Das Reich der Mitte eröffnet auch europäischen Venture Capital-Firmen Chancen

Weitere Verbesserung in Aussicht Der aktuelle chinesische Fünf-Jahres-Plan (2011–2015) nennt Venture Capital erstmals als geförderte Branche. In die gleiche Stoßrichtung zielt auch der Ende Januar 2012 in Kraft getretene neue „Lenkungskatalog für ausländische Direktinvestitionen“. Auch danach sollen ausländische Venture Capital-Geber gefördert werden. Der Fünf-Jahres-Plan und der Lenkungskatalog sind keine Maßnahmen traditioneller Planwirtschaft. So bleibt es weitgehend dem Markt überlassen, diese wirtschaftspolitischen Initiativen umzusetzen. Allerdings werden die geförderten Branchen häufig begünstigt: Bei der Besteuerung, durch Kofinanzierung seitens staatseigener Dachfonds und generell durch einen erleichterten Marktzugang. Auch das gesetzliche Umfeld für Venture Capital in China wurde in den letzten zehn Jahren kontinuierlich verbessert. Ein Meilenstein war, gesetzliche Regelungen für Personengesellschaften und deren Besteuerung seit 2006 einzuführen. Daneben gibt es Spezialregelungen für Venture Capital einschließlich der Vergütung von Initiatoren und Managern. Das Enterprise Income Tax Law sieht die bevorzugte Behandlung bestimmter Venture Capital-Investitionen vor.

Bestimmte Hürden bleiben bestehen
Eine neue Dynamik wird die Entwicklung durch die schrittweise Einführung des Renminbi (RMB) als internationale Handelswährung erfahren. Seit Ende 2011 erlaubt die chinesische Volksbank die Überweisung von Gewinnen chinesischer Tochtergesellschaften auf ein im Ausland geführtes RMB-Konto ihrer ausländischen Gesellschafter. Dies eröffnet Investoren vor dem Hintergrund der westlichen Währungskrisen Chancen zur Diversifizierung ihrer Währungsportfolios. Trotz allem ist China noch immer ein schwieriges Umfeld für Direktinvestitionen. Corporate Governance beispielsweise wird in China anders ausgelegt als in manchen anderen Ländern, und für Anteilsübertragungen an ausländisch investierten Unternehmen sind noch immer staatliche Genehmigungen erforderlich. Manche Schwierigkeiten können durch den Einsatz von Offshore-Investitionsvehikeln minimiert werden. Immer müssen jedoch rechtliche, sprachliche und kulturelle Hindernisse überwunden werden.

Investitionen in beide Richtungen
Von diesen Schwierigkeiten haben sich angelsächsische Investoren – vorrangig amerikanische, zunehmend aber auch englische Häuser – in der Vergangenheit nicht schrecken lassen. Hierzulande begegnet uns das Reich der Mitte häufig beim Blick in die Beteiligungen der Portfoliogesellschaften von Venture Capital-Unternehmen. Wer sich an einem produzierenden deutschen Unternehmen beteiligt, erwirbt oft auch eine Beteiligung an Produktionsgesellschaften in Osteuropa und Asien, besonders häufig in China. Seit Beginn der Wirtschaftskrise zieht auch die Nachfrage chinesischer Kapitalgeber nach Investitionsmöglichkeiten in Europa spürbar an, sei es in Form des Alleinerwerbs oder in Form von Koinvestments mit europäischen Fonds. Dortige Direktinvestitionen hingegen wagen bislang nur wenige europäische Venture Capital-Firmen, obwohl das Interesse der Anleger steigt.

Zu den Autoren Peter Hellich und Jakob Riemenschneider sind Mitglieder der Practice Area Corporate Transactions bei TaylorWessing. Sie beraten u.a. bei internationalen M&A- und Private Equity-Transaktionen in Europa, den USA sowie den Emerging Markets, insbesondere China.