„Das Private Equity-Geschäft spielt für die BayernLB weiterhin eine wichtige strategische Rolle“

Susanne Gläser vom VentureCapital Magazin im Gespräch mit Ingo Jacoby (li.) und Rupprecht Freiherr von Mentzingen.


VC Magazin: BayernLB Capital Partner hat vor rund anderthalb Jahren die Geschäfte der BayernLB Private Equity Management GmbH und der BayTech Venture Capital Beratungs-GmbH zusammengeführt, um in alle Unternehmensphasen aus einer Hand investieren zu können. Wie wird sich BayernLB Capital Partner unter Ihrer Führung neu aufstellen?

Jacoby: Unser strategischer Schwerpunkt liegt weiterhin auf dem klassischen Private Equity-Geschäft. Unser Angebot umfasst Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen, sowie Mezzanine-Kapital. Wichtig ist es uns, den Unternehmen maßgeschneiderte, individuelle Finanzierungskonzepte anzubieten. Die Größenordnung liegt üblicherweise bei 5 bis 20 Mio. EUR pro Investment. Darüber hinaus bieten wir weiterhin auch Venture Capital-Finanzierungen an, allerdings konzentrieren wir uns künftig auf den Later Stage-Bereich, bei einer Zielgröße ab 3 Mio. EUR Umsatz, die ein potenzielles Portolio-Unternehmen machen sollte. Herr von Mentzingen und ich werden beide sowohl das Venture Capital- als auch das Private Equity-Geschäft verantworten.

Von Mentzingen: Während unser Team bislang nach Finanzierungsphasen aufgestellt war, wollen wir uns künftig stärker nach Branchen ausrichten. Wir sprechen hier von einem Sektorenansatz. In unseren Kernzielbranchen Automotive, Healthcare, Consumer Goods, Engineering / Manufacturing, Cleantech, Services / Logistics und TIMES wird sich je mindestens ein Mitarbeiter tief einarbeiten. Unser Team soll tiefgreifendes Branchen-Knowhow aufbauen, Kontakte knüpfen und frühzeitig Trends erkennen.

VC Magazin: Bedeutet das, dass Sie das Geschäft im Frühphasen-Bereich beschneiden?

Jacoby: Wir gehen nicht mehr in die frühen Phasen hinein. Die bisherigen Frühphasenfonds aus BayTech-Zeiten sind mittlerweile fertig investiert, es ist jetzt also ein guter Augenblick für eine Neuausrichtung. Unser neuer Venture-Fonds, dessen Investitionsphase gerade angelaufen ist, wird sich auf Later Stage-Finanzierungen im Technologiebereich konzentrieren.

VC Magazin: Ihre Vorgänger Herr Dr. Schneider-Günther und Herr Höltershinken waren beide über viele Jahre in den Beteiligungseinheiten der BayernLB tätig. Was hat zum Ausscheiden der beiden Herren geführt?

Jacoby: Wir können dazu nichts sagen, die Hintergründe dieser Entscheidung entziehen sich unserer Kenntnis.

VC Magazin: Zuletzt haben einige Banken ihre Private Equity-Portfolios veräußert. Welche strategische Rolle spielt das Beteiligungsgeschäft mittel- und langfristig für die BayernLB?

Von Mentzingen: Es spielt weiterhin eine sehr wichtige Rolle. Das Mittelstands-Geschäft ist eine zentrale Säule des Geschäftsmodells der BayernLB – da sind wir ein klarer strategischer Bestandteil. Die BayernLB  möchte den mittelständischen Kunden individuell passende Finanzdienstleistungen und -produkte anbieten – dazu gehört Eigenkapital genauso wie Fremdkapital. Deshalb sind wir ein wichtiger Teilbereich innerhalb der Produktpalette, die die Bank dem Mittelstand anbietet.

Jacoby: In der Vergangenheit wurden insbesondere im Venture Capital-Bereich auch Investitionen im Ausland getätigt. Unsere Strategie ist es, in Deutschland zu investieren. In Deutschland ansässige Unternehmen unterstützen wir aber natürlich weiterhin gerne bei ihrer internationalen Expansion.

VC Magazin: Wie ordnen Sie die Beteiligungsaktivitäten der BayernLB im bundesweiten Vergleich mit anderen Landesbanken ein?

