Interview mit Peter Pauli und Dr. Sonnfried Weber, BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft

Interview mit Peter Pauli und Dr. Sonnfried Weber, BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft
Der ehemalige Sprecher der BayBG-Geschäftsführung Dr. Sonnfried Weber (r.) und der neue Peter Pauli (l.) im Gespräch mit Benjamin Heimlich vom VentureCapital Magazin.

Wechsel an der Spitze der BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft: Nach 17 Jahren verabschiedet sich Dr. Sonnfried Weber in den Ruhestand. Nachfolger als Sprecher der Geschäftsführung ist Peter Pauli. Neuer Geschäftsführer ist Karl Christian Vogel. Vogel war zuvor unter anderem bei 3i Deutschland und bei einer Vorgängergesellschaft der heutigen Süd Beteiligungen (SüdBG), bei der er bis Ende 2017 als Geschäftsführer tätig war, beschäftigt. Mehr zu den Wechseln in der BayBG-Geschäftsführung in der kommenden Ausgabe des VentureCapital Magazins (erscheint am 07.12.2018).

VC Magazin: Herr Dr. Weber, Sie gehen nach 17 Jahren als Sprecher der BayBG-Geschäftsführung in den Ruhestand. Welche Entwicklung hat die Gesellschaft seit dem Jahr 2001 genommen?
Weber: Die Aufgabe war es zunächst, die vier Vorgängergesellschaften, die vor meinem Amtsantritt zur BayBG fusionierten, zu einer schlagkräftigen Einheit zu formen. Die Entscheidung, die vier unterschiedlichen, jedoch jeweils am bayerischen Mittelstand orientierten Gesellschaften zu einem Unternehmen zusammenzufassen, war rückblickend von fundamentaler Bedeutung für unseren langfristigen Erfolg. Wir haben damit erreicht, dass es einen großen Spieler auf dem Mittelstandsmarkt gibt.

VC Magazin: Stichwort Markt: Wie sah der bayerische Beteiligungsmarkt seinerzeit aus?
Weber: In den letzten 17 Jahren konnte man immer wieder Beteiligungsgesellschaften beobachten, die aufgrund ihrer geringen Größe gescheitert sind. Insgesamt kann man heute jedoch von einer generell positiven Entwicklung des Beteiligungsmarktes sprechen. Die Branche ist deutlich professioneller geworden und hat mit München und Berlin zwei relevante Zentren ausgebildet.

VC Magazin: Die Beteiligungsgesellschaften sind die eine Seite, die andere sind die Unternehmen, in die investiert werden soll. Wie nehmen Sie bei diesen die Offenheit für Beteiligungskapital wahr?
Weber: Hier sind wir einen sehr weiten Weg gegangen und haben auch noch ein gutes Stück vor uns. Vor dem Hintergrund von Basel III und als Nachwirkung der Weltwirtschaftskrise sehen mehr und mehr Unternehmer heute Beteiligungskapital als eine Art Anker. Insbesondere diejenigen, die bereits Erfahrungen mit Private Equity gemacht haben oder von ihren Hausbanken auf das Thema aufmerksam gemacht wurden, haben die Vorteile dieser Finanzierungsform – allen voran in schwierigen Zeiten – kennengelernt. Dazu kommt, dass Beteiligungskapital mittlerweile auch in den Medien häufiger beleuchtet wird und damit natürlich auch aufs Radar der Unternehmer kommt. Insgesamt ist die Offenheit also deutlich gestiegen, auch wenn traditionelle Familienunternehmen auch zukünftig versuchen werden, so viel wie möglich über Fremdkapital zu finanzieren.

VC Magazin: Wie nehmen Sie das aktuelle Bewertungsniveau bayerischer Unternehmen wahr?
Pauli: Grundsätzlich sind die Bewertungen bayerischer Unternehmen natürlich nicht entkoppelt von den Ansätzen in ganz Deutschland und Europa. Insgesamt ist das Niveau hoch. Auch, weil viel Kapital in den Markt drängt, das aufgrund der niedrigen Zinsen im Beteiligungskapital eine Anlageklasse mit attraktiven Renditen sieht.

VC Magazin: Auch die Private Equity-Industrie profitiert vom günstigen Zugang zu Fremdkapital – beispielsweise von Private Debt-Fonds – und setzt es zur Unternehmensfinanzierung ein. Wie stehen Sie dem degenüber?
Pauli: Der Private Debt-Markt hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Allerdings ist diese Finanzierungsalternative nahezu ausschließlich bei größeren Transaktionen relevant. Wie stehen wir dem gegenüber? Es ist eine marktwirtschaftliche Struktur, die sicherlich ihre Berechtigung und Vorteile hat. Was ich allerdings nicht ganz verstehe, ist, dass die Bankenaufsicht auf der einen Seite den klassischen Banken durch Regulierung die Hände bindet und ihnen hohe Kosten aufbürdet, andererseits aber weitgehend unregulierte Vehikel wie Debt-Fonds zulässt, die dadurch Wettbewerbsvorteile erhalten.