„Die Erfolgsgeschichte des IZB soll auch in Zukunft weitergehen!“

Die bayerische Biotechnologiebranche hat eine Vorreiterrolle in der DACH-Region – nicht zuletzt durch die Verdienste der Innovations- und Gründerzentren Biotechnologie (IZB) in Planegg-Martinsried und in Freising-Weihenstephan bei München. Sie bieten Unternehmensgründern aus dem Bereich Life Sciences die nötige Infrastruktur zur wirtschaftlichen Umsetzung ihrer Produkt- bzw. Dienstleistungsideen und agieren damit wegweisend auch für andere Bundesländer. Unterstützung erfuhren die Zentren von Anfang an vom Bundesland Bayern. Dr. Ronald Mertz, Abteilungsleiter im Bayerischen Staatsministerium, und Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer der IZB GmbH, berichten im Interview von der fruchtbaren Zusammenarbeit. VC Magazin: Herr Dr. Mertz, Herr Dr. Zobel, das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie in Martinsried/Weihenstephan ist eine Erfolgsgeschichte, die Sie von Beginn an begleiten. Welches waren in Ihren Augen die Meilensteine? Mertz: Die Errichtung des IZB selbst war ein Meilenstein für die Biotech-Branche. Als 1995 der erste Bauabschnitt eröffnet wurde, gab es in Deutschland kaum Erfahrungen mit Technologie-Gründerzentren. Der Gewinn im BioRegio Wettbewerb 1996 war dann der Startschuss einer fulminanten Entwicklung der Branche und des Standorts Martinsried. Das IZB war von Anfang an ein zentrales Element für die Entwicklung des Campus. Hier fanden und finden Gründer nicht nur Räumlichkeiten, sondern auch Beratung und Unterstützung in vielfältigen Fragen. Der Gründerboom der ersten Jahre ist nach dem Zusammenbruch des neuen Marktes zwar verebbt, aber noch immer gründen mutige Wissenschaftler innovative Biotech-Unternehmen. Das IZB hat über die Jahre alle Hochs und Tiefs der Biotech-Branche mitgemacht und ist dabei kontinuierlich gewachsen. Zobel: Der wichtigste Meilenstein war die Wahl des Standortes Martinsried. Dort waren zwei Max-Planck-Institute, das Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und das Klinikum Großhadern. Die LMU war kurz vor der Entscheidung, die Naturwissenschaften nach Martinsried zu verlegen, was inzwischen erfolgt ist. Ein dritter Meilenstein war die Entscheidung unserer Gremien, das Wachstum des IZB ab 1998 auch über Banken zu finanzieren, da wir dadurch schneller wachsen konnten als mit einer rein staatlichen Finanzierung. VC Magazin: Aktuell stehen in Martinsried 23.000 m² und in Weihenstephan 2.500 m² zur Verfügung, die Auslastung liegt bei nahezu 100%. Wie viele könnten es in fünf, zehn oder 20 Jahren sein? Zobel: Die Auslastung ist dann hoffentlich noch immer um die 100% – das Wichtige ist, dass der Standort dann noch immer zu den Top-Standorten in Europa gehört. Wir haben keinen Master-Ausbauplan für die nächsten Jahre. Letztlich müssen wir sehen, wie sich die Nachfrage, aber auch das Angebot an geeigneten Laborflächen entwickeln. Mertz: Ein Gründerzentrum ist keine gewöhnliche Gewerbeimmobilie. Hier sollen junge Unternehmen für eine begrenzte Zeit optimale Startbedingungen finden. Wenn die Unternehmen dann erfolgreich sind und wachsen, sollen sie nach einer gewissen Zeit das Gründerzentrum auch wieder verlassen. So gibt es wieder Raum für neue, junge Start-ups. Gute Beispiele dafür sind Firmen wie Morphosys, Micromet oder Medigene. Ein Gründerzentrum sollte so groß sein, dass potenzielle Gründer immer einen Platz finden. Wichtig ist aber auch ein leistungsfähiges Angebot an gewerblichen Immobilien für Unternehmen, die aus dem IZB