Regelungswut als Chance

Liebe Leserinnen und Leser,

in einer idealtypischen Marktwirtschaft finden Angebot und Nachfrage von alleine zueinander und pendeln sich ein. Zu welchen Defekten der Steuerungswille eines Staates führt, haben wir in Deutschland in einem 40 Jahre währenden Experiment gesehen. Doch auch die Politiker der Bundesrepublik hatten und haben immer noch eine Neigung zu Interventionen – mittels Steuern und Subventionen. Was dem libertären Freigeist an dieser Stelle ein Graus ist, kann Fehlallokationen zur Folge haben, aber auch sinnstiftend sein. Auf jeden Fall ergeben sich daraus attraktive Chancen für Gründer und Investoren, wie die jüngere Vergangenheit gezeigt hat: Die staatliche Förderung der Solarbranche gilt als ein wesentlicher Aspekt für das frühe Engagement vieler Finanzinvestoren. Jetzt scheinen sich neue Optionen zu ergeben. Die Bundesregierung will in neun Jahren eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen sehen – bislang sollen es nur knapp über 2.000 sein. Werden Milliarden Euro in die Forschung gesteckt und die Verbraucher mit Steuererleichterungen gelockt, zieht der steigende Bedarf an Produkten der Elektromobilität unweigerlich eine Reihe von Gründungen nach sich.

Mit dem Gesundheitswesen hat das deutsche Dickicht aus Paragraphen und Verordnungen an anderer Stelle bereits einen Industriezweig zu enormer Größe aufgebläht. So sind die Ausgaben von 175 Mrd. EUR im Jahr 1994 binnen 15 Jahren auf 278 Mrd. EUR angestiegen. Bislang hat keiner der Kniffe, ob beispielsweise die Praxisgebühr oder das politisch gewollte Sterben von Krankenkassen, zu einer Besserung geführt. Individuell auf den Menschen abgestimmte Medizin könnte sich jedoch als Kostenairbag entpuppen. Und Venture Capital-finanzierte Jungunternehmen könnten dieser frische Wind sein, den die Gesundheitsindustrie dringend braucht. Wie der aktuelle Stand in diesem Segment ist, dokumentiert unsere erstmals erscheinende Sonderbeilage „Personalisierte Medizin“.

Einen Schwerpunkt dieser Ausgabe haben wir übrigens dem Thema Personal gewidmet und beleuchten dessen verschiedene Facetten. So beantwortet die Titelgeschichte beispielsweise, welche Ansprüche Private Equity-Gesellschaften an künftige Mitarbeiter stellen und welche Wege der Personalsuche sie bevorzugen. Weitere Beiträge dokumentieren den Umgang mit Low Performern und den Stand von Frauen in der Private Equity-Branche.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr

torsten.passmann(at)vc-magazin.de