S-UBG AG: Ein Investor für jede Unternehmensphase

Kein Börsengang kraft Gesetz

Insbesondere durch das Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften von 1985 wurde die Gründung einer Beteiligungsgesellschaft für Sparkassen auf rechtlich sicherem Boden möglich. Als eine der ersten nutzten 1988 weitsichtige Sparkassen-Vorstände aus den Städten und Kreisen Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg die neue Möglichkeit und gründeten die S-UBG AG (www.s-ubg.de). „Man hat sich damals für die Rechtsform der Aktiengesellschaft entschieden, weil das unter anderem eine der Bedingungen im Gesetz war“, erläutert Vorstand Bernhard Kugel. „Außerdem sollte man spätestens nach zehn Jahren an die Börse gehen“, ergänzt er. So weit kam es aber bis heute nicht, denn das Gesetz erfuhr eine Anpassung und die Gesellschafter hatten auch kein großes Interesse an dem Gang auf das Börsenparkett. Dennoch fand nach zehn Jahren eine signifikante Änderung statt – 1998 schlossen sich die Sparkassen Krefeld und Mönchengladbach an. Damit erweiterte sich auch das Geschäftsgebiet, das aus den Satzungsgebieten der Gesellschafter-Sparkassen besteht, ein gutes Stück nach Norden.

Kurzprofil: S-UBG AG

Typ:

Beteiligungsgesellschaft

Standort:

Aachen

Gründung:

1988

Zahl der Investment Professionals:

8

Anzahl Portfolio-Unternehmen

40

Verwaltetes Kapital:

70 Mio. EUR

Internet:

www.s-ubg.de

Auftakt mit 10 Mio. DM

Anlass für das gemeinsame Vorhaben war die bis heute anhaltende Innovationskraft der Region rund um den akademischen Leuchtturm RWTH Aachen. „Mit ihrem bestehenden Angebot, sprich klassischen Krediten, fehlte den Sparkassen damals ein Beteiligungsangebot für die Gründertätigkeit und das Wachstum der innovativen Mittelständler“, klärt Kugel auf. Um am jeweiligen Wertsteigerungspotenzial partizipieren zu können, musste daher eine eigene Beteiligungsgesellschaft geschaffen werden – in der Erstausstattung kamen dafür 10 Mio. DM zusammen. In der frühen Phase lag dabei der Schwerpunkt auf Mezzanine-Finanzierungen, was auch dem damaligen hohen Bedarf entsprach, so Kugel. „Wir haben jedenfalls trotz der Lernkurve, die auch wir mitmachen mussten, kein Geld verbrannt, sondern zur Freude unserer Investoren vermehrt. Daher haben wir in mehreren Runden unseren Kapitalstock deutlich erhöhen können“, freut er sich.

Drei Fonds für alle Phasen

Heute ist die S-UBG Gruppe an 40 Unternehmen beteiligt und verfügt in der gesamten Unternehmensgruppe über ein Fondsvolumen von rund 70 Mio. EUR. Davon entfallen mehr als 50 Mio. EUR auf die Zielgruppe Private Equity und Mezzanine für mittelständische Unternehmer, etwa 10 Mio. EUR an Venture Capital stehen für Investitionen in innovative technologieorientierte Unternehmen bereit. „Hier agieren wir als sogenannter Evergreen-Fonds und können ohne zeitliche Fristen Engagements eingehen“, sagt Kugel. Den dritten Bereich stellt dann der 2007 gemeinsam mit der Sparkasse Aachen, der NRW.Bank und örtlichen Business Angels aufgelegte regionale Seed Fonds Aachen dar, der mit 8,5 Mio. EUR ausgestattet ist. Die Mittel aus diesem Topf sind faktisch ausinvestiert – in elf Deals, die teilweise Spin-offs aus der RWTH Aachen sind. „Aber wir arbeiten gerade an einer zweiten Auflage, die über Kapital in ähnlicher Höhe verfügen soll“, zeigt Kugel den Hightech-Gründern in der Region eine Finanzierungsperspektive auf.

