Tragbare Technologien auf dem Vormarsch

Zukunft nicht nur auf der Piste

Snowboarder tragen Kameras auf ihren Helmen, um ihre Stunts zu filmen und anschließend per Handy an die Freunde zuhause zu verschicken. Ein Armband misst den Hautleitwert und ermittelt die Emotionen beim Fall aus dem Schlepplift, und ein Sensor in der Skibindung ermittelt die Weite des Sprungs über die Schanze. Alle Informationen werden dem Sportler direkt im Visier seiner Brille angezeigt. „Tragbare Technologien sind die Zukunft“, ist sich Christian Stammel sicher. Mit seiner Vermarktungsplattform Wearable Technologies (WT) begleitet er seit Jahren die Entwicklung des Segments. „Die wichtigste Innovation für die Branche war das Smartphone“, sagt Stammel. „Die Verbraucher wollen die Möglichkeiten, die ihnen ihre Geräte bieten, auch im Sport und Healthcare-Bereich anwenden und in Zukunft eine Vielzahl von Körperdaten über Sensoren erhalten. Die Nachfrage treibt hier die Produktentwicklung an“, so Stammel.

„Unbegrenzte Möglichkeiten“

Neben dem Sportbereich könnte auch der Gesundheitssektor vom Trend erfasst werden. Patienten könnten beispielsweise davon profitieren, dass sie per Smartphone ständig über ihre Blutwerte auf dem Laufenden gehalten und per Alarm an die Einnahme von Medikamenten erinnert werden. Diabetes-Patienten könnten durch eine drahtlos gesteuerte pflastergroße Insulinpumpe die täglichen Spritzen erspart bleiben. Tragbare Technologien könnten auch die Gaming-Branche revolutionieren, wenn ein Spieler beispielsweise nur bei geringem Stressniveau den nächsten Level erreicht oder Kinder aufgrund ihres Erregungszustandes automatisch eine Pause verordnet bekommen. „Die Möglichkeiten sind unbeschränkt und die Technik ist in vielen Bereichen deutlich weiter, als man vermuten würde“, zeigt sich Stammel zuversichtlich. Mit der rasanten Verbreitung von Smartphones dürfte das Wachstum gesichert sein: Allein 2011 wurden in Deutschland laut Branchenverband Bitkom 11,8 Mio. Geräte verkauft, damit sind inzwischen 43% aller hierzulande verkauften Handys Smartphones. Der Trend sollte laut Branchenexperten anhalten. Allein mit sog. Mobile Motion Tracking Services wurden in Deutschland im vergangenen Jahr bereits 0,3 Mrd. EUR umgesetzt – WT erwartet bereits für 2012 Umsätze von 1,8 Mrd. EUR.

Wearable Technologies AG wagt sich vor

Für Venture Capitalisten bieten sich hier jede Menge interessanter Investitionsmöglichkeiten, ist sich Stammel sicher. Die Gründerlandschaft sei äußerst heterogen, die Jungunternehmer stammten aus dem gesamten Hightech-Umfeld. WT selbst hat über die WT Service GmbH bislang eine B2B-Plattform rund um die neuen Technologien angeboten. Jetzt will die Firma selbst in aussichtsreiche Projekte investieren. Die eigens gegründete Wearable Technologies AG (www.wearable-technologies.com) will in drei bis fünf Jungunternehmen pro Jahr investieren, bisher ist sie an den Anbieter von Tracking Services sportsCurve und dem Gaming-Entwickler 4Dforce beteiligt. Die Beteiligung an 4Dforce brachte der Frühphaseninvestor mic AG (www.mic-ag.eu) ein, der als Gründungsgesellschafter der Wearable Technologies AG 66,7% der Anteile hält. Das Kapital für die Investitionen wirbt der neu gegründete Investor derzeit bei vermögenden Privatanlegern ein.

Fazit:

Tragbare Technologien werden von Verbrauchern immer stärker nachgefragt, der Siegeszug des Smartphones hat der Branche die Initialzündung gegeben. Investoren haben dem Bereich bislang allerdings wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Mit der Wearable Technologies AG hat ein Beteiligungsgeber bereits den ersten Schritt gewagt.

Susanne Gläser