VC Magazin: Wie schwierig war das Fundraising für den zweiten Fonds?
Von Frankenberg: Es war anspruchsvoll und auf der privaten Seite nicht leicht. Vom Bund hatten wir die klare Aussage, dass es einen zweiten Fonds nur dann geben wird, wenn wir mehr private Investoren gewinnen als für den ersten Fonds. Wir haben dann in einer intensiven Phase sehr viele Industrieunternehmen angesprochen. Da wir keine Traumrenditen in Aussicht stellen können, haben wir guten Gewissens den Nutzen aus der Zusammenarbeit mit den Portfoliounternehmen in den Vordergrund gestellt. Wir mussten mit den Technologien und Produkten, die auch Nutzen für unsere Investoren stiften können, überzeugen. Entscheidend für den Erfolg waren auch unsere über die letzten Jahre aufgebauten Netzwerke.
VC Magazin: Mit wie vielen Investoren haben Sie insgesamt gesprochen?
Brandkamp: Es waren zirka 80 Adressen. Mit einigen sind wir noch im Gespräch. Wir hatten ja erst das First Closing. Und wir hoffen, dass wir noch ein bis zwei Investoren dazugewinnen können, die den Kreis abrunden.
VC Magazin: Die KfW (www.kfw.de) hat sich aus der Finanzierung von privaten Frühphasen-Fonds zurückgezogen, beim HTGF II bleibt man an Bord. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Brandkamp: Die KfW hat sich nicht von privaten Fonds distanziert. Sie hat ihre Investitionsstrategie im Beteiligungsbereich lediglich geändert. Man konzentriert sich mit dem High-Tech Gründerfonds auf den Seed-Bereich und mit dem ERP-Startfonds auf den Early-Stage-Bereich. Von Zurückziehen kann also keine Rede sein. Der High-Tech Gründerfonds kann pro Unternehmen bis zu 2 Mio. EUR investieren, der ERP-Startfonds macht 50% einer Finanzierung, maximal 5 Mio. EUR aus. Die staatlichen Mittel sind also durchaus vorhanden.
VC Magazin: Private Investoren haben Probleme, institutionelles Kapital einzusammeln. Was waren die Hauptgründe für Ihren Erfolg beim Fundraising?
Von Frankenberg: Ein Grund ist, dass wir den erheblichen Nutzen aus einem Investment in den ersten Fonds in der Vergangenheit schon mehrmals zeigen konnten. Von der Zusammenarbeit zwischen Industrieinvestor und Portfoliounternehmen profitieren häufig nicht nur die Portfoliounternehmen, sondern auch die Investoren. Wir dienen als Schnittstelle und „Übersetzer“ zwischen den großen und den kleinen Unternehmen. Über Forschungskooperationen, Lieferbeziehungen, konkrete Investments in das Portflio und Know-how-Austausch konnten wir operativen und strategischen Nutzen für große Industrieunternehmen darstellen.
VC Magazin: Mit welcher Leistungsbilanz kann Fonds I aktuell aufwarten?
Von Frankenberg: Wir haben 252 Investments abgeschlossen und noch knapp 20 im Closing. Nach Abschluss wollen wir bei 265 bis 270 Investments liegen. Unseren Zielkorridor von 40 bis 50 Beteiligungen pro Jahr haben wir erreicht. Wichtig ist aber nicht die Anzahl, sondern die Qualität der Investments. Wir haben 24 Insolvenzen zu verzeichnen, dazu kommen 13 gescheiterte Unternehmen, die mit sehr geringen Rückflüssen verkauft oder liquidiert wurden. Insgesamt hatten wir also 37 Ausfälle, das ist gesamt gesehen eine niedrige Anzahl. Auf der Gegenseite können wir 18 echte Exits verzeichnen, von denen 13 profitabel waren. Und wie wir wissen, kommen die Ausfälle bekanntlich vor den Exits. Wir liegen insgesamt über den Erwartungen und stehen bei den Anschlussfinanzierungen momentan bei über 340 Mio. EUR, die ins Portfolio geflossen sind, über 70% davon sind privates Kapital. Die große Masse der Beteiligungen konnte sich eine Folgefinanzierung sichern.
