VC Magazin: Der Handel mit Private Equity-Beteiligungen floriert bereits seit einigen Jahren. Warum brauchen professionelle Marktteilnehmer Ihre Plattform?
Schlaht: Bisher hatten Verkäufer keine Möglichkeit, anonym nach Interessenten für Portfoliounternehmen Ausschau zu halten. Wir bieten nun eine Lösung für dieses Problem an. Weder Kontaktinformationen noch Beteiligungsdaten werden ohne die ausdrückliche Einwilligung der Anwender weitergegeben. Dies funktioniert über ein Ratingverfahren, das die Passgenauigkeit der Beteiligung mit den jeweiligen Investmentprofilen anonymisiert abgleicht. Anschließend nähern sich die Parteien in mehreren Stufen einander an. So wird gewährleistet, dass Verkäufer von Beteiligungen nach Angeboten suchen können, ohne unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. Zwischen den Interessenten findet kein direkter Austausch statt, ausschließlich der Anbieter kann aktiv auf Investoren zugehen. Somit behält er jederzeit die Kontrolle über seine Daten.
VC Magazin: Wie stellen Sie sicher, dass die Angebote mit den Vorstellungen der Kaufinteressenten übereinstimmen?
Schlaht: Anbieter stellen zunächst ihre Beteiligungen mit den gewünschten Konditionen ein, ebenso erstellen Investoren Investmentprofile mit einzelnen Kriterien. Der Anbieter erhält dann Informationen darüber, wie hoch die Übereinstimmung seiner Angaben mit denen der Investoren ist. Dies geschieht in Form des Ratings. Ist dieses hoch genug, sendet er eine Anfrage für eine Vertraulichkeitserklärung an den Investor. In weiteren Stufen werden dann nach Zustimmung der Verhandlungspartner immer detailliertere Informationen über das Angebot und letztendlich die Kontaktdaten der Vertragsparteien sichtbar.
VC Magazin: Wie gewährleisten Sie die Anonymität und Datensicherheit der angemeldeten Nutzer von fianc?
Schlaht: Grundlegend ist, dass erst nach eindeutiger Zustimmung und mehreren weiteren Schritten Kontaktinformationen von Nutzern an andere registrierte Anwender weitergegeben werden. Dabei behält der Nutzer selbst immer die Kontrolle über seine Daten. Über einen externen Hosting-Anbieter speichert fianc alle Informationen auf zwei verschiedenen Servern in getrennten Rechenzentren. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme ist, dass Passwörter per Post versendet werden. Außerdem gewährleisten wir die Identität und Qualität aller angemeldeten Nutzer und der eingestellten Beteiligungen durch individuelle Prüfungen.
VC Magazin: Wie sieht Ihr Gebührenmodell aus?
Schlaht: Für Anbieter ist die Registrierung kostenfrei, erst bei größerem Interesse wird ein Festpreis für die Herausgabe der Kontaktdaten von Investoren fällig. Hinzu kommt bei einem Verkaufsabschluss mit dem vorher ausgewählten Investor eine Gebühr, die je nach Höhe der Transaktion gestaffelt ist. Investoren zahlen eine monatliche Nutzungsgebühr und erhalten dafür unbeschränkten Zugriff auf die Plattform, ähnlich einer Flatrate.
VC Magazin: Wie gewinnen Sie Ihre Kunden? Wer sind aktuell die Käufer und Verkäufer auf Ihrer Plattform?
Schlaht: Zurzeit haben wir 120 angemeldete Nutzer auf unserer Plattform sowie 142 aktive Investmentprofile. Wir gewinnen weitere Kunden hauptsächlich über Kooperationen mit Unternehmen aus verschiedenen Bereichen und aus den daraus entstehenden Netzwerken und Empfehlungen. Außerdem besuchen wir Events wie das Deutsche Eigenkapitalforum in Frankfurt, um unsere Bekanntheit zu steigern. Verkäufer und Käufer sind grundsätzlich Kapitalbeteiligungsgesellschaften, Finanzinstitute, M&A-Häuser, Family Offices und Beteiligungsgesellschaften. Außerdem können Unternehmen, die Anteile veräußern möchten, über Regionalpartner wie Berater und Anwälte ihre Beteiligungen anbieten. Sie erhalten jedoch keinen direkten Zugang zum Marktplatz. So wird gewährleistet, dass nur professionelle Finanzinvestoren auf der Plattform miteinander verhandeln können.
VC Magazin: Der Markt für Private Equity-Beteiligungen ist nicht auf Deutschland begrenzt. Welche Schritte planen Sie, um Ihren Kunden den Handel auch auf internationaler Ebene zu ermöglichen?
Schlaht: Wir streben keine internationale Ausrichtung unserer Plattform an. Sie ist lediglich dafür gedacht, Beteiligungen im deutschsprachigen Raum zu vermitteln. Zwar können sich ausländische Investoren als Käufer anmelden, nicht jedoch als Anbieter. Unser Ziel ist es, regional zwischen Interessenten und Beteiligungsanbietern zu vermitteln. Das hat u.a. den Grund, dass wir vor der Registrierung alle neuen Nutzer und eingegebenen Daten überprüfen, bevor wir sie freischalten. Das wäre international schwer möglich.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Dajana Hentschel.
Zum Gesprächspartner
Artur Schlaht ist Geschäftsführer der fianc GmbH (www.fianc.de) und gründete das Unternehmen zusammen mit Claudio Weck an dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systementwicklung der Universität Würzburg aus. Fianc war u.a. Finalist des Businessplan-Wettbewerbs Nordbayern 2011 und wird unterstützt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.