„Hedgefonds sind Teil eines gut diversifizierten Portfolios“

VC Magazin: Finanzkrise, Eurokrise und die hohe Volatilität an den Aktienmärkten haben die Anleger zuletzt zutiefst verunsichert. Anbieter von Private Equity-Dachfonds haben diese Vertrauenskrise auch im Vertrieb zu spüren bekommen. Wie hat sich die Nachfrage nach Dach-Hedgefonds in den vergangenen Monaten entwickelt? Viehmann: Hedgefonds sind in Deutschland in der Anlage­praxis vielfach immer noch ein Randthema. Dementsprechend gab es in der Breite keinen deutlichen Stimmungsumschwung. Global gesehen steigt die Nachfrage: Mit über 2 Bio. USD Gesamtvolumen verwalten Hedgefonds weltweit mittlerweile eine Rekordsumme. Der Trend weist trotz der jüngsten Kursverluste weiter in diese Richtung. VC Magazin: Dach-Hedgefonds waren von den Markt­schwan­kungen der vergangenen Monate unmittelbar betroffen. Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in einen Dach-Hedgefonds zu investieren? Viehmann: Hedgefonds-Anlagen spielen als Teil eines gut diversifizierten Portfolios eine wichtige Rolle. Die Anleger gerade in Europa wissen um das momentan sehr herausfordernde Anlageumfeld. Viele machen sich berechtigte Sorgen vor zukünftiger Inflation. Hedgefonds können als defensiver Portfoliobaustein dazu beitragen, in diesem Umfeld Vermögen zu erhalten und zu mehren. Einen Dachfonds für ein Investment auszuwählen, bietet sich bei alternativen Anlageklassen wie Hedgefonds oder Private Equity übrigens an, denn dadurch erhält der Anleger meist Zugang zu guten Managern, die eine professionelle Portfolioauswahl und Due Diligence gewährleisten. VC Magazin: Nach welchen Kriterien suchen Sie die Ziel-Hedgefonds aus, in die Sie investieren? Viehmann: Wir haben hier eine strikte Vorgehensweise, und die Maxime lautet: Qualität! Unsere Entscheidung ma­chen wir stark abhängig von der Erfahrung und dem Hintergrund des jeweiligen Managers. Er muss in der Vergan­genheit bereits überdurchschnittliche Renditen erzielt und gute Ausgangsbedingungen haben, solche Erfolge in der Zukunft wiederholen zu können. Wichtig ist außerdem eine transparente und nachvollziehbare Anlage­stra­tegie: Außenstehenden mag die Assetklasse oftmals wie eine Blackbox vorkommen, tatsächlich sind die Abläufe aber meist sehr transparent und nachvollziehbar. VC Magazin: Wie gewährleisten Sie eine ausreichende Diver­sifikation? Viehmann: Auch hier geht es um qualitative Kompetenz: Als Dachfondsmanager muss man die Strategien und Risiken der Zielfonds verstehen. Wir achten darauf, dass es bei den Zielfondsstrategien möglichst wenige Überschneidun­gen gibt. Als 2008 zahlreiche Dach-Hedgefonds schwer getroffen wurden, half es ihnen auch nicht, bis zu 70 Zielfonds im Portfolio zu haben, die dann letztlich alle eine ähnliche Strategie verfolgt hatten. Gleichzeitig muss das Portfolio natürlich fokussiert genug sein, um über die Managementauswahl einen echten Mehrwert zu bieten. Deshalb beschränken wir uns z.B. beim Tectum Global Hedge auf etwa 15 Zielfonds. VC Magazin: Hedgefonds haben in der Vergangenheit immer wieder durch den Ankauf von signifikanten Minderheitsanteilen an börsennotierten Unternehmen und den Eingriff in das operative Geschäft von sich reden gemacht. Welche Berührungspunkte sehen Sie hier mit Private Equity? Viehmann: Eine glasklare Trennung ist da natürlich nicht immer möglich. Andersherum gibt es ja auch Private Equity-Fonds, die in börsennotierte Unternehmen investieren. Sie sind allerdings die Ausnahme – und genauso spielen auch solche aktivistischen Hedgefonds eine eher untergeordnete Rolle. VC Magazin: Manager von Private Equity- wie von Hedgefonds sind von den Regelungen der AIFM-Richtlinie betroffen. Wie beurteilen Sie die Auswirkungen für Ihre Assetklasse? Viehmann: Wir erwarten nur sehr geringe Auswirkungen in der Praxis. Die meisten Regelungen zielen auf mehr Trans­parenz für den Anleger ab – und die ist ohnehin schon gegeben. Bei Themen wie dem Reporting und den Auswirkun­gen auf die Vertriebsfähigkeit z.B. von nicht in der EU ansäs­sigen Fonds muss man natürlich die Detailregelungen abwarten. Wir rechnen aber derzeit nicht damit, dass die Assetklasse in größerem Umfang behindert werden wird. VC Magazin: Private Equity-Gesellschaften galten lange Zeit als „Heuschrecken“, und auch Hedgefonds haben in den Augen vieler Anleger und Unternehmer einen zweifelhaften Ruf. Wie sollten die Branchen mit der öffentlichen Skepsis umgehen? Viehmann: In der Tat gibt es diese Skepsis – zum Teil ist sie berechtigt, zum Teil aber auch nicht. In Deutschland sind nur wenige Anleger in Hedgefonds investiert, und es gibt daher oft keinerlei eigene Erfahrungen. Pressewirksame Einzelfälle werden dann gern als Spiegelbild für die ganze Branche genommen. Nachhaltig entgegenwirken kann die Branche nur durch Offenheit und Transparenz: Man muss aufklären über Chancen und Risiken der Assetklasse und die Begrifflichkeiten besser erklären. Das wirksamste Gegenmittel haben die Fondsmanager ebenfalls selbst in der Hand: gute Anlageergebnisse. VC Magazin: Danke für das Gespräch!                   

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  Zum Gesprächspartner Michael Viehmann ist seit 2001 in leitender Funktion im Geschäftsbereich Family Office der Vermögensverwal­tung Flossbach von Storch AG tätig. Er ist Ge­schäfts­fu?hrer der FvS Alternative Solutions GmbH und der FvS Family Office GmbH und managt den Dach-Hedgefonds Flossbach von Storch Tectum Global Hedge.