Ausland. „Die bayerische Biotechnologieszene ist sehr breit aufgestellt und umfasst deren gesamtes Spektrum, wobei bekanntermaßen die ‚grüne‘ bzw. Agrobiotechnologie mehr oder weniger nicht vertreten ist. Ob Entwicklung von Diag- nostika und Therapeutika, von Forschungsreagenzien und -geräten oder die Bereitstellung von verschiedenartigen Serviceleistungen – alle Bereiche sind sehr gut vertreten“, unterstreicht Prof. Dr. Horst Domdey, Geschäftsführer der BioM Biotech Cluster Development GmbH. Allerdings wiesen, so Domdey weiter, gerade die besonders gut geför- derten Forschungsinstitute und -konsortien keinen äquiva- lenten Output vor: „Ganz im Gegenteil: Je schwieriger es ist, die eigene Forschung zu finanzieren, desto intensiver und hartnäckiger werden von den betroffenen Wissenschaftler- Innen Unternehmensgründungen vorangetrieben.“ So ist die biotechnologische Forschung seit vielen Jahren die nicht mehr wegzudenkende Grundlage für die Entwicklung neuer diagnostischer und pharmazeutischer Produkte. Hier agiert die Biotechnologie gewissermaßen als Schlüsseltech- nologie. Neu und immer stärker werdend sind darüber hinaus die vielfältigen Anwendungen innovativer Entwick- lungen im Bereich der industriellen Biotechnologie. „Ein wunderschönes Beispiel hierfür ist die vor Kurzem bekannt gegebene Kooperation des Martinsrieder Unternehmens AMSilk, das Spinnenseide in Bakterien produziert, mit dem Unternehmen Lufthansa“, so Domdey. Bedeutung der industriellen Biotechnologie steigt Auch im Freistaat steigt die Bedeutung der industriellen Bio- technologie stetig. So managt die IBB Industrielle Biotech- nologie Bayern Netzwerk GmbH ein Netzwerk von Firmen und Forschungseinrichtungen. Als Leuchtturmstandort für Firmen dieses Bereichs etabliert sich zunehmend Straubing in Niederbayern. Seit Okto- ber 2017 ist Straubing offiziell Universi- tätsstadt und Campus der TU München für Biotechnologie und Nachhaltigkeit mit entsprechenden Studiengängen und Forschungsaktivitäten. Diese wer- den auch bei der Fraunhofer BioCat, ei- nem Institutsteil der Fraunhofer IGB, vorangetrieben. „Auch gepusht durch die bayerische Politik soll Straubing im Zuge der Bioökonomie in den kommenden Jahren zum Hotspot für Unternehmen der industriellen Biotechnologie werden. Große Player wie Clariant und Start-ups wie Cascat oder Ann-Kathrin Kaufmann, BioCampus Special „Gründen & Wachsen in Bayern 2018“ LXP Group/maxbiogas sind bereits vor Ort. Im Hafen Strau- bing stehen mit dem BioCubator, Bayerns erstem Unterneh- merzentrum für nachwachsende Rohstoffe, der erweitert werden soll, sowie dem BioCampus maßgeschneiderte Büro- und Laborinfrastruktur sowie Ansiedlungsflächen zur Verfügung“, sagt Ann-Kathrin Kaufmann, Teamleiterin BioCampus Straubing GmbH. Diese betreibt ein breites Netzwerk an Firmen aus dem Bereich der nachwachsenden Rohstoffe. Weil es sich dabei, wie bei der Bioökonomie im Allgemeinen, um ein echtes Querschnittsthema handelt, arbeiten die Verantwortlichen mit Kontakten aus den verschiedensten Bereichen, vom Landhändler über die Ölmühle und den Viskoseproduzenten bis hin zum Enzym- designer. „Für uns ist das Zusammenbringen von ‚ungewöhn- lichen‘ Partnerschaften daher unser täglich Brot. Wir arran- gieren sogenannte B2B-Matchings, und da kommt es schon mal vor, dass das Biotech-Start-up mit dem Landwirt oder dem Kläranlagenbetreiber am Tisch sitzt“, so Kaufmann. rund täglich Fazit Bayern wird auch in Zukunft ein starker Standort für die Bio- technologie bleiben. Allein auf dem Campus Martinsried kommen 12.000 Naturwissenschaftler beispielsweise in den Max-Planck-Instituten für Neurobio- logie und Biochemie oder in den Instituten der Ludwig- Maximilians-Universität zusammen, um Projekte aus dem Life Sciences-Bereich voranzutreiben. „Das Set-up des IZB mit seinen Laboren, Büros, Besprechungsräumen, der Chemie- schule, Kindergarten, Hotel und Faculty Club hat schon viele Start-ups überzeugt“, fasst Zobel zusammen. „Auch F&E- Abteilungen von internationalen Pharmaunternehmen haben hier ihre Niederlassungen.“ Auch die in den vergangenen Jahren durchaus schwierigere Finanzierungssituation wird inzwischen positiver gesehen. Zwischen 2015 und 2017 wurde die bayerische Biotechnologie-Industrie mit 637 Mio. EUR an Beteiligungskapital bedacht, wobei mehr als ein Drit- tel dieser Summe allein im Jahr 2016 investiert wurde. „Die meisten der in Bayern aktiven Fonds haben ihre Kassen gut gefüllt, und wir spüren ein großes Interesse zu investieren“, ist sich Domdey sicher. Allerdings sind die wissenschaft- lichen und technologischen Ansprüche der Fonds deutlich gestiegen, und jedes einzelne Investment muss sich stärker als bisher dem globalen Wettbewerb stellen. Die Vorausset- zungen dafür sind in Bayern mehr als nur gegeben. Holger Garbs redaktion@vc-magazin.de 25