Deutsche Unternehmen kaufen keine Start-ups

Deutsche Konzerne und Mittelständler sind sehr zurückhaltend beim Kauf von Start-ups und verpassen so die Chance, Start-ups als Innovationstreiber zu nutzen, so eine Analyse des Company Builders Germantech Digital.
Deutsche Konzerne und Mittelständler sind sehr zurückhaltend beim Kauf von Start-ups und verpassen so die Chance, Start-ups als Innovationstreiber zu nutzen, so eine Analyse des Company Builders Germantech Digital.

Deutsche Konzerne und Mittelständler sind sehr zurückhaltend beim Kauf von Start-ups und verpassen so die Chance, Start-ups als Innovationstreiber zu nutzen. Im Gegensatz zu Ländern wie den USA, wo der Zukauf von jungen Unternehmen weit verbreitet ist, verpassen deutsche Unternehmen wichtige Innovationen, so eine Analyse des Berliner Company Builders Germantech Digital.

In den Jahren 2012-2016 wurden laut der Analyse insgesamt 287 deutsche Start-ups gekauft. Rund ein Drittel (93 Stück) davon ging an ausländische Käufer. Die verbleibenden zwei Drittel (194 Start-ups) blieben in deutscher Hand, aber nicht einmal die Hälfte (90 Stück) davon wurde von deutschen Unternehmen gekauft. Generell haben nur 43 deutsche Corporates, also etablierte Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern, überhaupt nennenswerte Start-up-Akquisitionen durchgeführt.

Deutschland bei Akquisitionen und Exits ein Entwicklungsland

Wenn es um Akquisitionen und Exits geht, ist Deutschland im Vergleich zu den USA ein Entwicklungsland, sowohl bei Käufern als auch bei der Herkunft der Start-ups. Während zwischen 2012-2016 in den USA 4.654 Start-ups den Besitzer wechselten, waren es in Deutschland laut der Untersuchung gerade einmal 166. Deutsche Unternehmen kaufen damit dreimal weniger Start-ups als Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich (532), obwohl das deutsche Bruttoinlandsprodukt 42% größer ist.

Während zwischen 2012-2016 in den USA 4.654 Start-ups den Besitzer wechselten, waren es in Deutschland gerade einmal 166.
Bei Akquisitionen und Exits ist Deutschland im Vergleich zu den USA ein Entwicklungsland, sowohl bei Käufern als auch bei der Herkunft der Start-ups.

Unter den Start-up-Käufern innerhalb der europäischen Union ist die deutsche SAP die Nummer eins, mit Zalando schafft es aber nur ein weiteres deutsches Unternehmen in die Top 15 und besetzt dort gerade einmal den letzten Platz.

82% aller Start-up-Exits finden in den USA statt, 18% in der Europäischen Union. Auf den Rest der Welt entfallen laut der Analyse nur 8% der Exits zwischen 2012 und 2016.

Unterschiedliche Arbeitsweisen bei Unternehmen und Start-ups oft ein Problem

Eine Umfrage gibt nach Angaben von Germantech Digital Aufschluss darüber welche Gründe für die Zurückhaltung bei Corporates beim Kauf von Start-ups eine Rolle spielen könnten. Allen voran sind die unterschiedlichen Arbeitsweisen bei Unternehmen und Start-ups ein Problem. Konflikte zwischen Gründern und Unternehmensmanagement einhergehend mit dem Verlust von Entscheidungsfreiheiten sind ebenfalls problematisch. Technische Hürden im Bereich der IT aber auch Diskussionen zum Datenschutz stellen Probleme dar. Auch der Verlust des Führungsteams des Start-ups nach der Akquisition wird von Corporates gefürchtet.

Unter den Start-up-Käufern innerhalb der EU ist die deutsche SAP die Nummer eins, aber mit Zalando schafft es nur ein weiteres deutsches Unternehmen in die Top 15.
Unter den Start-up-Käufern innerhalb der EU ist SAP die Nummer eins, mit Zalando schafft es nur ein weiteres deutsches Unternehmen in die Top 15.
Start-ups können bei notwendigen Veränderungen helfen

Laut des Company Builders Germantech Digital, der für seine Kunden als “Innovation as a Service” Start-ups aufbaut, gibt es aber auch positive Signale. Einige Unternehmen haben verstanden, dass ihnen Start-ups bei der notwendigen Veränderung und Innovation helfen können. Dabei greifen sie auch mal recht tief in die Tasche: So hat im Jahr 2015 Adidas das Fitness-Start-up Runtastic erworben und dafür 220 Mio. EUR bezahlt. Im selben Jahr hat der Medienkonzern ProSiebenSat.1 das Vergleichsportal Verivox für 210 Mio. EUR akquiriert.