„Der Sekundärmarkt bleibt interessant“

VC Magazin: Wie schätzen Sie derzeit die Opportunitäten auf dem Sekundärmarkt ein?

Munch: Es gibt einige positive Entwicklungen auf dem Private Equity-Markt, sowohl was Investments anbelangt als auch bei den Exits. Es ist allerdings ein gemischtes Bild: Die großen Buyout-Investoren sind auf den IPO-Markt angewiesen, und das bereitet natürlich Schwierigkeiten. Im Small und Mid Market-Segment sind die Chancen für Trade Sales sehr gut. Wir konzentrieren uns mit unserem Portfolio genau auf diesen Bereich, dementsprechend haben wir in den vergangenen Monaten viele Exits gesehen und konnten viel Kapital an unsere Investoren ausschütten. Wir haben ein Liquiditätsniveau wie vor der Krise 2007 erreicht.

Unbehaun: Im Secondary-Bereich wird der Transaktionsfluss weiterhin stabil bleiben, wir rechnen für 2012 mit einem Dealvolumen von 25 Mrd. EUR weltweit. Das Marktumfeld bleibt also interessant – mit attraktiven Preisen sowohl für Käufer als auch für Verkäufer. Das sehen auch die Investoren so, sie zeigen nach wie vor Interesse für den Sekundärmarkt als Assetklasse.

VC Magazin: Dem Vernehmen nach befindet sich Greenpark im Fundraising für den vierten Fonds der Greenpark International Investors-Reihe. Wann werden Sie den Fonds final schließen?

Munch: Leider können wir aus rechtlichen Gründen dieses Thema nicht kommentieren. Was wir allerdings sagen können, ist, dass wir bereits die ersten Investitionen für den vierten Fonds getätigt haben und mit den bisherigen Akquisitionen sehr zufrieden sind. Auch künftig werden wir unsere Investmentstrategie mit Fokus auf Buyouts im europäischen Small und Mid Cap-Bereich fortsetzen und in reife Positionen mit hohem Investitionsgrad investieren. Diese Strategie hat sich bewährt, wir konnten auch in den Krisenjahren 2008 und 2009 konstant Ausschüttungen an unsere Investoren leisten, letztes Jahr haben wir wie gesagt wieder Vorkrisenniveau erreicht.

VC Magazin: In der englischsprachigen Presse ist Anfang des Jahres von Verlusten auf Unternehmensebene im Geschäftsjahr 2011 berichtet worden. Wie hat sich das Geschäft von Greenpark Capital zuletzt entwickelt?

Munch: Diesen Bericht haben wir natürlich auch zur Kenntnis genommen, allerdings handelt es sich hierbei um eine komplett falsche Darstellung. Wir waren operativ im Jahr 2011 sehr aktiv und haben viel Kapital investiert. Gleichzeitig haben wir das Unternehmen weiterentwickelt und unser Personal aufgestockt. Beispielsweise haben wir ein Büro in Hongkong eröffnet und bereits Investment Professionals vor Ort eingestellt. Natürlich sind der Managementgesellschaft dadurch höhere Kosten entstanden. Darüber hinaus haben wir eine gute Fondsperformance auch für das Jahr 2011.

Unbehaun: Wir haben wie gesagt zuletzt viele Investitionen getätigt, aber unser Dealflow hat sich im letzten Jahr verändert. Bislang haben wir oft große, sehr diversifizierte Portfolios mit zehn bis 20 Positionen im Markt gesehen, häufig in Größenordnungen von über 100 Mio. EUR pro Deal. Derzeit können wir im Markt allerdings ganz gezielt einzelne Positionen auswählen. Wir haben während der Krise festgestellt, dass gute GPs auch in schwierigen Zeiten gute Performance liefern können, weil sie wissen, wie man Unternehmen in unruhigem Fahrwasser führt. Auf solche GPs konzentrieren wir uns – und das sind nicht unbedingt immer die großen klingenden Namen.

Munch: Wir arbeiten außerdem zusammen mit der International Finance Corporation der Weltbank an einer weiteren Initiative, um gezielt den Sekundärmarkt in Entwicklungsländern abzudecken. Dabei ergänzen wir uns hier ganz hervorragend: Greenpark bringt seine Kompetenz und Erfahrung als Secondary-Investor ein und kann in den lokalen Märkten das Netzwerk und die Kenntnisse der International Finance Corporation nutzen.

VC Magazin: Wo liegen die Herausforderungen bei Private Equity-Investments in Entwicklungs- und Schwellenländern?

Munch: Diese Märkte sind derzeit noch nicht so weit entwickelt, wie das in Amerika oder Europa der Fall ist. In die Sekundärmärkte ist bereits viel Kapital geflossen, allerdings standen bislang hauptsächlich China, Indien und Brasilien im Interesse der Investoren. Die meisten Gesellschaften investieren bislang aus global agierenden Fonds heraus, für Akquisitionen in Entwicklungsländern stehen da üblicherweise nur 5 bis 10% des Fondsvolumens zur Verfügung. Häufig fließt das Kapital dann an die großen Fondsmanager, und die sitzen eben vor allem in den genannten drei Ländern. Unser Ansatz ist jedoch ein anderer: Wir werden auch hier auf den Small und Mid Cap-Bereich setzen – und zwar nicht nur in den bislang größten Märkten. Dazu braucht man ein gutes Team, das vor Ort vernetzt ist. Wie erwähnt haben wir deshalb eine Niederlassung in Hongkong eröffnet.

VC Magazin: Welche Rolle spielt der deutsche Markt in Ihrer Strategie?

Unbehaun: Der deutsche Markt ist für uns sehr attraktiv, weil er genau unseren Kernbereich abdeckt: Wir investieren in mittelständische Unternehmen und Private Equity-Gesellschaften mittlerer Größe. Wir möchten hier auch 2012 sehr aktiv sein. Wir sind optimistisch, dass sich in diesem und im nächsten Jahr einige Chancen bieten werden.

Munch: Im Vergleich mit anderen europäischen Märkten wie Großbritannien, Frankreich oder Skandinavien ist der deutsche Markt weniger konstant. In Deutschland gab es jahrelang keine größeren Transaktionen, und 2011 kamen gleich drei auf den Markt. Wie sich das Umfeld in den kommenden Monaten entwickelt, ist noch ungewiss. Beispielsweise haben die meisten Banken, die sich von ihren Private Equity-Portfolios trennen mussten, das bereits getan. Einige haben ihre Neuinvestitionen gestoppt. Nun dürfte langsam der Zeitpunkt gekommen sein, an dem weitere Institute die strategische Entscheidung für oder gegen die Assetklasse werden treffen müssen.

VC Magazin: Danke für das Gespräch!

Das Interview führte Susanne Gläser.

Zu den Gesprächspartnern
Philippe Munch ist Investment Director, Florian Unbehaun Associate bei Greenpark Capital (www.greenparkcapital.com). Der Private Equity Secondaries-Fondsmanager wurde 2000 gegründet und verfügt insgesamt über mehr als 1,5 Mrd. EUR Investitionskapital.