Neun Fragen an Alexander Schmid von beigebracht.com

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Die Gründer Markus Kainz (li.) und Alexander Schmid (re.)

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?

Schmid: Österreich ist bekannt für Skifahren und da ist Apres Ski natürlich fixer Bestandteil unserer Skikultur! An einem Abend kam die Frage auf: Online-Marktplätze, z.b. für Elektronik- und Konsumgüter oder Reisen und Hotels schaffen seit Jahren Transparenz und gewährleisten eine schnelle und sichere Buchung und Bezahlung. Warum existiert keine ähnliche Plattform im Aus- und Weiterbildungsbereich? Auf Verbraucherseite schafft es aktuell keine Plattform, die Bedürfnisse von Kursbesuchern in puncto Qualität und Transparenz, Vergleichbarkeit und einfache und sichere Buchung zu erfüllen. Auf Anbieterseite wollen sich Veranstalter auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren – inhaltlich, qualitativ hochwertige und nachhaltige Wissensvermittlung. Mit www.beigebracht.com haben wir einen transparenten Online-Marktplatz geschaffen, der für den Kursanbieter eine vollständig automatisierte Verwaltung und Buchhaltung bietet.

VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Schmid: Wir konnten einen großen Teil der Entwicklungskosten durch Innovationsförderungen abdecken und haben anfänglich komplett auf Gehalt verzichtet. Seit September laufen wir kostendeckend ohne bisherige Aufnahme von Fremdkapital. Zur Zeit stellen wir eine erste Finanzierungsrunde auf, die bis Anfang 2013 abgeschlossen sein sollte.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?

Schmid: Der Drang, sich selbst zu verwirklichen, und eine Idee, deren Zeit gekommen ist! Kennengelernt habe ich Mitgründer Markus Kainz im Skiurlaub. Es war von Anfang an klar, dass wir die selbe Motivation und Leidenschaft teilen und uns perfekt ergänzen – die typische Story vom Wirtschafter und Techniker. Markus hatte bis dato schon ein Unternehmen gegründet und war in einem TU-Spin Off beschäftigt. Alle Teammitglieder die von Anfang an dabei sind, waren in ihren Bereichen bereits selbstständig tätig.

VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?

Schmid: Die Chancen des WWW erkennen und die Arbeit zur Passion machen – unabhängig vom finanziellen Erfolg muss das Arbeiten Spaß machen. Ohne Team geht’s nicht – ein Partner der komplementäre Erfahrung einbringt, ist unumgänglich in der Gründungsphase. Erfahrungsaustausch – auch wenn anfänglich die Angst da war, jemand könnte die Idee klauen oder kopieren bringen Austausch mit Gleichgesinnten und Pionieren, sowie Kontakte ungleich mehr.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhafte Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?

Schmid: Viele Leute können sich gut verkaufen und versprechen als Experten auf ihrem Gebiet mehr, als sie schlussendlich halten können. Am Ende des Tages zählen die Ergebnisse. Auch wenn man langfristig Arbeit und Verwantwortung abgeben muss, würde ich so lange wie möglich selbst die Zügel in der Hand halten. Als Gründer muss ich mich mit allen Daten und Zahlen die nach Außen kommuniziert werden, identifizieren können – ein Maß an Bodenstädigkeit ist gerade am Anfang angebracht.

VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen in Österreich der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Schmid: Förderungen haben es uns erst ermöglicht, alle externen Kosten abzudecken und uns das Risiko über Aufnahme von Fremdkapital erspart. In Österreich stehen wir jedoch, meiner Meinung, erst am Anfang was eine direkte Förderung von Start-ups angeht. Von politischer Seite steht ab 2013 ein neuer Business Angel Fond bereit. An wohlhabenden Personen mangelt es in Österreich tatsächlich auch nicht – die reichsten 1% haben mehr als ein Drittel des Gesamtvermögens! Schade, dass nicht mehr Leute in gute Ideen investieren…

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?

Schmid: Diejenigen Personen die Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen, Bodenständigkeit, Begeisterungsfähigkeit, Kompromissbereitschaft und notwenige Kompetenz mitbringen und auf andere Leute übertragen können – da kommen viele in meine engere Auswahl, deren Namen weniger bekannt sind.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?

Schmid: Kamera – Wenn gerdade kein Scanner verfügbar ist! Musicplayer – Um zwischendurch wieder runterzukommen! Handyparken – Wenn spontan der Parkschein fehlt!

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Schmid: Nach Go-Live Anfang 2012 haben wir nun Expansionsreife und Break-Even erreicht und stehen kurz vor unserer ersten Finanzierungsrunde. Bezüglich Skalierbarkeit gibt es keine Barrieren, ob Geschäftsmodell, technische Finessen oder Multilanguage – wir sind vorbereitet!

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!

Die Fragen stellte Torsten Paßmann.

Zur Person
Alexander Schmid hat sich als Absolvent der Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Wien im Bereich Semantic Web und IT Security spezialisiert und kann auf eine mehrjährige Erfahrung in der eLearning- und eCommerce-Branche zurückgreifen. Neben selbstständigen Tätigkeiten in internationalen Projekten konnte er in einem Spin-Off der TU Wien (www.lixto.com) Erfahrung sammeln, bevor die Idee zum transparenten Online Marktplatz für Aus- und Weiterbildung www.beigebracht.com geboren wurde.