Private Equity-Personalmarkt leidet unter schwacher Konjunktur

Die Suche nach einer Stelle im Private Equity-Markt kann für Bewerber zum Dauer-Hürdernlauf werden.

Belebung für 2013 erhofft

„Das Stellenangebot von Beteiligungsgesellschaften ist zurzeit extrem gering, da viele derzeit im Fundraising sind“, sagt Guido Happe, Vorstand von Steinbach & Partner Executive Consultants. Und für ihre bisherigen Aufgaben seien die Gesellschaften ausreichend mit wirklich guten Leuten versorgt. „Die Nachfrage ist definitiv niedriger als 2010 und 2011“, ist sich Happe sicher. Neuen Bedarf in größerem Maße sieht der Berater erst dann wieder, wenn die Fonds es schaffen, neues Geld einzusammeln, und dann auch investieren. „Wenn die Zahl der Portfoliounternehmen wieder wächst, haben wir wahrscheinlich auch eine bessere Personalnachfrage“, erklärt er und prophezeit: „Das dürfte dann wohl erst im nächsten Jahr sein, da denke ich, dass der Markt wieder anziehen wird. Aber für 2012 sehe ich das kaum.“

Attraktive Branche für Bewerber

Insgesamt hat die Personalnachfrage in der Beteiligungsbranche – von der jetzigen Flaute einmal abgesehen – in den vergangenen Jahren zugenommen, wie Gaudenz Biveroni berichtet. Er ist Partner der Young & Professional AG in Zürich, die mit ihrem „empfehlungsbasierten Netzwerk“ schwerpunktmäßig den Schweizer Markt bearbeitet und sich dabei auf die Beratung und Vermittlung von jungen Leuten mit bis zu etwa fünf Jahren Berufserfahrung fokussiert. „Die Bewerbungen sind aufgrund der Attraktivität der Branche sehr zahlreich, insbesondere bei den größeren, bekannten Private Equity-Gesellschaften“, sagt Biveroni. Dies erlaubt den Unternehmen, die ohnehin hohen Anforderungskriterien aufrechtzuerhalten. „Am ehesten wird eine Kombination aus Strategieberater und Investmentmanager bzw. -analyst gesucht, mit einem Top-Universitätsabschluss“, so Biveroni. Fast immer würden M&A- sowie Restrukturierungserfahrung sehr gerne gesehen – rund drei bis fünf Jahre Erfahrung bei Top-Häusern seien erwünscht. Neulinge, die gerade von der Uni kommen, könnten in seltenen Fällen als Analysten einsteigen.

Markt- vor Zahlenorientierung

Nach Happes Einschätzung ist jungen Leuten oft nicht klar, was ein Investmentmanager macht, welche Fähigkeiten er mitbringen muss. Die Anforderungen hätten sich im Laufe der Zeit geändert. „Private Equity-Gesellschaften sind meist fokussiert auf Sanierung, Rebranding oder Internationalisierung ihrer Portfoliounternehmen“, sagt Happe. „Deshalb brauchen sie Leute mit entsprechender Erfahrung, das ist schon lange so. Aber auch Venture Capital-Gesellschaften haben sich bei den Anforderungen wegbewegt von der Zahlen- hin zur Marktorientierung; sie suchen nicht mehr Leute aus dem Finanzsektor, sondern eher solche mit Management- und Strategiequalitäten.“ Beim Personal-Recruiting nutzen Buyout-Firmen viel stärker als Wagniskapital-Gesellschaften ihr eigenes Netzwerk oder gehen über externe Berater. Große Player haben dabei eine eigene Rekrutierungsabteilung, die kleine Gesellschaften meist nicht haben. Venture Capital-Häuser schalten dagegen öfter auch Anzeigen, um Analysten oder Investmentmanager zu suchen.

Große Bandbreite beim Gehalt

Entsprechend der Erfahrung – im Buyout-Bereich sind auch zehn Jahre und mehr bei Bewerbern gern gesehen, im Venture-Bereich reichen oft schon drei Jahre – ist auch das Gehaltsgefüge unterschiedlich. Im Durchschnitt sind die Gehälter in den vergangenen Jahren leicht nach oben gegangen. Im Venture-Bereich reiche die Bandbreite, so Happe, von ca. 40.000 bis 50.000 EUR bei Einsteigern (Analysten) über 100.000 bis 110.000 EUR (inkl. Bonus) bei erfahrenen Investmentmanagern bis zu 200.000 bis 400.000 EUR bei Partnern. Im Buyout-Bereich ist Happe zufolge die Erfahrung der handelnden Personen größer und die Investmentvolumina höher – entsprechend lägen auch die Gehälter höher. Ein Investmentmanager liege bei 100.000 bis 120.000 EUR plus etwa 50% variable Vergütung, ein Senior Manager bei mindestens 150.000 EUR plus etwa 100% variabel. Ein Partner erhalte 500.000 bis 1 Mio. EUR oder noch mehr. Das seien in etwa die Größenordnungen, auch wenn im Einzelfall natürlich individuell verhandelt werde. Biveroni berichtet für die Schweizer Beteiligungsszene von Einstiegsgehältern ab etwa 90.000 CHF plus Bonus (10–20%). Die Vergütung sei manchmal langfristig angelegt, am Ende einer Fondslaufzeit winke oft noch ein Bonus.  

Wachstumsmarkt Cleantech

Die Personalsuche betrifft auch die Portfoliounternehmen. Hier ist der Bereich Cleantech bzw. Greentech ein seit Jahren wachsender Markt; die Beschäftigung im Sektor erneuerbare Energien stieg von 2004 bis 2010 von 160.500 auf 339.500 Mitarbeiter. Die Mannheimer GTS Green Technology Staffing hat sich darauf spezialisiert, qualifizierte Leute für solche Unternehmen zu vermitteln. „Wir sind auf der technischen, nicht auf der wirtschaftswissenschaftlichen Seite unterwegs“, sagt Conrad Eß von GTS. Die Unternehmen wollten neben einem entsprechenden Studienschwerpunkt und Praktika auch schon meist einschlägige Erfahrungen in dem jeweiligen Arbeitsbereich sehen – „frisches Wissen“ in der schnelllebigen und sehr innovativen Branche. Bewerber sollten authentisch hinter der „grünen Idee“ stehen. GTS sucht für Start-ups genauso wie für Dax-30-Unternehmen – das Recruiting läuft über Anzeigen und mit deutlich wachsender Tendenz über Social Media. Einsteiger verdienen ab etwa 45.000 EUR, Senior-Positionen können deutlich sechsstellig dotiert werden.

Fazit:

Beteiligungsgesellschaften bleiben attraktive Arbeitgeber mit meist ansprechenden Gehaltsperspektiven – allerdings ist die Zahl der zu besetzenden Stellen gering. Sobald die Zahl der Fondsclosings wieder steigt, sollte auch der Bedarf an Nachwuchskräften zunehmen. Junge Talente hoffen also auf ein besseres Fundraising-Umfeld.

Bernd Frank