„Wir wollen die Aktivitäten von Business Angels professionalisieren“

VC Magazin: Der Mountain Club (www.mountain-club.ag) bringt seit gut einem Jahr Technologieunternehmen mit privaten Kapitalgebern zusammen. Wie viele Finanzierungsrunden sind dadurch entstanden?

Braun: Für 15 Unternehmen haben wir ein Gesamtvolumen von knapp 45 Mio. EUR aufgebracht. Die Finanzierungsrate, also das Verhältnis der vorgestellten Unternehmen zu abgeschlossenen Finanzierungsrunden, liegt bei über 70%.


VC Magazin: Sie stehen im permanenten persönlichen Austausch mit Ihren Investoren. An welchen Branchen und Technologien herrscht aktuell das größte Interesse?

Braun: Die Lead-Investoren prägen die Auswahl der Unternehmen, die wir vorstellen. Wir haben bislang in den Bereichen Medizintechnik, Automotive, Medien, Cleantech und Sicherheitstechnik investiert. Besonderer Appetit ließ sich erkennen an Unternehmen, die mit einem stark wachsenden, leicht erklärbaren und skalierbaren Geschäftsmodell unterwegs sind. Das Management ist dabei der entscheidende, fast kann man sagen alles entscheidende Faktor.


VC Magazin: Wie gestaltet sich die Bandbreite der Unternehmens- und Investitionsgrößen?

Braun: Das kleinste Unternehmen wollte wenige Hunderttausend Euro. Der Deal war aber gut und wurde schnell geschlossen. Es gibt eigentlich nur eine Grenze nach unten: Finanzierungsrunden unter insgesamt 500.000 EUR – von denen der Lead-Investor mindestens 20% zeichnen muss – machen wir nur in Ausnahmefällen. Der größte Deal ist ein Pre-IPO aus den USA mit einem Volumen im zweistelligen Millionenbereich. Um das zu füllen, mussten wir mit den vereinten Kräften der Mountain Partners Gruppe (www.mountain-partners.ch) vor allem unsere Beziehungen im Mittleren Osten zu den bedeutendsten Familien und Staatsfonds bemühen.


VC Magazin: Können Sie uns verraten, um was für ein Unternehmen es sich handelt?

Braun: Ja, denn mittlerweile ist die Information durch die Einreichung des Börsenprospektes bei der US-Aufsichtsbehörde SEC öffentlich. Es handelt sich um die Digital Domain Media Group (www.ddmg.co), ein weltweit führendes Unternehmen für Special Effects. Dort wurden einige der erfolgreichsten Filme aller Zeiten – von Titanic bis Pirates of the Carribean – produziert. Jetzt wird Digital Domain eigene Animationsfilme produzieren. Als Bookrunner für das IPO konnten wir Barclays Capital gewinnen.


VC Magazin: Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mitbringen, um Ihrem Investorenkreis vorgestellt zu werden?

Braun: Das Unternehmen muss einen Lead-Investor haben, der von uns auch als solcher akzeptiert ist und der mindestens 20% der aktuellen Finanzierungsrunde zugesagt hat. Das ist ein harter Filter, der aber die Voraussetzung für die Skalierbarkeit unseres Geschäftsmodells bildet. In Ausnahmefällen können wir auch mal einen solchen Lead-Investor vermitteln. Wenn sich der Lead-Investor und das Unternehmen einig sind und uns mandatieren, verpflichten wir uns u.a. dazu, den Deal auf unserer E-Equity-Plattform zu publizieren, das Unternehmen auf einer unserer Veranstaltungen vorzustellen und diese Präsentation auch per Video unserem Netzwerk zugänglich zu machen. Durch den vorverhandelten Deal und den elektronischen Datenraum ist das Closing über die Plattform schnell und effizient möglich. Die Unternehmensdaten werden übrigens permanent aktualisiert, auch nach dem Investment.


VC Magazin: Momentan agieren Sie von Ihrem Sitz in der Schweiz vor allem als deutschsprachiges Netzwerk. Gibt es eine Internationalisierungsstrategie?

Braun: Kernstück des Mountain Clubs ist neben unserem ständig wachsenden Netzwerk unsere Softwareplattform, die wir jetzt erfolgreich gestartet haben. Da eine reine Online-Lösung nicht trägt, müssen Sie Unternehmer und Investoren aber mindestens einmal persönlich getroffen haben, um Vertrauen zu schaffen. Wir selbst richten Veranstaltungen in Deutschland und der Schweiz aus, aber für Edinburgh, Warschau, Nizza oder Budapest bräuchten wir eine permanente Präsenz vor Ort. Als Alternative planen wir, unsere Software an bereits bestehende Business Angels-Netzwerke zu lizenzieren.


VC Magazin: Welche Konsequenzen ergeben sich dann aus der Internationalisierung?

Braun: Der Dealflow wird grenzüberschreitend. Damit können Unternehmen ihre Expansionsstrategien in neue Märkte unterstützen, Investoren sich in ihrem Spezialgebiet die besten Deals europaweit an Land ziehen und Venture Capital-Gesellschaften als Lead-Investoren die perfekten Venture-Partner mit lokalen Kenntnissen in den relevanten Zielmärkten generieren. Wir profitieren von einem Fee Split und stellen dafür die gesamte Infrastruktur, das Hosting, die regulatorischen Prozesse und die Sicherheitsthemen zur Verfügung. Das sind Dinge, die sich in einer lokalen Lösung einfach nicht rechnen. Von dem Aufwand, die erforderlichen Genehmigungen der Finanzaufsichtsbehörden zu erlangen, einmal ganz zu schweigen. Wir wollen mit dem Club dazu beitragen, die Aktivitäten von Business Angels im Ökosystem der Wachstumsfinanzierung zu professionalisieren.


VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!   

Das Interview führte Torsten Paßmann

Zum Gesprächspartner
Peter E. Braun ist Unternehmer und Business Angel. Seit März 2010 ist er Präsident des Verwaltungsrates der von ihm mitbegründeten Mountain Club AG (www.mountain-club.ag), die Administration und Vernetzung von Business Angels verschiedener Netzwerke unterstützt.