It’s the economy, stupid!

Motor jeder Volkswirtschaft sind Innovationen in Produkten und Prozessen. Hierfür bedarf es zweierlei: Wissen und Kapital, welches hilft, dieses Wissen in Innovationen und dann in vermarktbare Produkte umzusetzen. Deutschland verfügt über exzellente Forschungseinrichtungen, Universitäten und Wissenschaftler. Was jedoch fehlt, sind Unternehmer und Venture Capital. Letzteres ist der Treibstoff für Innovationen und damit für Wachstum und Beschäftigung in modernen Volkswirtschaften. Fehlt dieser Treibstoff, stottert irgendwann der Motor und die Innovationskraft erlahmt.

Deshalb muss es beunruhigen, dass es Venture Capital-Fonds in Deutschland zunehmend schwer haben, Kapital für neue Fonds einzuwerben. Die Folge ist, dass in den letzten zwei Jahren nur wenige Fonds ihr Fundraising erfolgreich abschließen konnten. Im Ergebnis gibt es dadurch in Deutschland ein erhebliches Defizit an Venture Capital. Dies gilt für das Frühphasensegment im Besonderen, welches ohne das Engagement öffentlicher Investoren (High-Tech Gründerfonds, NRW.Bank.Seed Fonds-Initiative) faktisch nicht existieren würde, es gilt aber auch in zunehmendem Maße für spätere Finanzierungsrunden.

Seed-Investments, die keine Folgefinanzierung erhalten, sind zum Scheitern verurteilt. Deshalb braucht Deutschland eine lebensfähige Venture Capital-Industrie – auch, damit die öffentlichen Initiativen im Seed-Bereich nicht ins Leere laufen. Dies erfordert zweierlei: Rahmenbedingungen auch im Steuerrecht, die Wagniskapital in Deutschland möglich machen, und Investoren, die den Mut und die Bereitschaft aufbringen, Venture Capital als das zu erkennen, was es ist: eine große Chance für jeden Investor, überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften, weil das zugrunde liegende Asset Substanz und Perspektive hat. „It’s the economy, stupid!“ möchte man demgegenüber all jenen zurufen, die Aktien leer verkaufen oder gegen Währungen spekulieren, statt ihr Geld in Innovationen zu investieren.

Zum Autor

Dr. Peter Güllmann leitet seit 2006 den Bereich Beteiligungen der NRW.Bank (www.nrwbank.de). Sein Team investiert mit mehreren Vehikeln in sämtliche Unternehmensphasen – von Gründungs- über Wachstums- bis hin zu Nachfolgefinanzierungen von Mittelständlern.