Klare Investmentkriterien

Beim zweiten Seed-Fonds sollen die Investmentkriterien gleich bleiben – im Angebotsportfolio der S-UBG stellen sie die strengsten Anforderungen: „Die Jungunternehmen müssen technologieorientiert und dürfen maximal 1,5 Jahre alt sein. Dazu muss ihr Sitz in der Wirtschaftsregion Aachen liegen“, fasst Kugel zusammen. Im Team der S-UBG steht diesem Fonds mit Markus Krückemeier ein Profi in Sachen Technologiefinanzierung exklusiv zur Verfügung, ein weiterer Kollege unterstützt ihn intensiv. Für die Segmente Venture Capital und Mittelstand könne er die Anforderungen deutlich kompakter beschreiben, meint Kugel: „Wir finanzieren herausragende Wachstumsanlässe. Schließlich lautet unser Slogan auch, Visionen realisieren.“ Möglich sind aber auch Nachfolgeregelungen oder Spin-offs. Wenn es zu einer Finanzierung kommt, nehmen die Aachener bevorzugt eine zurückhaltende Position ein. „Die Verträge sind immer individuell angepasst, wir wollen nur Minderheiten und für beide Seiten eine Win-win-Situation schaffen. Lediglich bei den strategischen Entscheidungen bedingen wir uns ein Vetorecht aus“, versichert Kugel.

Breites Spektrum für den Dealflow

Seitens der regionalen Sparkassen bestehe zwar ein klarer Finanzierungsauftrag für den Mittelstand, dennoch steht das Renditeziel im Vordergrund, meint er. Vorteilhaft ist aber deren feste Verankerung vor Ort, denn ein guter Teil der möglichen Deals speist sich aus den Firmenkundenberatern als Quelle. „Daneben sprechen uns aber auch Corporate Finance-Berater und manches Unternehmen selbst an. Außerdem betreiben wir Kaltakquise“, berichtet Kugel. Die Anregungen für zielgerichtete Anrufe stammen hier zum Beispiel aus den einschlägigen Jobportalen und den Tageszeitungen. „Anhand der Stellenanzeigen können wir erkennen, wer wächst. Dieser Weg ist zwar beschwerlich, hat aber schon zu interessanten Deals geführt“, bekräftigt Kugel.

Portfoliounternehmen der S-UBG AG (Auswahl)

Name

Geschäftsfeld

Sitz

Dr. Babor

Kosmetik

Aachen

Aixigo

Software

Aachen

Ergocast

Gussprodukte

Jünkerath

Lancom Systems

Netzwerktechnologie

Würselen

Cube Sports

Sportgeräte

Köln

Eine Exit-Route bevorzugt

Zumindest bei den beiden großen Fonds verspüren Kugel und Co. jedenfalls keinen Exit-Druck, da die Vehikel unbefristet aufgelegt sind. „Am schönsten ist jedenfalls der Trade Sale“, sagt Kugel. Aber auch alle anderen Optionen wurden schon durchgeführt – der Börsengang, der Verkauf an einen anderen Investor sowie der Rückkauf der Anteile durch den Unternehmer. Einzelne Deals, die ihm Freude bereitet haben, mag Kugel jedenfalls nicht hervorheben. „Die bislang drei Börsengänge waren schon interessante Erfahrungen, aber die anderen Exits waren auch gut“, betont er. Über wirklich negative Erlebnisse mit den Unternehmen mag er ebenfalls nicht detailliert berichten, lediglich auf der menschlichen Seite musste er Lehrgeld zahlen. „Ein Management-Audit ist immer der schwierigste Teil, manche Unternehmer wirken in Wachstumsphasen sehr positiv und in der Krise wie ausgetauscht.“

Langfristig und einzigartig

So wie wenige andere Gesellschaften zeichnet sich die S-UBG durch eine hohe Kontinuität bei den handelnden Personen aus. Der bislang dienstälteste Mitarbeiter, Gründungsvorstand Horst Gier, beispielsweise verabschiedete sich erst diesen Sommer nach 23 Jahren in den Ruhestand. Bernhard Kugel als sein Nachfolger im Vorstand blickt auf 13 Jahre Zugehörigkeit zur S-UBG zurück und das zweite Vorstandsmitglied Harald Heidemann ist sogar noch einige Jahre länger dabei. Ähnlich schaut es bei den Investmentmanagern aus, die seit mindestens elf Jahren an Bord sind. Die Verlässlichkeit bei den Ansprechpartnern ihres Investors wissen die Portfoliounternehmen jedenfalls zu schätzen. Ebenfalls gut kommt die Vernetzung der Portfoliounternehmen untereinander an. „Wir setzen das über unseren Verein ‚PIN Partner im Netzwerk e.V.‘, der sich regelmäßig trifft und austauscht, um. Das dürfte in Deutschland einzigartig sein“, ist sich Kugel sicher.    

Torsten Paßmann