Jacoby: Wir tun uns etwas schwer damit, uns mit den Beteiligungssparten anderer Landesbanken zu vergleichen. Wir sehen uns eher im Wettbewerb mit anderen Small Cap-Investoren, egal ob abhängig oder unabhängig. Wir betrachten uns als Small Cap-Fonds mit relativ breitem Produktportfolio und maßgeschneiderten Finanzierungskonzepte. Übrigens arbeiten wir auch häufig mit anderen Small Cap-Gesellschaften zusammen.

VC Magazin: Wie schätzen Sie die Marktlage im Small Cap-Segment aktuell ein?

Von Mentzingen: Die Menge an Unternehmen, die für ein Investment in Frage kommen, ist größer als im Mid Cap- oder Large Cap-Bereich. Dementsprechend gibt es viele Chancen, die Schwierigkeit besteht jedoch darin, in der Menge die richtig guten Assets zu identifizieren. Es gibt einige Fonds, die hier ebenfalls aktiv sind, internationale Spieler sind aber selten. Insgesamt ist der Markt kompetitiv, aber es ist ein gesunder Wettbewerb.

VC Magazin: Auf dem bayerischen Beteiligungsmarkt sind neben Ihnen auch BayBG, Bayern Kapital und Bayern Mezzanine aktiv, an denen Ihre Mutter zum Teil auch beteiligt ist. Wie überschneiden sich die Aktivitäten, wo sind Ihre Alleinstellungsmerkmale?

Jacoby: Wir unterscheiden uns von den drei genannten Häusern vor allem durch die größeren Tickets, mit denen wir einsteigen. Bayern Kapital investiert zudem in sehr frühen Unternehmensphasen, wir tätigen künftig nur noch Later Stage-Investitionen. Die Häuser legen außerdem einen starken Fokus auf den bayerischen Raum, während wir in ganz Deutschland investieren.

Von Mentzingen: Wir sind deutschlandweit absolut flexibel. Natürlich erleichtert es das Tagesgeschäft, wenn man zu Besprechungen in kurzer Zeit mit dem Auto anreisen kann. Und Bayern ist neben Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen auch die attraktivste Region für Beteiligungsinvestoren.

VC Magazin: Warum sollte sich ein mittelständisches Unternehmen mit Kapitalbedarf aktuell an  Bayern LB Capital Partner wenden?

Jacoby: Einen Investor einzubinden, ist absolute Vertrauenssache. BayernLB Capital Partner ist ein etablierter Spieler. Die Landesbank ist seit 1969 im Beteiligungsgeschäft aktiv. Als Universalbeteiligungsgesellschaft haben wir die Möglichkeit, Finanzierungskonzepte für nahezu alle Unternehmensphasen anzubieten. Aufgrund unserer Evergreen Fund-Struktur spüren wir nicht den starken Exitdruck, den der eine oder andere Mitbewerber aufgrund seiner Fondslaufzeiten hat.

Von Mentzingen: Wir arbeiten partnerschaftlich mit unseren Portfolio-Unternehmen zusammen und begleiten die Firmenentwicklung auch in schwierigen Situationen. Es ist Teil unseres Konzeptes, nah am Unternehmen zu sein und als aktiver Sparringspartner ständig im Dialog zu stehen – ohne jedoch die Geschäftsführung zu übernehmen. Entscheidend für viele Unternehmer ist auch, dass unsere Lösungen nicht von der Stange kommen, sondern wir individuelle Finanzierungskonzepte erarbeiten.

VC Magazin: Welche Pläne verfolgen Sie für 2012?

Jacoby: Wir wollen in diesem Jahr, abhängig von der Marktlage, vier bis sechs Beteiligungen realisieren. Der Schwerpunkt liegt auf Private Equity-Investments und Mezzanine-Kapital, aber auch im Venture-Bereich werden wir uns engagieren. Wir halten uns hier die Möglichkeit offen, je nach Marktlage entsprechende Chancen zu nutzen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!  

 

Zu den Gesprächspartnern:

Ingo Jacoby und Rupprecht Freiherr von Mentzingen sind seit Anfang 2012 Geschäftsführer der BayernLB Capital Partner GmbH, der Beteiligungsgesellschaft der BayernLB. Jacoby war zuvor u.a. bei den Beteiligungsgesellschaften 3i und Argantis tätig. Von Mentzingen arbeitete vor seinem Wechsel bei Nomura Investment Advisors.