Regulierung allerorten

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vor ziemlich genau einem Jahr wurde hier im Editorial darauf hingewiesen, dass die kommende AIFM-Direktive, mit der „Alternative Investment Fund Managers“ reguliert werden sollen, mehr als ein Schreckgespenst sei. Nach endlosen Debatten und Diskussionen über die EU-Richtlinie –  seit Januar dieses Jahres dokumentiert übrigens Dörte Höppner, Geschäftsführerin des Branchenverbandes BVK, freundlicherweise jeden Monat den aktuellen Stand – scheint das ganze Projekt langsam auf die Zielgerade zu steuern. Jedenfalls haben die Finanzminister der Europäischen Union jüngst über bisherige Streitpunkte wie die sogenannte Drittstaatenregelung eine Einigung erzielt. Damit ist der Weg frei für das Finale im Europaparlament, bereits im November könnte die Richtlinie verabschiedet werden.

Trotz aller Kritik an einzelnen Punkten hätte diese Entscheidung über die Regulierung auch ihr Gutes: Endlich würde dann Klarheit herrschen und die Branchen nicht mehr im luftleeren Raum agieren. Auch die üblicherweise am Anfang stehende Zeit der Reibungsverluste wird die Branche hinter sich bringen. In den gut 20 Jahren Private Equity in Deutschland haben findige Manager und gewiefte Berater regelmäßig bewiesen, dass sie sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen können. Darüber hinaus ist staatliche Aufsicht für viele Finanzinvestoren bereits eine gewohnte Erfahrung – bei jedem Kontakt mit Public Equity. Das betrifft einerseits börsennotierte Gesellschaften wie die Deutsche Beteiligungs AG oder die DEWB AG, andererseits jeden Exit eines Portfolio-Unternehmens via Börsengang. Nach zwei mageren Jahren 2008 und 2009 hat sich das laufende Jahr mit vier IPOs von Private Equity-finanzierten Unternehmen bereits deutlich besser dargestellt (siehe S. 20).

Rückenwind verspürt ebenfalls der Mittelstand, wie im Rahmen der Titelgeschichte dokumentiert wurde (S. 12–17). Noch dominiert die Hausbank die Finanzierungsalternativen, doch Unternehmen mit einem guten Rating können aus einem bunten Strauß an Optionen wählen. Auch der Börsengang könnte wieder ein Thema sein, sind sich fünf Experten im Rahmen einer IPO-Kurzumfrage sicher (S. 34–35). Allerdings müssten sich die Mittelständler u.a. erst einmal mit den für sie neuen regulatorischen Anforderungen und der notwendigen Transparenz anfreunden.

Bewahren Sie den Durchblick!

torsten.passmann(at)vc-magazin.de

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