herauswachsen, denn wir wollen ja, dass diese Unternehmen am Standort bleiben. VC Magazin: Herr Dr. Zobel, im März überraschten Sie mit der Meldung, dass auf dem Campus Martinsried ein eigenes Boardinghouse entsteht. Was steht hinter dem Plan? Zobel: Wir möchten mit dem Boardinghouse Gastwissenschaftler auf dem Campus unterbringen, mit der zusätzlichen Gastronomie die Attraktivität des Campus verbessern und last, but not least wollen wir mit dem Faculty Club im Dachgeschoss einen Ort für die Unternehmen im IZB, für die Wissenschaftler der Max-Planck-Institute und für die Professoren der LMU und Großhadern schaffen, an dem Netzwerkbeziehungen gepflegt, neue Ideen ausgetauscht und vielleicht neue Firmen aus der Taufe gehoben werden. VC Magazin: Herr Dr. Mertz, wie schwierig war es, das Ministerium von diesen Plänen zu überzeugen? Mertz: Überlegungen für ein Boardinghouse im Zentrum des Campus gibt es schon seit Längerem, denn der Bedarf ist da. Bis jetzt fehlten aber die Mittel zur Umsetzung. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass der Bayerische Landtag mit dem Nachtragshaushalt 2012 jetzt kurzfristig die Möglichkeit eröffnet hat, das Projekt zu realisieren. VC Magazin: Welches sind in Ihren Augen die zukünftig größten Herausforderungen für Technologie- und Gründerzentren? Zobel: Wir hoffen, dass es auch in Zukunft viele mutige Menschen geben wird, die ein Unternehmen gründen möchten. Wir müssen die Öffentlichkeit über erfolgreiche Projekte informieren und für die Unternehmer eine Lanze brechen, um auf die Chancen hinzuweisen, die sich erfolgreichen Unternehmensgründern bieten. Die größte Herausforderung wird es sein, Venture Capital für bestehende, aber auch neue Unternehmen in ausreichendem Maß zu bekommen. Eine Kofinanzierung durch Fördergelder oder staatliche Fonds könnte die Finanzierbarkeit von Life Sciences-Gründungen verbessern. VC Magazin: Herr Dr. Zobel, wenn Sie einen Wunschkatalog ans Ministerium senden könnten – welche Punkte würden Sie darauf vermerken?  Zobel: Bleiben Sie dem IZB gewogen! Vertrauen Sie dem IZB-Team und machen Sie vielen Menschen Mut, sich selbstständig zu machen! Wir hoffen, dass es der Politik gelingt, die Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen so interessant wie in den Anfangsjahren der Biotechnologie zu gestalten und damit sicherzustellen, dass Bayern unter den Besten in Europa bleibt. VC Magazin: Welche Wünsche sind in Ihren Augen realisierbar, Herr Dr. Mertz? Mertz: Das Finanzierungsumfeld für Unternehmensgründer ist heute nicht einfach. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. So gewinnen Business Angels als Investoren immer mehr an Bedeutung. Bayern Kapital hat deshalb im vergangenen Jahr ein spezielles Finanzierungsmodell für Business Angels geschaffen, bei dem bis zu 70% des gemeinsamen Finanzierungsbetrages, maximal 1,5 Mio. EUR pro Jahr, finanziert werden können. In jedem Fall aber können sich Herr Dr. Zobel und sein Team auch weiterhin unserer Unterstützung sicher sein. Das IZB hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt ist. Dass diese Erfolgsgeschichte weitergeht, daran wollen wir auch in Zukunft gemeinsam arbeiten. VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!

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  Zu den Gesprächspartnern Dr. Ronald Mertz ist Abteilungsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (StMWIVT) im Bereich Innovation, Forschung und Technologie. Dr. Peter Hanns Zobel ist Geschäftsführer der IZB GmbH, die die Gründerzentren managt.