Krisensicher mit Private Equity

Panthermedia/Federico Caputo

Drastischer Einbruch bei den Deals

Zunehmende Kreditrestriktionen von Bankenseite bedeuteten für die Private Equity-Branche weniger Fremdkapital – und damit letztendlich weniger Deals. Seit der Finanzkrise sind laut Statistik des Branchenverbands BVK die Investitionen um 75% gegenüber dem letzten „Vorkrisenjahr“ 2008 gefallen. In der Kreditrestriktion der Banken liegt für die Branche auch das größte Risiko begründet: Hierbei stellt allerdings weniger ein sinkender Dealflow als vielmehr die notwendige Refinanzierung der für die Beteiligungen aufgenommenen Kredite ein immer größer werdendes Problem dar.

Refinanzierungsklippe

Eine Verschärfung der Schuldenkrise durch einen neuerlichen deflationären Schock würde die Situation dramatisch verschärfen. Private Equity-Unternehmen sind darauf angewiesen, ihre Beteiligungen früher oder später zu veräußern. Mit dem frei gewordenen Kapital werden auch die Kredite wieder getilgt. Sind Verkäufe nun nicht mehr möglich – oder nur zu Kursen, die deutlich unter den ursprünglich kalkulierten liegen – wird es sehr schwierig, die Kredite zurückzuzahlen. Zeitgleich werden die Banken in einer Deflationskrise kaum bereit oder gar fähig sein, auslaufende Kredite zu refinanzieren. Die Ratingagentur Fitch bezifferte diese „Refinanzierungsklippe“ mit mehr als 900 Mrd. USD. Stürzt eine Private Equity-Gesellschaft oder ein entsprechender Fonds über diese Klippe, ist das Unternehmen pleite und der Anleger dürfte einen Verlust von 100% verbuchen.

Inflationäre Lösung bevorzugt

Es gibt generell nur zwei Wege aus einer Schuldenkrise: Entweder man wählt den deflationären, also hartes Sparen und noch härteres Arbeiten verbunden mit einem (Teil-)Ausfall der Schuldner, oder aber man beschreitet den inflationären Weg: Schulden und drohende Kreditausfälle werden einfach mit frisch gedrucktem Geld „bereinigt“ oder besser: übertüncht. Da der erste Weg weder den Wählern noch den Investoren zuzumuten ist, wählt die Politik häufig den zweiten. Die jüngsten Äußerungen und Handlungen des EZB-Präsidenten Mario Draghi sowie seines amerikanischen Pendants bei der FED, Ben Bernanke, lassen keinerlei Zweifel daran zu. Auch das Bundesverfassungsgericht reihte sich hier nahtlos ein und legte dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) keinerlei Steine in den Weg. Für Investoren und Anleger ist dies, oberflächlich betrachtet, eine gute Nachricht – für Sparer hingegen eine schlechte.

Sachwert schlägt Geldwert

In einem Umfeld, in dem aus politischer Überlegung der inflationäre Weg eingeschlagen wird, gibt es für den Anleger nur noch einen Weg, sein Vermögen vor der Geldentwertung zu schützen: die Investition in Sachwerte. Hierzu zählen neben Immobilien, Rohstoffen und Edelmetallen auch Unternehmensbeteiligungen. Vergleiche der Performance von Aktien mit der von nicht börsennotierten Unternehmensbeteiligungen belegen, dass Buyouts sowohl in Nordamerika als auch in Europa die Aktienmärkte schlagen konnten. Gerade in der Finanzkrise, und das mag zunächst überraschen, konnte Private Equity gegenüber den Aktien noch einmal relativ zulegen.

Wertvolles „Insiderwissen“

Die Gründe für diese Outperformance sind vielschichtig: Investitionsentscheidungen werden erst nach einem gründlichen und sorgfältigen Auswahlprozess getroffen. Hierbei haben die Beteiligungsgesellschaften, anders als ein Aktienkäufer, auch Einsicht in Firmeninterna. Die potenziellen Investoren sind sozusagen „legale Insider“ und können somit ihre Investitionsentscheidung aus einer weit vorteilhafteren Position treffen, als dies einem „normalen“ Anleger oder Fondsmanager möglich wäre. Dabei hat sich der Prüfungsprozess im Zuge der Finanzkrise noch einmal verschärft. Wo weniger Kapital vorhanden ist, muss damit besser gewirtschaftet werden. Kurz: Bei abnehmender Quantität nahm die Qualität der Investments noch einmal zu.

Hilfreicher Blick von außen

Ein weiterer Vorteil der Beteiligungsgesellschaften liegt in ihrem langfristigen Investmentansatz. Während börsennotierte Unternehmen um kurzfristig guter Quartalszahlen willen oft die rechtzeitigen Kursänderungen für den langfristigen Erfolg verpassen, können Private Equity-Investoren in der Regel ohne großen öffentlichen Fokus ihre Strategie verfolgen. Womit ein dritter wichtiger Punkt angeschnitten ist: Das Management der jeweiligen Beteiligungsgesellschaften kann aktiv in die Firmenstrategie der übernommenen Unternehmen eingreifen. In der Regel geschieht das zum Vorteil des betreffenden Unternehmens, schließlich verfügt die Branche über reichlich Erfahrung mit Umstrukturierungen. Zudem hilft der Blick von außen, die notwendigen Anpassungsmaßnahmen schneller zu erkennen und die vorhandenen Potenziale effektiver zu realisieren.

Fazit

Private Equity ist als Sachwert ganz klar auch ein Kriseninvestment. Dass die Branche sogar Aktien schlägt, mag auf den ersten Blick erstaunen, bei genauer Betrachtung jedoch ist es nicht weiter verwunderlich. Die „Refinanzierungsklippe“ stellt gewiss ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar, kann jedoch durch entsprechende Diversifizierung umschifft werden.