Private Equity in Deutschland in der Secondary Buyout Einbahnstraße?

Wer hätte das gedacht! Nur wenige Monate nach der größten Finanz- und Wirtschaftskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg kam es ab März 2009 zu einem unerwartet starken wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland. Abgesehen von wenigen untergeordneten Konsolidierungen legten die Aktienmärkte stetig zu und die deutsche Wirtschaft erholte sich 2010, getragen vom Export insbesondere in die Schwellenländer, rasant.

Der deutsche M&A-Markt war dagegen immer noch von Unsicherheit und Volatilität gekennzeichnet. Sowohl Anzahl als auch Volumen der Transaktionen in Deutschland lagen kaum über dem Krisenjahr 2009. Auch Anfang 2011 platzte der Knoten noch nicht. Im ersten Quartal wurde nur eine Steigerung von 3% gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnet. Die Anzahl der Transaktionen mit Private Equity-Beteiligung stieg hingegen um 35%. Die Rückkehr der Beteiligungsunternehmen hat auch durch Naturkatastrophen und politische Krisen nicht an Schwung verloren. Weder der politische Flächenbrand in Nordafrika, der in Libyen zu einem ungelösten Bürgerkrieg und anhaltenden Unruhen in fast der gesamten Region führte; das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans mit anschließender ebenfalls ungelöster Nuklearkatastrophe; höhere Energiepreise, noch global steigende Zinsen konnten diese Entwicklung bremsen.

Die Kassandra-Rufe werden nun jedoch zunehmend lauter, dass zu viel Private Equity-Geld auf zu wenig verfügbare Transaktionen trifft und damit die nächste Blase kreiert wird. Insbesondere die hohe Anzahl von Transaktionen zwischen Private Equity-Unternehmen, sogenannte Secondary oder Tertiary Deals, wird scharf kritisiert. Beispiele hierfür sind der Kauf des Textilhändlers Takko durch Apax von Advent, Odewalds Übernahme der Lautsprecherfirma d&b von Afinum oder Parcoms Kauf des Anhängerkupplungsherstellers Westphalia von Odewald. Beschäftigt sich Private Equity nur noch mit sich selbst und wohin führt dies? Ein Blick in die Statistik von mergermarket zeigt, dass die Anzahl und der Anteil von Secondary Buyouts in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind. Dies muss aber nicht notwendigerweise zum Nachteil der Investoren sein. So kommt eine aktuelle empirische Studie von Golding Capital Partners in Zusammenarbeit mit dem Center for Entrepreneurial and Financial Studies an der TU München zum Ergebnis, dass Secondary Buyouts keine signifikant geringeren Renditen als Primary Buyouts erzielen und noch interessanter, dass Secondary Buyouts ein ebenso hohes operatives Wertsteigerungspotenzial wie Primary Buyouts bieten.

Ein Grund könnte in der zunehmenden Spezialisierung und Professionalisierung des Private Equity- Sektors liegen. Für die verschiedenen Entwicklungsphasen von Unternehmen haben sich jeweils spezialisierte Investoren entwickelt, die Wertsteigungen in ihrer Phase realisieren, gleichzeitig aber noch genügend Potenzial für den nächsten Investor übrig lassen. Ein anderer ist die Dynamik von Managementteams, die als Miteigentümer stark motiviert sind, den Unternehmenswert zu steigern. Die pauschale Kritik an Seconday Buyouts greift somit zu kurz.

Kritik ist hingegen berechtigt an zu breiten und standardisierten M&A-Prozessen, die dem Käufer keine oder nicht ausreichende Möglichkeiten bieten, die Wertpotenziale zu analysieren und mit dem Managementteam zu verifizieren, sowie an vereinzelt schon wieder erstaunlich hohen Akquisitionsfinanzierungsniveaus.

Basierend auf den Transaktionen, die wir zur Zeit vorbereiten, sowie Gesprächen mit Unternehmensmanagern gehen wir davon aus, dass viele Konzerne das Jahr 2011 für den Unternehmensumbau nutzen wollen und dabei die Zahl der Spin-offs steigen wird. Damit sollte die Quelle für Primary Deals wieder stärker sprudeln. Gleichzeitig bleibt festzuhalten, dass Secondary Buyouts einen vielfach zu Unrecht kritisierten, wichtigen Teil des deutschen M&A-Markt darstellen, auf dem Private Equity gerade in Zeiten, die von einer hohen Unsicherheit geprägt sind, eine stark belebende Stellung einnimmt

Zum Autor
Dr. Gernot Wunderle ist Managing Partner bei goetz partners und leitet die deutschen Corporate Finance-Aktivitäten. Zudem ist er verantwortlich für die Bereiche Medien, Telekommunikation und E-Business.