LBBW Venture den Seedfonds BW ins Leben gerufen, der ergänzend zum High-Tech Gründerfonds investiert. Bei jungen Unternehmen in der Start-up-Phase können wir uns über den Risikokapitalfonds engagieren. Bei etablierten Unternehmen ist schließlich eine Beteiligung über das klassische MBG-Beteiligungsprogramm „Innovationen“ möglich. Damit lassen sich vor allem Entwicklungs- und Markteinführungskosten finanzieren.

VC Magazin: Offene oder stille Beteiligungen: Welche Finanzierungsform eignet sich besser für Innovationen?

Fischer: Das hängt stark von der Phase ab, in der sich ein Unternehmen befindet. In der Seed- und Start-up-Phase ist die offene Beteiligung sicherlich das geeignetere Instrument. Stille Beteiligungen eignen sich vor allem, wenn Unternehmen expandieren oder sich etablieren. Historisch bedingt liegt der Schwerpunkt der MBG auf Mezzanine-Finanzierungen. Allerdings werden wir künftig deutlich mehr offene Beteiligungen eingehen.

VC Magazin: Welche personellen Voraussetzungen bringt Ihr Team mit?

Fischer: Unser Team verfügt über langjährige Erfahrung mit VC-Finanzierungen und hat eine große Affinität zu neuen Technologien und Geschäftsmodellen. Kontakte zu Förderinstituten wie dem High-Tech Gründerfonds, zu anderen Venture Capital-Gesellschaften, Business Angels und regionalen Hightech-Initiativen sind über die Jahre gewachsen. Wir tauschen uns aus und arbeiten vertrauensvoll zusammen. Davon profitieren die MBG-Portfoliounternehmen.

VC Magazin: Auf welchen Branchen liegt historisch und aktuell ihr Schwerpunkt und worauf achten Sie bei der Auswahl?

Fischer: Neben einem qualifizierten Management, das die wesentlichen Unternehmensbereiche abdeckt, legen wir Wert auf ein innovatives, Erfolg versprechendes Unternehmenskonzept mit entsprechendem Wachstumspotenzial. Handelt es sich um ein größeres Vorhaben, das in mehreren Runden finanziert wird, sollten weitere Partner mit einsteigen.
In der Vergangenheit waren wir stark engagiert im Maschinen-/Werkzeug- und Anlagenbau sowie in der Verfahrenstechnik – Branchen, die Baden-Württemberg über Jahre hinweg geprägt haben. In den letzten Jahren hat sich in unserem Portfolio der Anteil von Unternehmen aus der IT bzw. Softwareentwicklung sowie der Medizintechnik und Biotechnologie vergrößert.

VC Magazin: Danke für das Gespräch!

 

Zum Gesprächspartner

Jens Fischer leitet die Abteilung Innovation/Technologie der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg. Die öffentlich geförderte Beteiligungsgesellschaft hat bis heute Start-ups und Mittelständler mit Investitionen von über 320 Mio. EUR Eigenkapital unterstützt.