„Diversity macht Teams stärker und erfolgreicher“

Franziska Kayser
Fransika Kayser arbeitet bei der US-amerikanischen Investmentgesellschaft KKR.

Die Private Equity-Branche sucht händeringend nach Frauen. Frauen stellen nur rund 9% aller Investmentmanager im Private Equity-Geschäft. Eine Frau, die die Beteiligungsbranche sehr gut kennt, ist Franziska Kayser. Sie arbeitet seit 2011 in London für den US-Finanzinvestor KKR, wo sie als Mitglied des Private Equity-Teams den Mediensektor abdeckt. Im Dezember vergangenen Jahres wurde sie mit nur 30 Jahren zum jüngsten Direktor der Investmentgesellschaft ernannt.

VC Magazin: Frau Kayser, warum gibt es denn Ihrer Meinung nach weniger Frauen als Männer in der Private Equity-Industrie?
Kayser: Als ich vor sieben Jahren angefangen habe, bei KKR zu arbeiten, war ich tatsächlich eine von sehr wenigen Frauen im Unternehmen. Mittlerweile liegt der Frauenanteil bei KKR insgesamt bei 44%. Bei den Top-Führungskräften haben wir einen Frauenanteil von 21%. Das ist schon ein großer Schritt, wenn man beachtet, wo wir gestartet sind. Das Marktumfeld hat sich gewandelt und somit auch die Ansprüche und Erwartungen, die Mitarbeiter an uns stellen. Wir möchten unseren weiblichen Mitarbeitern einen attraktiven Arbeitsplatz bieten, der speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten ist. Wir haben hart daran gearbeitet, weiblichen Talenten die bestmöglichen Chancen zu bieten, sodass der Anteil der Frauen bei KKR über die Jahre stark gewachsen ist und mittlerweile über 30% unserer Bewerbungen von Frauen kommen.

VC Magazin: Wie haben Sie den Weg in die Private Equity-Industrie gefunden?
Kayser: Ich war schon immer sehr mathematisch veranlagt. Ich bin im Sauerland aufgewachsen, habe meinen Schulabschluss aber in England gemacht. Nach meinem Wirtschaftsstudium in Kanada habe ich 2008 bei der Credit Suisse im Investmentbanking angefangen. Seit 2011 arbeite ich bei KKR und konnte schon viele spannende Investitionen in Unternehmen wie GfK, Trainline, Scout24, Arago, SMCP und Wild Flavors begleiten.

VC Magazin: Welche Vorteile hätten die Fondsgesellschaften möglicherweise, wenn mehr Frauen als Investorinnen arbeiten würden?
Kayser: Ich bin davon überzeugt, dass diversifizierte Teams besser sind. In unserem TMT-Team – TMT steht für Technology, Media and Telecommunications – haben wir viele Frauen, das tut dem Team einfach gut. Diversity macht Teams stärker und erfolgreicher. In unserem Job ist nicht nur analytische, sondern auch emotionale Intelligenz extrem wichtig. Das Geschlecht ist aber nicht die einzige Form von Diversität. Auch Alter, Sprache und Nationalität sind wichtige Faktoren für die Vielfalt in einem Team. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichen Hintergründen, Perspektiven, Fähigkeiten und Erfahrungen bereichern ein Team und machen Investitionsentscheidungen oft besser.

VC Magazin: Wie kann sich die Zahl der Frauen im Private Equity-Geschäft noch steigern lassen?
Kayser: Wir haben in den letzten Jahren sowohl über interne als auch externe Mentoring-Programme sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir arbeiten extern mit verschiedenen Organisationen zusammen, wie zum Beispiel mit dem Netzwerk 100 Women in Finance oder der in England gegründeten Initiative Level 20, die sich für mehr Frauen in der Private Equity-Industrie einsetzt. 2015 wurde Level 20 mit einer Handvoll Damen auf einer Terrasse gegründet, mittlerweile hat das Netzwerk über 1.800 Mitglieder. Die weltweite Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 den Frauenanteil in Führungspositionen bei Private Equity-Häusern auf 20% auszubauen. Erst kürzlich wurde ein deutschlandweites Mentoring-Programm gestartet. Wir engagieren uns auch an Schulen, um Schülerinnen und Schüler auf die dynamische Private Equity-Branche aufmerksam zu machen. Vor zwei Jahren haben wir außerdem ein MBA-Praktikumsprogramm gestartet, mit dem wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Hier geben wir jungen Talenten die Möglichkeit, uns und unsere Arbeit kennenzulernen. Eins wird deutlich, in den letzten Jahren wurden enorme Fortschritte gemacht, doch der Weg muss noch weitergehen.