Industrieroboter mit intelligenter Kleidung programmieren: 6 Mio. EUR für Dresdner Start-up

Industrieroboter mit intelligenter Kleidung programmieren: 6 Mio. EUR für Dresdner Start-up
Der freundliche Roboter als kleiner Helfer: Wandelbots vertreibt eine Software, die deutlich moderne Maschinen adressiert. Industrieroboter sollen mit Hilfe der Wandelbox des Start-ups leichter zu programmieren sein.

Wandelbots entwickelt und vertreibt eine Software zum einfacheren Programmieren von Robotern. Jeder Mensch soll mit Hilfe der Technologie in der Lage sein, Industrieroboter anzulernen. Unternehmen wie Volkswagen oder Infineon nutzen die Lösung des Dresdner Start-ups bereits. In der Series A erhält die Firma 6 Mio. EUR frisches Kapital. Paua Ventures und die schwedische EQT Ventures steigen ein. Zudem beteiligen sich bestehende Investoren erneut. Die Finanzierung wollen die Dresdner nutzen, um das Team auszubauen und global zu expandieren – ein Büro in China ist bereits in Arbeit.

Die Wandelbots GmbH will die Industrierobotik demokratisieren. Das Dresdner Start-up setzt auf demonstrationsbasiertes Programmieren. Bisher muss jede Applikation eines Roboters von Programmierern manuell in die Steuerungssoftware eingegeben werden. Ändert sich eine Aufgabe, muss die Technologie händisch angepasst werden – ein zeitaufwendiger und teurer Prozess. Zudem gibt es keine Industriestandards für Programmiersprachen und Schnittstellen. Für jede konkrete Roboterplattform braucht es spezifische Kenntnisse. Um flexiblere Anwendungsfälle wie Kleinserienfertigung möglich zu machen, müssen Industrieroboter anpassungsfähiger und einfacher zu bedienen sein.

Technische Laien können Industrieroboter durch Demonstration anlernen

Diese Herausforderung will Wandelbots mit Hilfe seiner Software meistern. Das Unternehmen bietet die Wandelbox an. Die Technologie soll es jedem Menschen ermöglichen, Industrieroboter mit Hilfe von intelligenter Kleidung zu programmieren. Jacken und Handschuhe mit Sensoren erfassen laut Machern menschliche Bewegungen in Echtzeit und übertragen diese auf den Roboter. Auch technische Laien sollen Roboter einfach mehrmals beispielhaft durch eine Aufgabe führen können. Die Daten aus den Demonstrationen werden gesammelt und analysiert. Wandelbox nutzt Techniken des Machine Learnings, um aus Aufgezeichnetem plattformunabhängige Automatisierungsskripte zu generieren. Die Software soll die Aufgabe verstehen und aus den Wiederholungen eine optimierte Lösung erstellen. Die Skripte gewährleisten laut Wandelbots die vollständige Integration der Industrieroboter in industrielle Umgebungen – einschließlich Einbindung von End-Effektoren, externen Sensoren, SPS-Systemen. Daraus resultiert im Idealfall Plattformunabhängigkeit: Die Maschinen können voneinander lernen, auch wenn sie nicht von einem Hersteller kommen. Die unabhängigen Skripte werden im letzten Schritt automatisch in plattformspezifischen Code umgewandelt. Dadurch lässt sich die Wandelbox in bestehende Infrastruktur integrieren. Das Dresdner Start-up gibt an, dass Automatisierungen so 20 Mal schneller und zehn Mal kostengünstiger werden.

Industrie hat Programmieroption für Industrieroboter gerne angenommen

Christian Piechnick, Wandelbots-CEO, bestätigt, dass die Industrie die Technologie gerne angenommen hat: „Das betrifft nicht nur Europa. Wir sind aktuell dabei, unser erstes Büro in China zu eröffnen.“ Die Software eröffnet Kunden laut Piechnick neue Möglichkeiten: „Heute sind Roboter nur für Unternehmen mit lang laufender und möglichst gleichartiger Großserienproduktion zugänglich.“ Für die Produktion kleiner Losgrößen seien Industrieroboter bisher hingegen wenig attraktiv. Das ändert sich nach Meinung des CEO mit der eigenen Technologie: „Wir haben eine universelle Sprache entwickelt. Jeder Nutzer kann jeden Roboter auf die natürlichste, intuitivste Weise programmieren – per Demonstration.“ Kunden zeigen sich überzeugt: „Die Technologie von Wandelbots eröffnet erhebliche Automatisierungsmöglichkeiten“, sagt Marco Weiß, Leiter Neue Mobilität & Innovationen der Volksagen Sachsen GmbH. „Mit dem Angebot kann die Installation und Einrichtung von Roboterlösungen von Teams mit begrenzten Programmierkenntnissen unglaublich schnell umgesetzt werden.“ Auch Infineon oder Midea nutzen die Lösung der Dresdner.

Industrieroboter auch international einfacher programmieren

Nächster Schritt des Unternehmens soll der Teamausbau sein. Zudem steht die weitere internationale Expansion auf dem Plan. Frisches Kapital für die Umsetzung dieser Vorhaben hat sich Wandelbots in der Series A gesichert. Die Berliner Paua Ventures Verwaltungs GmbH und die schwedische EQT AB investieren. Zudem beteiligen sich bestehende Investoren erneut. Insgesamt sichern sich die Dresdner 6 Mio. EUR. Georg Stockinger, Partner bei Paua Ventures, ist überzeugt, dass Wandelbots eines der Schlüsselunternehmen sein wird, die Industrieroboter für die Massenanwendung kompatibel machen, „indem es das Programmieren und die Integration revolutioniert“. Die Dresdner sind aber nicht die einzigen, die sich des Problems annehmen. Im Oktober hat Micropsi Industries 5,2 Mio. EUR eingesammelt. Das Berliner Start-up verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Über eine Software auf Basis von künstlicher Intelligenz sollen Industrieroboter vorgeführte Bewegungen erlernen.

Wandelbots GmbH, Dresden
Tätigkeitsfeld: Software/Robotik
Investoren: u.a. Paua Ventures Verwaltungs GmbH, EQT AB
Volumen: 6 Mio. EUR (2. Finanzierungsrunde)