VC Magazin: Wie sehr decken sich diese Zahlen mit Ihren einstigen Planungen?
Brandkamp: Als wir unseren Businessplan 2004/2005 verfasst haben, hatten wir bescheidene Erwartungen. Diese sind bei weitem übertroffen worden, und das in nahezu allen Punkten, wenn wir Qualität, Quantität und Anschlussfinanzierungen als Erfolgsindikatoren werten. Aber auch in punkto Zusatzleistungen, wie z.B. Netzwerkkontakte, die wir unseren Unternehmen bieten können, können wir auf eine Reihe von Erfolgen blicken. Wir entwickeln heute gezielt und systematisch fünf Netzwerke: Erstens, das Netzwerk für Dealflow: Forschungseinrichtungen, Technologie-Transfereinrichtungen. Zweitens, das Netzwerk der Coaches, das die Unternehmen berät. Das dritte Netzwerk dient der Anschlussfinanzierung, das sind deutsche, aber auch ausländische VC-Gesellschaften und unternehmerische Privatinvestoren. Das vierte Netzwerk sind Corporates, die für kleine Unternehmen schwer anzusprechen, aber für die Entwicklung und einen möglichen Exit extrem wichtig sind. Das fünfte Netzwerk sind schließlich unsere Portfoliounternehmen selbst, die untereinander Erfahrungen und Kontakte austauschen.
VC Magazin: Welche Erfahrungen aus dem ersten Fonds bringen Sie bei der Umsetzung des Fonds II ein? Inwieweit haben Sie Ihre Strategie geändert?
Von Frankenberg: Wir haben so weit wie möglich alle Erfahrungen schon während der Umsetzung des ersten Fonds eingebracht, so haben wir beispielsweise die maximale Investitionssumme von 1 Mio. EUR auf 2 Mio. EUR ausgeweitet und schon während der Seedphase versucht, auch andere Investoren einzubeziehen. Daher sind die Änderungen bei Fonds II marginal.
VC Magazin: Wie wird sich der High-Tech Gründerfonds personell auf die neue Herausforderung durch die Doppelbelastung, die durch die neuen Portfoliounternehmen des Fonds II und die Exit-Phase des Fonds I entsteht, einstellen?
Brandkamp: Wir haben das Team schon im Vorfeld aufgebaut, um Kapazitäten zur Verfügung zu haben. Trotzdem wird es noch ein wenig wachsen. Wir wollen unsere Organisation jedoch klein, schnell und schlank halten, um leistungsfähig zu bleiben. Der Betreuungsaufwand für unsere derzeit 200 Portfoliounternehmen sollte nicht zu stark wachsen, da sich Zu- und Abflüsse ausgleichen werden.
VC Magazin: Was entgegnen Sie Kritikern, die behaupten, dass viele Portfoliounternehmen des HTGF schlecht verkäuflich sind?
Von Frankenberg: Wir werden unsere Portfoliounternehmen trotzdem veräußern und die dafür nötigen Grundlagen schaffen. Grundsätzlich sind fast alle Unternehmen verkaufbar, da in ihnen ja Technologie steckt, die für andere nützlich ist. Das ist uns in der Vergangenheit sehr oft gelungen. Sollten trotzdem ein paar dieser Beteiligungen nicht zu verkaufen sein, versuchen wir Exits durch den Rückverkauf der Anteile an die Unternehmer zu erreichen. Wenn Kritiker sagen, dass ein Exit nicht funktionieren kann, ist es unsere Aufgabe zu zeigen, dass es doch geht.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Das Interview führte Mathias Renz.
Zu den Gesprächspartnern Dr. Michael Brandkamp (Sprecher) und Dr. Alexander von Frankenberg sind Geschäftsführer der High-Tech Gründerfonds Management GmbH (www.high-tech-gruenderfonds.de), die technologiebasierte Unternehmensgründungen mit Kapital und Coaching versorgt. Zu den Investoren gehören neben staatlichen Stellen auch Großkonzerne und mittelständische Unternehmen.