Interview mit Andrea Glaser, ADT-Bundesverband

VC Magazin: Der ADT feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Wie hat sich die deutsche Landschaft von Innovationszentren in dieser Zeit gewandelt?
Glaser: Der ADT wurde 1988 auf Initiative der ersten Technologie- und Gründerzentren im damaligen Westteil Deutschlands gegründet. Heute gibt es ca. 350 Innovations-, Technologieund Gründerzentren, Wissenschafts- und Technologieparks sowie ähnliche Einrichtungen, in denen Gründer und junge Unternehmen betreut werden. Als flächendeckendes Netzwerk bieten diese Zentren heute in allen Regionen Deutschlands ihre Unterstützung an. Einige neue Zentren entstehen nach wie vor; häufiger jedoch sind es Erweiterungsbauten an bereits bestehenden Standorten von Zentren, die eine hohe Nachfrage durch Gründer und ein entsprechendes Potenzial in der Region haben. Ebenso geht der Trend eher zu branchenspezifischen Zentren.

VC Magazin: Welchen Stellenwert haben Technologietransfer und Unternehmensgründung Ihrer Meinung nach heute in Politik und Gesellschaft?
Glaser: Wir alle wissen, dass der Mittelstand das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist. Die Politik hat insofern auch ein Interesse, Unternehmertum und Existenzgründungen in Deutschland zu unterstützen und zu fördern. Nach wie vor schaffen insbesondere innovative Gründungen zukunftsfähige Arbeitsplätze und leisten den Transfer von neuen Ideen und wissenschaftlichen Erkenntnissen in marktfähige Produkte. Innovative Unternehmen benötigen vor allem innovationsfördernde Rahmenbedingungen. Die Bundesregierung erklärt ausdrücklich, mit zahlreichen Maßnahmen zusätzliche Impulse für eine dauerhaft höhere Gründungsdynamik zu schaffen. Verschiedenste Programme und Initiativen zielen insbesondere auf das Klientel der wissensbasierten oder Hightech-Gründungen.

VC Magazin: Wo muss noch mehr bewegt werden?
Glaser: Wünschenswert wären unkomplizierte Förderinstrumente, die insbesondere dem „normalen“ Gründer oder z.B. auch Ausgründungen aus Firmen in der Gründungs- bzw. Startphase Unterstützung bieten. Auch diese Unternehmen, wie z.B. im Kreativbereich, der in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, schaffen Arbeitsplätze und zahlen Steuern. Generell ist die Finanzierung für viele Unternehmen ein Problem, bei dem es an verschiedenen Stellen gilt, den Zugang zu Kapital zu verbessern. In der Gesellschaft sind Selbstständige durchaus anerkannt. Gescheiterte Gründungen und ein Neuanfang werden jedoch häufig noch skeptisch betrachtet. Hier agieren insbesondere auch Kreditinstitute zurückhaltend, noch einmal finanzielle Unterstützung zu geben. Dieser Mut zum Neuanfang sollte jedoch – ähnlich wie in den USA – ebenso positiv gesehen und unterstützt werden.